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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Nachbar noch mal?«
    »Hervé Lefloc-Pignel.«
    Iris hob das Glas an die Lippen.
    »Ein attraktiver Mann«, murmelte sie dabei, »ein wirklich attraktiver Mann.«
    »Er ist verheiratet, Iris.«
    »Na und, er kann doch trotzdem attraktiv sein … Kennst du seine Frau? Wie ist sie so?«
    »Blond, zerbrechlich, etwas verwirrt …«
    »Aha. Dann ist es sicher keine sehr stabile Beziehung. Er war heute Abend allein da.«
    Joséphine begann den Tisch abzuräumen. Iris erkundigte sich, ob noch etwas Wein da sei. Joséphine schlug vor, noch eine Flasche zu öffnen.
    »Ich trinke abends gerne etwas … Das beruhigt mich.«
    »Bei all den Pillen, die du noch schluckst, solltest du lieber keinen Alkohol trinken …«
    Iris seufzte.
    »Sag, Jo, kann ich für eine Weile bei dir bleiben? Ich habe keine Lust, nach Hause zu gehen … Carmen deprimiert mich.«
    Joséphine stand über den Mülleimer gebeugt und kratzte die Essensreste von den Tellern, ehe sie sie in die Spülmaschine stellte. Wenn Iris hierbleibt, dachte sie, ist meine Zweisamkeit mit Zoé wieder dahin. Und dabei habe ich sie doch gerade erst wiedergefunden.
    »Zügle deine Begeisterung, Schwesterchen!«, höhnte Iris.
    »Nein … So ist das nicht gemeint, aber …«
    »Es wäre dir lieber, wenn ich nicht bliebe?«
    Joséphine riss sich zusammen. Sie war schon so oft bei Iris zu Gast gewesen. Sie drehte sich zu ihrer Schwester um und log.
    »Wir führen hier ein sehr ruhiges Leben. Ich fürchte, du wirst dich bei uns langweilen.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken! Ich werde mich schon beschäftigen. Es sei denn, du willst mich wirklich nicht hier haben.«
    Nein, nein, widersprach Joséphine, nicht doch. So wenig überzeugend, dass Iris gekränkt war.
    »Wenn ich daran denke, wie oft ich dich und die Mädchen bei mir aufgenommen habe. Aber kaum bitte ich dich einmal um einen Gefallen, schaltest du auf stur …«
    Sie hatte sich ein weiteres Glas Wein eingeschenkt und schwadronierte vor sich hin. Benommen vom Alkohol, bemerkte sie nicht den wütenden und gleichzeitig verletzten Blick, den Joséphine ihr zuwarf. Du hast uns nicht »aufgenommen«, Iris, wir haben dich besucht, das ist ein Unterschied.
    »Mein ganzes Leben lang war ich für dich da. Ich habe dich finanziell unterstützt, ich habe dich moralisch unterstützt. Nicht einmal dieses Buch hättest du ohne mich geschrieben! Ich war dein Antrieb, ich habe deinen Ehrgeiz geweckt.«
    Ein leises, ironisches Lachen schüttelte sie.
    »Ich war deine Muse! Das kann man ohne Übertreibung sagen! Du hast doch schon beim Gedanken daran, überhaupt zu existieren, vor Angst gezittert. Ich habe dich gezwungen, das Beste aus dir herauszuholen, ich bin für deinen Erfolg verantwortlich, und so dankst du es mir jetzt!«
    »Iris, du solltest lieber nichts mehr trinken«, sagte Joséphine und klammerte sich an einen Teller. »Du redest Unsinn.«
    »Stimmt es etwa nicht?«
    »Es hat dir sehr gut in den Kram gepasst, dass ich da war. Die Mädchen spielten mit Alexandre, und ich diente als Puffer zwischen dir und Philippe.«
    »Ja, genau, lass uns über den reden! In diesem Moment vögelt er wahrscheinlich gerade Miss Doolittle! Dottie Doolittle! Was für ein bescheuerter Name! Wahrscheinlich hat sie Löckchen und trägt bonbonrosa Kleidchen!«
    Ist Miss Doolittle blond oder brünett?, fragte sich Joséphine, während sie das Pulver in den Geschirrspüler schüttete. »Eine Phase« hatte Alexandre gesagt. Das bedeutete, dass er nicht in sie verliebt war. Dass er mit ihr nur seinen Spaß hatte. Dass er danach eine andere finden würde und noch eine und noch eine. Joséphine war nur eine von vielen gewesen. Eine Weihnachtsdekoration.
    »Ich frage mich, ob er mich betrogen hat, als wir noch zusammenlebten«, fuhr Iris fort und leerte ihr Glas. »Ich glaube, nicht. Dafür liebte er mich zu sehr. Was hat er mich geliebt! Weißt du noch?«
    Sie lächelte ins Leere.
    »Und eines Tages hört es einfach auf, und du weißt nicht, wieso. Eine große Liebe sollte doch ewig währen, oder nicht?«
    Joséphine ließ unvermittelt den Kopf hängen. Iris lachte schallend auf.
    »Für dich ist alles immer gleich so tragisch, Jo. So ist nun mal das Leben. Aber das kannst du nicht wissen, du hast ja nie etwas erlebt …«
    Sie betrachtete ihr leeres Glas und schenkte sich Wein nach.
    »Andererseits, was bringt es, so viel erlebt zu haben? Dass die Gefühle abstumpfen?«
    Sie seufzte.
    »Aber der Schmerz stumpft nicht ab. Komisch, nicht? Die Liebe

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