Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
wurde vor einiger Zeit von einem Krokodil gefressen, und ich dachte, sie könne jetzt nicht noch eine weitere Tragödie brauchen …«
    Er musterte sie und schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Jemand versucht, Ihnen ein Messer ins Herz zu stoßen, und das Erste, was Ihnen in den Kopf kommt, ist, Ihre Tochter zu schonen?«
    »Natürlich …«
    »Aha … Wenn Sie mich fragen, grenzt das an Masochismus! Und wieso haben Sie kaum einen Kratzer davongetragen, obwohl mehrfach auf Sie eingestochen wurde?«
    Joséphine starrte ihn ungläubig an. Auch diese Frage hatte sie schon beantwortet.
    »Dank eines Päckchens, das mir Freunde meines Mannes geschickt hatten. Darin befand sich ein Turnschuh.«
    Inspecteur Garibaldi lächelte. Er wirkte belustigt.
    »Ein Turnschuh! Was Sie nicht sagen … Das ist originell! Man sollte immer einen Turnschuh bei sich haben, wenn man abends aus dem Haus geht!«
    Dann wechselte er das Thema und kam auf ihre Reise nach England zu sprechen.
    »Und wie es der Zufall so will, waren Sie gerade in London, als Capitaine Gallois ermordet wurde … Wollten Sie sich dadurch ein Alibi verschaffen?«
    »Ich war in London, um meinen englischen Verleger zu treffen. Das kann ich beweisen …«
    »Sie wissen sicher, dass sie nicht besonders gut auf Sie zu sprechen war.«
    »Das habe ich gemerkt, ja.«
    »Sie wollte mit Ihnen sprechen, einen Tag, nachdem sie …«
    »Davon wusste ich nichts.«
    »Sie hat übrigens eine Notiz hinterlassen … Wollen Sie sie lesen?«
    Er hatte ihr ein weißes Blatt gereicht, auf das Capitaine Gallois mit schwarzem Filzschreiber in dicken Großbuchstaben geschrieben hatte: 2h-Spur nachgehen .
    »Sie muss noch weitere Fragen an Sie gehabt haben. Gab es Unstimmigkeiten zwischen Ihnen beiden?«
    »Nein. Ich habe mich lediglich über ihre Abneigung gegen mich gewundert. Ich dachte, vielleicht passt ihr mein Gesicht einfach nicht.«
    »Ach«, hatte er spöttisch erwidert, »so nennen Sie das also, wenn Sie vernommen werden! Da müssen Sie sich schon etwas anderes einfallen lassen … Oder sich einen sehr guten Anwalt suchen. Es sieht nicht gut für Sie aus.«
    Sie war in Tränen ausgebrochen.
    »Aber wieso denn? Ich habe doch nichts getan!«
    »Das behaupten alle, Madame! Die schlimmsten Verbrecher leugnen standhaft und schwören beim Leben ihrer Mutter, dass sie nichts getan haben …«
    Er hatte mit den Zeigefingern auf die Schreibtischplatte getrommelt. Als ein Kollege die Tür seines Büros öffnete, unterbrach er sein kleines Schlagzeugsolo.
    »Wir haben eine neue Zeugenaussage. Der Hammer! Eine Freundin der Kellnerin. Sie war drei Monate in Mexiko und hat das von ihrer Freundin gerade erst erfahren. Das musst du dir anhören.«
    »Gut«, hatte Inspecteur Garibaldi gesagt, »ich komme. Und Sie können gehen. Aber Ihre Angelegenheit ist noch nicht geklärt. Wenn ich Sie wäre, würde ich noch einmal in Ruhe darüber nachdenken!«
    Jedes Mal, wenn sie das Büro von Inspecteur Garibaldi verließ, begegnete sie ihren Nachbarn. Sie saßen wartend auf den Holzbänken entlang der verblassten Flurwände. Sie wagten nicht, miteinander zu reden. Sie fühlten sich bereits schuldig. Monsieur und Madame Merson schimpften, Pinarelli junior lächelte versonnen, als verfügte er über exklusive Geheiminformationen und wäre lediglich zum Schein einbestellt worden, Lefloc-Pignel und das Ehepaar van den Brock waren zutiefst entrüstet. »Und man kann nichts dagegen tun! Wenn wir uns weigern herzukommen, stecken sie uns in den Knast«, empörte sich Madame van den Brock mit hektisch rollenden Augen.
    »Ach was!«, beruhigte sie ihr Mann. »Natürlich ist das alles unerträglich, aber das ist nun einmal die übliche Vorgehensweise. Es bringt nichts, sich deswegen aufzuregen, im Gegenteil, wir müssen völlig ruhig sein, wenn wir mit ihnen reden.«
    Madame Lefloc-Pignel hatte sich ein Attest ausstellen lassen, um sich den Vernehmungen zu entziehen.
    Und warum sollte einer von uns der Mörder sein?, fragte sich Joséphine. Weil der Onkel der Bassonnière mit seinen albernen Akten die Rachsucht einer Familie am Leben erhält, die es nie verwunden hat, ins Hinterhaus verbannt worden zu sein? Mademoiselle de Bassonnière hatte Akten über alle möglichen Leute. Nicht nur über die Bewohner von Haus A. Und selbst wenn ich drei der vier Opfer kannte, macht das mich noch lange nicht zur Komplizin! Die Kellnerin habe ich nie im Leben gesehen! Das ergibt doch alles keinen Sinn. Capitaine Gallois hat sie

Weitere Kostenlose Bücher