Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
Weiterlaufen.
    Luca sah ihnen nach.
    »Ich bin nicht der Einzige mit Problemen!«
    Das ist der richtige Moment, um ihm zu erzählen, was dich bedrückt. Na los, mach schon, redete sich Joséphine zu.
    »Ich auch … Ich habe auch Probleme.«
    Luca zog erstaunt eine Braue hoch.
    »Mir sind zwei Dinge passiert, etwas sehr Unangenehmes und etwas Unglaubliches«, sagte Jo und bemühte sich, ihre Stimme munter klingen zu lassen. »Womit soll ich anfangen?«
    Ein schwarzer Labrador stürzte sich direkt vor ihnen ins Wasser. Luca wandte seine Aufmerksamkeit von ihr ab und beobachtete den Hund, der in den grünlichen See sprang. Sein Herrchen hatte ihm einen Ball ins Wasser geworfen, und er paddelte heftig mit den Beinen, um ihn zu erreichen. An seinem schwarzen, glänzenden Fell sammelten sich flüssige Perlen, die Enten flogen hektisch auf und ließen sich ein Stück weiter entfernt wieder nieder.
    »Diese Hunde sind unglaublich!«, rief Luca. »Sehen Sie sich das an!«
    Das Tier kam zurück. Er schüttelte sich, dass die Tropfen in alle Richtungen flogen, und lief dann zu seinem Herrchen, um ihm den Ball vor die Füße zu legen. Er wedelte mit dem Schwanz und bellte, damit das Spiel von Neuem begänne. Und jetzt?, fragte sich Joséphine, während ihr Blick dem erneut durch die Luft fliegenden Ball und dem ins Wasser stürmenden Hund folgte.
    »Was sagten Sie gerade, Joséphine?«
    »Ich sagte, dass mir zwei Sachen passiert sind, eine schlimme und eine merkwürdige.«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln, um ihren Worten die Schwere zu nehmen.
    »Ich habe eine Postkarte von Antoine bekommen … Sie wissen schon, von meinem Mann …«
    »Aber ich dachte, er wäre …«
    Er wagte das Wort nicht auszusprechen, und Joséphine half ihm: »Tot?«
    »Ja. Sie haben doch gesagt, dass …«
    »Das dachte ich auch.«
    »Das ist in der Tat merkwürdig.«
    Joséphine wartete darauf, dass er eine Frage stellen, eine Vermutung äußern würde, woraufhin sie über diese Neuigkeit hätten reden können, aber er runzelte lediglich die Stirn und fragte: »Und was ist noch passiert? Das Schlimme?«
    Was? Ich erzähle ihm, dass ein Toter Postkarten schreibt, eine Briefmarke kauft, sie auf die Karte klebt und diese dann einwirft, und er fragt nur: Was gibt’s sonst noch? Das erscheint ihm völlig normal. Die Toten stehen nachts wieder auf, um ihre Briefe zu schreiben. Aber natürlich, die Toten sind ja überhaupt nicht tot, sondern stehen in der Schlange vor dem Postschalter, deshalb muss man da auch immer so lange warten. Sie holte Luft und platzte heraus: »Und ich wäre um ein Haar ermordet worden!«
    »Ermordet? Sie? Joséphine? Das ist doch nicht möglich!«
    Und wieso nicht? Wäre ich vielleicht keine schöne Leiche? Entspreche ich nicht dem gewünschten Typ?
    »Als ich Freitagabend nach unserem verpassten Treffen nach Hause gegangen bin, hat jemand auf mich eingestochen, mitten ins Herz. So!«
    Sie schlug sich auf die Brust, um ihren Satz zu unterstreichen, und fand sich selbst lächerlich. Als Opfer in einer Meldung aus der Rubrik »Vermischtes« war sie einfach nicht glaubwürdig. Er denkt bestimmt, dass ich mich interessant machen will, um mit seinem Bruder zu konkurrieren.
    »Das ergibt doch keinen Sinn! Wenn man Ihnen wirklich ins Herz gestochen hätte, wären Sie jetzt tot …«
    »Ein Schuh hat mich gerettet. Antoines Schuh …«
    Sie schilderte ihm, was passiert war. Er hörte zu, den Blick auf ein paar Tauben in der Luft gerichtet.
    »Haben Sie das bei der Polizei gemeldet?«
    »Nein. Ich wollte nicht, dass Zoé davon erfährt.«
    Er musterte sie skeptisch.
    »Ich bitte Sie, Joséphine! Wenn Sie überfallen wurden, müssen Sie zur Polizei gehen!«
    »Was soll das heißen, ›wenn‹? Natürlich bin ich überfallen worden.«
    »Stellen Sie sich vor, der Kerl überfällt noch jemanden, dann wären Sie dafür verantwortlich. Sie hätten einen Toten auf dem Gewissen.«
    Nicht genug damit, dass er sie nicht in die Arme nahm, um sie zu trösten, dass er nicht sagte, ich bin da, ich werde Sie beschützen, nein, jetzt redete er ihr auch noch Schuldgefühle ein und dachte an das nächste Opfer. Sie sah ihn hilflos an. Gab es denn nichts, was diesen Mann erweichen konnte?
    »Glauben Sie mir nicht?«
    »Doch, natürlich … Ich glaube Ihnen. Ich rate Ihnen lediglich, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten.«
    »Sie scheinen sich ja gut auszukennen!«
    »Dank meinem Bruder habe ich Erfahrung mit der Polizei. Ich kenne fast alle Reviere in

Weitere Kostenlose Bücher