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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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herrisch, er stieß sie gegen die heiße Ofentür, sie zuckte zurück, versuchte sich zu befreien, er hielt sie fest, sodass sie sich nicht rühren konnte, drängte sich in ihren Mund, erkundete ihn, als suchte er noch etwas Füllung, ein wenig von dieser Füllung, die sie mit ihren Fingern geknetet hatte, als leckte er an ihren Fingerspitzen, die die Masse walkten, der Geschmack von Backpflaumen traf seinen Gaumen, das Wasser lief ihm im Mund zusammen, »Philippe«, stöhnte sie, »oh, Philippe!« Sie klammerte sich an ihn, presste ihren Mund auf seinen. »So lange schon, Jo, so lange schon …«, und er stürzte sich auf die weiße Schürze, zerknitterte sie, raffte sie hoch, stieß Joséphine zurück gegen die gläserne Ofentür, drang in ihren Mund ein, schob die weiße Bluse auseinander, streichelte die warme Haut, ließ seine Finger zu ihren Brüsten hinunterwandern, presste die Lippen auf das kleinste Stück Haut, das er der Bluse, der Schürze entriss, und machte so zahllosen Tagen quälenden Wartens ein Ende.
    Lautes Gelächter aus dem Wohnzimmer ließ sie zusammenzucken.
    »Warte!«, flüsterte Joséphine und befreite sich aus seinen Armen. »Philippe, sie dürfen uns nicht …«
    »Das ist mir egal, du glaubst gar nicht, wie egal mir das ist!«
    »Wir dürfen nicht weitermachen …«
    »Nicht weitermachen?«, rief er.
    »Ich meine …«
    »Joséphine! Leg die Arme wieder um mich, ich habe nicht gesagt, dass es schon genug ist …«
    Es war eine andere Stimme, ein anderer Mann. Diesen Mann kannte sie nicht. Von einer neuen Sorglosigkeit mitgerissen, ließ sie sich gegen ihn sinken. Er hatte recht. Es war ihr egal. Sie wollte nur weitermachen. Das also war ein Kuss? Es war genau wie in den Büchern, wenn sich der Boden unter einem auftut, wenn die Berge zusammenstürzen, diese Kraft, die sie in die Lüfte hob und sie ihre Schwester, ihre beiden Töchter im Wohnzimmer, den narbengesichtigen Obdachlosen in der Métro und Lucas traurige Augen vergessen ließ, um sie in die Arme eines Mannes zu schleudern. Und welches Mannes! Iris’ Ehemann! Sie wich zurück, er fing sie ein, schloss die Arme fest um sie, fixierte sie von den Zehen bis zum Halsansatz, als wollte er sich sicher und fest abstützen, für alle Ewigkeit, und flüsterte: »Und jetzt kein Wort mehr!«
    An der Küchentür stand Zoé, die Arme voller Päckchen, die sie in ihr Zimmer bringen wollte, und starrte sie an. Eine Weile rührte sie sich nicht von der Stelle und beobachtete ihre Mutter in den Armen ihres Onkels, dann senkte sie den Kopf und schlich auf Zehenspitzen in ihr Zimmer.
    »Auf wen warten wir denn jetzt schon wieder?«, fragte Shirley. »Das ist die reinste Zaubervorstellung heute Abend, einer nach dem anderen verschwindet!«
    Philippe und Joséphine waren aus der Küche zurückgekehrt und berichteten, wie sie den Truthahn vor dem Austrocknen gerettet hatten. Ihre Ausgelassenheit stand in scharfem Kontrast zum zurückhaltenden Beginn des Abends, und Shirley warf ihnen einen neugierigen Blick zu.
    »Wir warten auf Zoé und ihren geheimnisvollen Gast!«, antwortete Hortense seufzend. »Wir wissen immer noch nicht, wer es ist.«
    Sie musterte sich im Spiegel über der Kommode, zupfte an einer Strähne und strich sie sich hinters Ohr, verzog missmutig das Gesicht und zog sie wieder nach vorne. Sie hatte gut daran getan, sich nicht die Haare schneiden zu lassen. Ihr Haar war dicht und glänzend, und sein rötlicher Schimmer unterstrich das Grün ihrer Augen. Noch so eine Idee dieser Jammergestalt Agathe, die blindlings jedem Befehl der Zeitschriften folgt! Wo die blöde Kuh wohl Weihnachten feiert? Mit ihren Eltern in Val d’Isère oder in irgendeinem Londoner Nachtklub mit ihren galgengesichtigen Freunden? Ich werde ihnen verbieten, jemals wieder die Wohnung zu betreten. Ich ertrage ihre stumpfen Blicke nicht mehr. Sogar Gary glotzen sie an.
    »Vielleicht ist es ja jemand aus dem Haus?«, rätselte Shirley. »Sie hat erfahren, dass jemand heute Abend allein ist, und hat ihn oder sie eingeladen.«
    »Ich wüsste nicht, wer das sein sollte«, antwortete Joséphine nachdenklich. »Die van den Brocks feiern mit Verwandten, die Lefloc-Pignels auch, die Mersons …«
    »Lefloc-Pignel?«, wiederholte Philippe. »Ich kenne einen Lefloc-Pignel, einen Bankier. Hervé, glaube ich.«
    »Ein wahnsinnig attraktiver Mann«, betonte Hortense, »und er verschlingt Maman mit Blicken!«
    »Tatsächlich …«, bemerkte Philippe und musterte Joséphine, die

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