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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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rundlich, sprunghaft, er ernsthaft und mager. Ihre Augen rollten unablässig hin und her, und sie bemühte sich hartnäckig, ihren Blick auf einen bestimmten Punkt zu fixieren; er runzelte die Stirn und bewegte seine langen Mönchsfinger wie riesige Scheren. Sie glichen einer Verbindung aus Dracula und Schneewittchen. Ein weltentrücktes Paar. Sie fragte sich, wie sie es bloß geschafft hatten, Kinder zu zeugen. Er hatte sich wohl in einem enthemmten Moment auf sie gelegt und dabei seine spitzen Finger eingezogen, um sie nicht zu verletzen. Zwei unbeholfene Libellen, die sich am blauen Himmel paarten. Wir müssen unsere Kinder schützen, erklärte Madame van den Brock, wenn er auf Frauen losgeht, kann er sich auch an den Kleinsten vergreifen. Schon, aber was können wir dagegen tun? Was tun? Sie schüttelte den Kopf und den schütteren, von zwei langen, dünnen Nadeln durchstochenen Haarknoten. Sie hatten vorgeschlagen, die Väter sollten nach Einbruch der Dunkelheit in der Nachbarschaft patrouillieren. Joséphine hatte gelächelt, damit könne sie leider nicht dienen, und als sie sie fragend ansahen, hatte sie als Erklärung hinzugefügt: Ich meine den Vater, ich habe keinen Mann. Sie hatten kurz gestockt, um ihren Scherz zu verdauen, ehe sie fortfuhren, von der Polizei haben wir nichts zu erwarten, wir haben hier keine Priorität, die Vorstädte brennen, da bleiben die besseren Viertel auf der Strecke … Leise Bitterkeit schwang in ihrem letzten Halbsatz mit und brachte einen Missklang in den bis dahin so verantwortungsvollen, ernsten Ton.
    Joséphine hatte sich dafür entschuldigt, dass sie sich nicht am Kriegseinsatz beteiligen könne, und hinzugefügt, dass sie sich weigere, ihr Leben von Angst bestimmen zu lassen. Von jetzt an würde sie sich in Acht nehmen und Zoé abends von der Schule abholen, aber sie würde nicht in Panik verfallen. Sie hatte vorgeschlagen, die Kinder abwechselnd abzuholen – die van den Brocks, die Lefloc-Pignels und Zoé besuchten dieselbe Schule. Sie hatten beschlossen, nach den Feiertagen noch einmal darüber zu reden.
    »Ich werde Hervé Lefloc-Pignel sagen, er soll bei Ihnen vorbeischauen, er ist sehr beunruhigt«, erklärte Monsieur van den Brock. »Seine Frau traut sich nicht mehr aus dem Haus. Sie öffnet nicht einmal mehr der Concierge die Tür.«
    »Sagen Sie, finden Sie diese Concierge, die alle drei Wochen ihre Haarfarbe wechselt, nicht auch seltsam?«, hatte Madame van den Brock besorgt gefragt. »Wäre es nicht möglich, dass sie einen Freund hat, der …?«
    »Der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und mit einem großen Messer hinter dem Rücken durch die Gegend streunt?«, hatte Joséphine zurückgefragt. »Nein, ich glaube nicht, dass Iphigénie etwas mit der Sache zu tun hat!«
    »Ich habe gehört, ihr Lebensgefährte habe Probleme mit der Polizei gehabt …«
    Beim Abschied hatten sie versprochen, Hervé Lefloc-Pignel zu ihr zu schicken, sobald sie ihn sahen.
    Am Ende muss ich noch das ganze Haus beruhigen, hatte Joséphine geseufzt, als sie an jenem Abend die Tür hinter ihnen schloss. Das nennt man wohl Ironie, ich bin diejenige, die überfallen wurde, und jetzt beschwichtige ich meine Nachbarn! Gut, dass ich niemandem davon erzählt habe, ich wäre sonst noch zu einer Attraktion geworden.
    Im ersten Stock ihres Hauses wohnten ein Sohn und seine Mutter, die Pinarellis. Er musste um die fünfzig Jahre alt sein, sie etwa achtzig. Er war groß, mager, hatte schwarz gefärbtes Haar und sah aus wie eine ältere Version von Anthony Perkins in Psycho . Wenn man ihm begegnete, lächelte er seltsam, ein Lächeln, bei dem sich nur ein Mundwinkel leicht hob, als misstraue er einem und fordere sein Gegenüber auf, zur Seite zu treten. Er arbeitete nicht, wahrscheinlich diente er seiner Mutter als Gesellschafter. Jeden Morgen verließen sie gemeinsam das Haus und gingen einkaufen. Sie bewegten sich mit kleinen Schritten und hielten einander bei der Hand. Er zog den Einkaufstrolley hinter sich her, sie hielt die Einkaufsliste in ihren verkrampften Fingern. Die Alte war ein herrischer Feldwebel. Sie nahm kein Blatt vor den Mund und verteilte bissige Kommentare, wie sie typisch sind für alte Menschen, die glauben, aufgrund ihres hohen Alters gälten die Regeln der Höflichkeit für sie nicht mehr. Joséphine hielt ihnen jedes Mal die Tür auf. Sie bedankten sich nie, gingen grußlos an ihr vorbei und passierten die Tür wie zwei königliche Hoheiten ein Ehrenspalier.
    Die

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