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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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frühstückte. »Die ist ja völlig von der Rolle!«
    Es war halb eins, und die beiden Mädchen waren gerade erst aufgestanden. Joséphine hatte ihnen wie ein zerstreutes Gespenst ihr Frühstück gemacht. Hatte Kaffee in die Teekanne gegossen, den Honig in die Mikrowelle gestellt und die Brotscheiben im Toaster verbrennen lassen.
    »Die ganzen Morde … Das schlägt ihr aufs Gemüt!«, vermutete Zoé. »Nachdem die Polizistin umgebracht wurde, haben sie sie schon wieder einbestellt. Die haben alle Leute aus dem Haus aufs Revier gerufen, um sie noch mal zu befragen …«
    »Als ich sie in London gesehen habe, war sie noch ganz normal. Sogar ziemlich aufgedreht.«
    »Wann hast du sie gesehen?«, horchte Zoé auf.
    »Vor zwei Wochen. Sie hatte einen Termin mit ihrem englischen Verleger.«
    »Sie war in London? Uns hat sie erzählt, sie müsste zu einer Konferenz in Lyon. Sie hat uns lang und breit davon vorgeschwärmt! Ich fand sogar, dass sie ein bisschen übertreibt. Aber gut … Sie ist ja immer etwas too much , wenn’s ums Mittelalter geht …«
    »Nein! Sie war in London, ich habe sie genauso deutlich vor mir gesehen wie jetzt dich.«
    »Da siehst du’s. Weil du nie was von dir hören lässt, hab ich wieder mal überhaupt keine Ahnung.«
    »Ich hasse es, von mir hören zu lassen. Es ist albern, und außerdem haben wir uns ja auch nicht immer was zu erzählen! Warum hat sie gelogen? Das sieht ihr gar nicht ähnlich …«
    Zoé und Hortense sahen sich fragend an.
    »Ich glaube, ich weiß es«, sagte Zoé geheimnisvoll.
    Sie schwieg eine Weile, als müsste sie ihre Gedanken sammeln.
    »Los, raus damit!«, befahl Hortense.
    »Ich glaube, sie hat Philippe besucht und wegen Iris nichts davon gesagt.«
    »Philippe? Warum sollte sie lügen, wenn sie ihn besucht?«
    »Weil sie in ihn verliebt ist …«
    »In Philippe!«, rief Hortense.
    »Ich habe sie an Heiligabend in der Küche beim Knutschen erwischt.«
    »Maman und Philippe? Du bist doch total irre!«
    »Nein, bin ich nicht, und es würde alles erklären … Sie hat Iris angelogen und ihr gesagt, sie würde nach Lyon zu einer Konferenz fahren, aber in Wahrheit ist sie zu Philippe gefahren … nach London. Ich weiß es, weil ich versucht habe, sie auf ihrem Handy anzurufen, und es ist eine englische Mailbox rangegangen. Jetzt verstehe ich auch, wieso!«
    »Und dir hatte sie es auch nicht erzählt?«
    »Sie hatte wahrscheinlich Angst, dass ich mich vor Iris verplappere. Sie hat mir nur gesagt, dass sie mich anrufen würde. Außerdem wusste sie ja, dass ich bei Emma war. Sie hat sich keine Sorgen um mich gemacht.«
    »Ich glaub’s ja nicht! Mamans Liebesleben ist doch immer wieder für Überraschungen gut. Ich dachte, sie geht mit Luca, du weißt schon, dem hübschen Typen aus der Bibliothek!«
    »Mit dem hat sie Schluss gemacht. Von heute auf morgen. Ach, stimmt, ich wollte ihr noch sagen, dass ich den schönen Luca ein paar Mal hier in der Gegend habe rumlungern sehen. Keine Ahnung, wie die zwei gerade zueinander stehen …«
    »Mit Luca Schluss gemacht!«, wiederholte Hortense verdattert. »Warum hast du mir denn nichts davon erzählt?«
    »Du warst nicht da, ich hatte keine Lust, darüber zu reden, und außerdem war ich sauer auf Maman.«
    »Sauer? Philippe ist doch der Hammer!«
    »Sie hat Papa betrogen …«
    »Du übertreibst! Schließlich hat er sie sitzenlassen und ist mit Mylène durchgebrannt.«
    »Trotzdem …«
    »Sie hat überhaupt niemanden betrogen! Du hast ein ziemlich schlechtes Gedächtnis, Zoé!«
    »Okay, sagen wir, ich war nicht so gut auf sie zu sprechen. Es ist immerhin ein Schock, deine eigene Mutter dabei zu erwischen, wie sie deinem Onkel die Zunge in den Hals steckt.«
    Hortense wischte das Argument mit einer wegwerfenden Geste beiseite und fragte: »Und was ist mit Iris? Hat die keine Ahnung?«
    »Woher denn? Maman hat ihr doch gesagt, dass sie zu einer Konferenz nach Lyon fährt. Und außerdem lebt Iris seit einer Weile auf einem anderen Planeten. Sie ist scharf auf den schönen Hervé. Heute hat sie sich mit ihm zum Mittagessen getroffen …«
    »Wer ist der schöne Hervé?«
    »Hervé Lefloc-Pignel, einer von unseren Nachbarn. Ich mag ihn nicht, aber er macht was her!«
    »Der attraktive Typ, der mir angeboten hat, mir bei der Suche nach einem Praktikumsplatz zu helfen, und den ich mit Maman verkuppeln wollte?«
    »Genau. Ich kann ihn nicht ausstehen! Gaétan ist sein Sohn …«
    »Der, mit dem du dich unten im Keller triffst.«
    Zoé

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