Der langsame Walzer der Schildkroeten

Gesichtsfarbe an das Weiß einer Waschschüssel erinnerte.
    Das warme Tuch mitten im Juli und dieses Zittern am ganzen Leib, das sah doch nicht gut aus.
    »Ich hab sie zu allen möglichen Untersuchungen geschleppt. Sie hat nichts …«, antwortete Marcel.
    »Es würde mir sehr helfen, wenn ich die Namen von ein, zwei Personen wüsste, die ihr möglicherweise Böses wollen. Es könnte mich auf die richtige Spur führen … Nennen Sie mir aufs Geratewohl ein paar Namen, Josiane.«
    Josiane konzentrierte sich, blieb aber stumm.
    »Versuchen Sie, nicht nachzudenken. Nennen Sie mir einfach Namen, die Ihnen gerade in den Sinn kommen.«
    »Marcel, Junior, René, Ginette …«
    »Also so was, nein … wir doch nicht!«, rief Marcel.
    »Vielleicht kommt es ja von Ihrer Seite«, sagte Madame Suzanne und wandte sich zu ihm um. »Ein Konkurrent? Ein entlassener Mitarbeiter?«
    Verblüfft sahen sie einander an. Marcel wischte sich über die Stirn, René kaute auf einem Zahnstocher herum. Junior zappelte in seinem Babysitz und stieß wütende Schreie aus.
    »Sei still, Junior, das ist eine ernste Sache!«, schimpfte Marcel.
    »Nein … lassen Sie ihn«, unterbrach ihn Madame Suzanne. »Er versucht uns etwas zu sagen. Na los, mein Engelchen. Sprich zu uns …«
    Da begann Junior in seinem Sitz auf und ab zu hüpfen und immer wieder die gleichen seltsamen Gesten zu machen: Er imitierte einen Propeller, der über seinem Kopf kreiste, und blubberte geräuschvoll mit den Lippen.
    »Dem zerreißt’s die Eingeweide vor Hunger, und er ist sauer, weil sich keiner um ihn kümmert«, übersetzte Marcel. »Diese kleinen Würmchen sind egoistisch, und wenn die Kohldampf haben, kennen die nix anderes mehr!«
    Madame Suzanne bedeutete ihm, still zu sein, und sah Junior tief in die Augen.
    »Dieses Kind will uns etwas sagen …«
    »Der kann doch noch gar nicht sprechen, er ist fünfzehn Monate alt!«, rief René.
    »Auf seine Weise versucht er, mit uns zu kommunizieren.«
    Junior beruhigte sich auf der Stelle und strahlte sie an. Er reckte den Daumen in die Höhe, als wollte er sagen: Super, altes Mädchen, Sie sind auf der richtigen Spur, und begann wieder einen Hubschrauber zu imitieren.
    »Man könnte meinen, wir spielen hier Pictionary!«, sagte René verblüfft. »Der Knirps will uns ja tatsächlich was sagen!«
    »Hatten Sie einmal eine Beziehung zu einem Piloten?«, erkundigte sich Madame Suzanne bei Josiane, ohne das Kind aus den Augen zu lassen.
    »Nein«, antwortete Josiane. »Weder Pilot noch Matrose oder Soldat. Ich steh nicht auf Männer in Uniform. Und sonst hab ich genommen, was eben so kam …«
    »Tolles Kompliment, was, Marcel!«, bemerkte René lachend.
    »Halt die Klappe, du ruinierst noch die Schwingungen!«, brachte Marcel ihn zum Schweigen.
    »Vielleicht jemand, der einen Heiligenschein trug oder einen großen Hut?«, bemühte sich Madame Suzanne weiter, Juniors beharrliche Gesten zu interpretieren.
    »Ein Schafhirte?«, schlug René vor.
    Junior schüttelte den Kopf.
    »Ein Cowboy?«, sagte Marcel.
    Junior sah genervt aus.
    »Ein Mariachi?«, sagte René und zupfte an einer imaginären Gitarre.
    Junior warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    »Madame de Fontenay?«, versuchte es Marcel, der vor seinem geistigen Auge alle berühmten Kopfbedeckungen der Geschichte vorbeiziehen ließ.
    Junior stockte kurz und wedelte mit den Händen, um anzudeuten, dass seine Vermutung immerhin in die richtige Richtung ging. Doch als sie nicht auf die Lösung kamen, wischte er mit einer Geste alles Vorangegangene aus und versuchte es auf anderem Wege. Sie ließen ihn nicht mehr aus den Augen, und Josiane fragte sich, ob ihr Sohn vielleicht Krämpfe hatte.
    Jetzt ahmte Junior ein Tier nach. Er begann zu blöken, imitierte zwei Hörner und ein Spitzbärtchen. Madame Suzanne wurde knallrot.
    »Aber es kann doch wohl keine Ziege sein …«
    Junior ließ nicht locker. Deutete mit einem Finger auf sie, um ihr zu zeigen, dass sie auf dem richtigen Weg war.
    »Eine Frau? Eine blöde Ziege?«, fragte Madame Suzanne weiter.
    Weiter, weiter, nicht schlecht für den Anfang, schien Junior zu sagen und strampelte mit seinen pummeligen Füßchen. Jetzt drückte er sich mit beiden Händen das Gesicht zusammen und schnitt eine fürchterliche Grimasse.
    »Eine alte Ziege …«
    Er applaudierte aus Leibeskräften. Und starrte sie aufmunternd an, während er gleichzeitig wieder den Propeller über seinem Kopf kreisen ließ.
    »Eine alte Ziege mit einem