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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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glauben, dass du zwanzig Jahre mit ihm zusammen warst! Er war total pingelig, was solche unwichtigen Dinge betraf, und alles andere überforderte ihn. Das musst du doch noch wissen, Maman, wach auf, reiß dich mal zusammen!«
    »Da ist noch etwas anderes merkwürdig …«
    Joséphine erzählte ihnen von den verschwundenen Bonuspunkten.
    »Was ist damit? Ist das nicht ein Beweis dafür, dass er noch am Leben ist? Nur zwei Menschen hatten diese Intermarché-Karte: er und ich.«
    »Vielleicht hat sie ihm jemand gestohlen …«, mutmaßte Hortense.
    Schweigend sahen sie einander an.
    »Und hat sie dann nicht gleich benutzt? Wer würde denn zwei Jahre warten, ehe er die Punkte einlöst? Nein, das ergibt keinen Sinn.«
    »Vielleicht hast du recht«, gab Hortense zu. »Aber die Briefe hat er nicht geschrieben, da bin ich mir sicher.«
    »Er ist zurückgekommen und wagt nicht, sich zu erkennen zu geben, weil er so tief gesunken ist. Also schreibt er diese Briefe und lebt von meinen Bonuspunkten, bis er sich wieder aufgerappelt hat und das Leben führen kann, das er sich erträumt … So war euer Vater immer schon: ein sanftmütiger Träumer, der zwischen die Mahlsteine des Lebens geriet. Mich wundert das gar nicht so sehr …«
    Du Guesclin hatte sich vor Joséphines Füße gelegt, und sein Blick wanderte von einer zur anderen, als lauschte er ihren Argumenten.
    »Was den Mann in der Métro angeht, da stimme ich dir zu«, fügte Joséphine hinzu. »Ich habe genau das Gleiche gedacht. Vielleicht hast du auch recht, was die Briefe betrifft, du kennst Mylène, aber da sind immer noch die gestohlenen Punkte, und das habe ich nicht geträumt. Iphigénie war dabei, sie kann es dir bestätigen …«
    Da hörten sie plötzlich Zoés leise, zitternde Stimme.
    »Das mit den Intermarché-Punkten war ich. Ich hatte die Karte aus Papas Portemonnaie genommen, als wir in Kilifi waren, um damit Verkäuferin zu spielen, und er hat gesagt, ich dürfe sie behalten, er brauche sie ja nicht mehr. Und irgendwann habe ich sie dann auch wirklich benutzt. Zum ersten Mal vor ungefähr sechs Monaten …«
    »Aber wozu denn?«, fragte Joséphine, die aus ihrer Benommenheit erwachte.
    »Wegen Paul Merson. Wenn wir uns in seinem Keller getroffen haben, sollte jeder etwas mitbringen, und ich habe mich nicht getraut, es dir zu sagen, weil du dann so viele Fragen gestellt hättest, und …«
    »Wer ist Paul Merson?«, fragte Hortense neugierig.
    »Das ist ein Junge aus dem Haus. Zoé trifft sich oft mit ihm und einigen anderen unten in seinem Keller«, antwortete Joséphine. »Sprich weiter, Zoé …«
    Zoé atmete tief durch und fuhr fort: »Aber Gaétan und Domitille hatten ja kein Geld, weil ihr Vater so streng ist und sie nichts dürfen, manchmal müssen sie sogar an bestimmten Tagen bestimmte Farben anziehen…«
    »Was redest du da für einen Quatsch? Ich verstehe kein Wort! Komm endlich zur Sache, Zoé!«, sagte Hortense.
    »Also habe ich mit den Punkten auf Papas Karte für alle eingekauft …«
    »Ach so«, murmelte Joséphine. »Jetzt verstehe ich …«
    »Und das macht meine Theorie noch wahrscheinlicher!«, trumpfte Hortense auf. »Die Briefe hat Mylène geschrieben, der Mann in der Métro sah Papa ähnlich, aber er war es nicht, und die Bonuspunkte hat Zoé verbraucht! Meine Güte, höchste Zeit, dass ich zurückgekommen bin, ihr seid ja gemeingefährlich, wenn man euch allein lässt! Du, Maman, siehst Gespenster, und Zoé geht auf Gangbang-Partys im Keller! Redet ihr denn nie miteinander?«
    »Ich wollte es euch nicht sagen, damit ihr euch keine falschen Hoffnungen macht …«, entschuldigte sich Joséphine.
    »Und das Resultat: totales Chaos! Zoé, hast du dir deshalb den Flat Daddy ausgedacht?«
    »Mhmm … Ich dachte, er würde bald zurückkommen, und so käme uns die Wartezeit nicht so lang vor.«
    »Du hast mich belogen, Zoé«, sagte Joséphine. »Du hast gestohlen, und du hast mich belogen …«
    Zoé wurde rot.
    »Das war in der Zeit, als wir nicht mehr miteinander geredet haben …«, stammelte sie. »Da konnte ich dir das doch nicht sagen. Du hast deine Dummheiten gemacht und ich meine!«
    »So ein Schlamassel!«, seufzte Joséphine. Hortense versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, aber als sie die bedrückten Mienen ihrer Mutter und ihrer Schwester sah, ließ sie davon ab und wandte sich wieder ihren Schlussfolgerungen zu.
    »Okay … Als Erstes müssen wir mit Mylène reden. Damit sie aufhört, uns gefälschte Briefe zu

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