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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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knallrot anlief. »Hat er dir Avancen gemacht?«
    »Nein! Hortense redet Unsinn!«
    »Das hieße ja nur, dass dieser Mann einen ausgesprochen guten Geschmack hätte!«, entgegnete Philippe lächelnd. »Aber wenn es der ist, den ich kenne, ist er nicht der Typ, der anderen Frauen schöne Augen macht.«
    »Er siezt mich und weigert sich, mich beim Vornamen zu nennen, stattdessen besteht er auf Madame Cortès! Wir sind weit entfernt von Vertraulichkeiten oder einem Flirt!«
    »Dann muss es derselbe Mann sein«, sagte Philippe. »Bankier, attraktiv, streng, verheiratet mit einer jungen Frau aus bester Familie. Ihrem Vater gehört eine Geschäftsbank, deren Leitung er seinem Schwiegersohn übertragen hat …«
    »Sie habe ich noch nie gesehen«, entgegnete Joséphine.
    »Sie ist blond, sehr zurückhaltend und diskret, redet kaum und bleibt stets im Hintergrund, wenn er dabei ist. Sie haben drei Kinder, glaube ich. Wenn ich mich recht erinnere, haben sie eines verloren, das erste, es wurde überfahren. Mit neun Monaten. Seine Mutter hatte es in seinem Babysitz in der Tiefgarage auf den Boden gestellt, während sie ihre Schlüssel suchte, und es wurde von einem Auto überrollt.«
    »Mein Gott!«, schrie Joséphine auf. »Dann könnte ich verstehen, wenn sie am Boden zerstört wäre, die arme Frau!«
    »Es war furchtbar. Keiner seiner Kollegen wagte darüber zu reden. Sobald jemand versuchte, ihm sein Beileid auszusprechen, brachte er ihn mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen!«
    »Ihr wärt euch beinahe begegnet, er war kurz hier, um mit mir zu reden, bevor du gekommen bist.«
    »Ich hatte früher geschäftlich mit ihm zu tun. Ein empfindlicher, schwieriger Mensch und gleichzeitig sehr charmant, gewandt und gebildet. Unter uns nannten wir ihn Two-Face.«
    »Wie die Figur aus Batman?«, fragte Gary belustigt.
    »Er ist ein kluger Kopf. ÉNA , École Polytechnique, Hochschule für Bergbau. Ich glaube, er hat auch überall einen Abschluss gemacht. Er hat vier Jahre in Harvard unterrichtet. Hatte Angebote vom MIT . Wenn er sprach, hörten alle anderen respektvoll zu …«
    »Ganz genau! Das ist unser Nachbar, und er steht auf Maman! Das wird noch spannend«, rief Hortense.
    »Wo bleibt denn Zoé? Ich habe Hunger«, sagte Gary. »Das riecht gut, Jo!«
    »Sie wollte ihre Geschenke in ihr Zimmer bringen«, antwortete Shirley.
    »Ich richte schon einmal den Lachs und die Gänseleberpastete an, das wird sie bestimmt zurücklocken«, beschloss Joséphine. »Ihr könnt euch ja schon an den Tisch setzen, ich habe an jeden Platz ein kleines Namensschild gestellt.«
    »Ich komme mit, jetzt bin ich dran mit Verschwinden!«, erklärte Shirley.
    Sie schloss die Küchentür hinter sich und richtete einen Finger auf Joséphine.
    »Und jetzt erzählst du mir alles!«, befahl sie. »Der Truthahn war doch bloß eine Ausrede!«
    Joséphine wurde rot und griff nach einer Platte für die Gänseleberpastete.
    »Er hat mich geküsst!«
    »Na, endlich! Ich hatte mich schon gefragt, worauf er denn noch wartet!«
    »Aber er ist mein Schwager! Hast du das vergessen?«
    »Und? War es schön? Ihr habt euch jedenfalls reichlich Zeit gelassen. Wir haben uns schon gefragt, wo ihr bleibt.«
    »Es war schön, Shirley, einfach wunderschön! So schön, wie ich es mir niemals erträumt hätte! Das ist also ein Kuss! Ich habe gezittert. Am ganzen Körper! Mit dem heißen Ofengriff im Rücken!«
    »Es wurde ja auch langsam Zeit, findest du nicht?«
    »Mach dich nur lustig über mich!«
    »Überhaupt nicht! Ich zolle dir höchsten Respekt für diesen stürmischen, wahrhaftigen Kuss.«
    Mit der Spitze eines in kochendes Wasser getauchten Messers löste Joséphine die Gänseleberpastete aus der Schale, richtete sie auf der Platte an, umringte sie mit Gelee und Salatblättern und fragte: »Und was soll ich jetzt machen?«
    »Du servierst sie mit Toast …«
    »Nein, du dumme Kuh! Mit Philippe?«
    »Du sitzt in der Scheiße! Deep, deep shit! Welcome im Klub der unmöglichen Beziehungen!«
    »Ich wäre lieber Mitglied in einem anderen Klub! Ernsthaft, Shirley … Was soll ich jetzt tun?«
    »Leg den Lachs auf eine Platte, steck das Brot in den Toaster, öffne eine schöne Flasche Wein, leg die Butter in eine hübsche Schale, schneide Zitronenscheiben für den Lachs … Du bist noch lange nicht fertig!«
    »Vielen Dank auch, du bist mir eine große Hilfe! Mein Hirn steht in Flammen, mein Herz sagt: Bravo, du hast dich gehen lassen, du hast endlich die Leidenschaft

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