Der langsame Walzer der Schildkroeten
geheult hatte, als sie gegangen waren. Sie hatten alles für die Feier vorbereitet, während Iris mürrisch in der Ecke stand und nur widerwillig und unter feindseligem Schweigen einmal mit anfasste. Die ersten Gäste ignorierte sie.
Bis Hervé Lefloc-Pignel auftauchte.
Joséphine stellte sich neben Iphigénie.
»Sagen Sie, verlässt Madame Lefloc-Pignel denn nie ihre Wohnung?«, flüsterte sie ihr ins Ohr.
»Also, ich sehe sie nie. Sie öffnet mir nicht mal die Tür, wenn ich die Post raufbringe. Ich lege sie immer auf die Fußmatte.«
»Ist sie krank?«
Iphigénie deutete mit einem Finger auf ihre Schläfe. »Krank im Kopf … Der arme Mann! Er kümmert sich um die Kinder. Anscheinend läuft sie den ganzen Tag im Morgenmantel rum. Einmal hat man sie unten auf der Straße gefunden. Sie redete wirres Zeug, rief um Hilfe, behauptete, sie werde verfolgt … Manche Frauen wissen einfach nicht, was für ein Glück sie haben. Wenn ich so einen attraktiven Mann hätte, so eine große Wohnung und drei hübsche Kinderchen, dann würde ich garantiert nicht im Morgenmantel durch die Gegend laufen, das können Sie mir glauben! Ich würde den ganzen Tag nur Freudentänze aufführen!«
»Ich habe gehört, dass sie durch einen schrecklichen Unfall ein Baby verloren hat. Vielleicht hat sie sich davon nie erholt …«
Iphigénie schniefte mitleidig. Ein solches Unglück erklärte sicherlich den Morgenmantel.
»Ihre kleine Feier ist ein voller Erfolg! Sind Sie zufrieden?«
Iphigénie reichte ihr einen Champagnerkelch und hob ihr Glas.
»Auf meine gute Fee!«
Schweigend tranken sie und beobachteten die Gäste.
»Monsieur Sandoz ist ja ziemlich früh wieder gegangen … Ich glaube, er mag Sie, Iphigénie …«
»So ein Quatsch! Gestern erst hat er mich als Vampirin bezeichnet! Also, da gibt es wirklich bessere Liebeserklärungen! Wie auch immer, morgen muss ich alles sauber machen und den Müll rausbringen!«
»Ich kann Ihnen helfen, wenn Sie wollen …«
»Kommt überhaupt nicht infrage. Morgen ist Sonntag, und Sie schlafen aus.«
»Sie müssen aber alles wieder ordentlich herrichten, damit sich die Bassonnière nicht beschwert.«
»Ach, die. Soll sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst! So ein bösartiges Weib! Bei manchen Menschen fragt man sich wirklich, warum der liebe Gott sie am Leben lässt.«
»Iphigénie! Sagen Sie so etwas nicht! Sie bringen ihr noch Unglück!«
»Ach was! Die ist unverwüstlich wie eine Kakerlake …«
Monsieur Merson, der gerade hinter ihnen vorbeiging, hob sein Glas und wisperte: »Also dann, meine Damen … Auf die Kakerlake!«
An diesem Abend ging Zoé nicht nach unten in den Keller. Sie blieb bei ihrer Mutter und ihrer Tante. Am liebsten hätte sie laut gesungen und geschrien. Vorhin, auf Iphigénies Party, hatte Gaétan ihr zugeflüstert: »Zoé Cortès, ich bin verliebt in dich.« Ihr Körper hatte zu glühen begonnen. Gaétan hatte immer weiter in ihr Ohr geflüstert, während er sein Glas an den Mund hielt und so tat, als trinke er. Er hatte so irre Sachen gesagt wie: »Ich bin so sehr in dich verliebt, dass ich eifersüchtig auf deine Kopfkissen bin!« Und dann war er ein Stück weggegangen, damit niemand etwas bemerkte, und er war ihr groß vorgekommen, so groß. War es möglich, dass er seit gestern Abend gewachsen war? Und irgendwann danach war er noch mal zu ihr gekommen und hatte gesagt: »Heute Abend kann ich nicht in den Keller runterkommen, aber ich lege meinen Pullover unter eure Fußmatte, dann denkst du beim Einschlafen an mich.« Und da war der Knoten in ihrer Kehle geplatzt, und sie hatte geantwortet: »Ich bin auch in dich verliebt«, und er hatte sie dermaßen ernst angeguckt, dass sie beinahe angefangen hätte zu weinen. Vor dem Schlafengehen würde sie den Pullover unter der Fußmatte rausholen und ihn mit ins Bett nehmen.
»Woran denkst du denn, Schatz?«, fragte Joséphine.
»An Du Guesclin. Darf er in meinem Zimmer schlafen?«
Iris leerte die Flasche Bordeaux und verdrehte die Augen.
»So ein Hund ist doch einfach nur blöd, ständig muss man sich um ihn kümmern! Wer soll denn zum Beispiel abends mit ihm rausgehen?«
»Ich!«, rief Zoé.
»Nein!«, entgegnete Joséphine. »Du gehst um diese Zeit nicht mehr nach draußen, ich mache das …«
»Siehst du, schon geht’s los«, seufzte Iris.
Zoé gähnte und erklärte, sie sei müde. Sie gab ihrer Mutter und ihrer Tante einen Gutenachtkuss und ging ins Bett.
»Wie heißt dein gut aussehender
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