Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
Männer verloren. Die Römer wussten, wo sie stehen. Sie schossen immer auf die Soldaten, die das Katapult bedienten. Im Moment wissen wir nicht mehr weiter und werden, sobald es dämmert, erneut darüber beraten.“
Da stoppte er plötzlich mit seinen Ausführungen. Ein Soldat mit einer Nachricht in der Hand verbeugte sich vor Seba und übergab das Papier mit einer Meldung. Seba nahm die Nachricht entgegen, las sie und schickte den Soldaten wieder auf seinen Posten.
„ Wir sollen uns heute Abend alle auf dem Platz vor dem großen Palast versammeln. Eleazar ben-Ya’ir hat vor dort seine Rede an alle zu richten. Diese habe ich ja schon erwartet, denn bei vielen schwindet der Mut. Die Lade ist immer noch nicht angekommen und der Druck der Römer wird immer größer.“
Es wurde ruhig am Tisch und ich vernahm wieder die Kampfgeräusche außerhalb der Höhle. Ich hatte ein seltsames Gefühl, als ich Elenas Hand hielt. Es kam mir vor, als wäre unser letzter Abend angebrochen.
Erneut kam ein Soldat in die Höhle gerannt und sprach völlig aufgelöst: „Daniel ist eben gefallen, als er durch einen Angriff den Bau der Rampe verhindern wollte.“
Wir ließen alles liegen und rannten nach draußen. Von der Seite sah ich Immanuels feuchte Augen, denn Daniel war ein enger Freund Immanuels gewesen. An der Festungsmauer stehend, stellten wir fest, dass die Rampe kurz vor der Fertiggestellung war und die Römer bereits weitere Kampftürme in unsere Richtung schoben. Ebenso konnten wir erkennen, dass die Legionen aus den zwei im Osten befindlichen Lagern, zur weiteren Unterstützung im Anmarsch waren.
Alle schauten sich besorgt an und Joshua sagte: „Wird es noch Hoffnung geben oder wird morgen unser Untergang kommen?“
Immanuel, der sich wieder etwas gefasst hatte, sagte: „Wir werden hören was Eleazar ben-Ya’ir uns heute Abend zu sagen hat. Wir werden uns aber nie ergeben, sondern lieber in den Tod gehen.“
Man konnte die Verbitterung und den Hass auf die Besetzer in seiner Stimme deutlich hören. Die Sonne verschwand langsam, die Kampfhandlungen wurden eingestellt und ich ging mit Elena wieder zu unserem Zelt zurück. Elena, die Daniel recht gut kannte, war sehr still geworden und setzte sich auf unser Bett.
„ Tom, ich habe Angst. Angst, dass wir den Kampf doch verlieren könnten. Ich habe nicht erwartet, dass die Römer selbst in den Nächten an der Rampe bauen würden. Morgen werden sie wahrscheinlich fertig sein. Und dann Gnade uns Gott.“
„ Elena, egal was morgen passieren wird, ich werde bei dir und Benjamin sein. Vielleicht gibt es auch eine Möglichkeit zur Flucht und wir können in den Ländern des Nordens ein neues Leben beginnen“, antwortete ich und nahm sie in den Arm.
Ich hatte fürchterliche Angst und war mir nicht sicher, ob überhaupt jemand von uns überleben würde. Mir war ja bekannt, wie die Geschichte ausgehen würde und das war alles andere als ermutigend. Wir hatten unser sogenanntes Zuhause erreicht und die Zeltplane öffnete sich. Benjamin kam freudestrahlend angerannt und umklammerte Elenas Bein. Ihm war es egal, was zur Zeit um ihn herum passierte. Hauptsache er hatte sein Spielzeug, ein Holzpferd, und war bei seiner Mutter. Auch mich begrüßte er und klatschte mit seiner Hand auf meinen Schenkel. Während Elena noch mit Magdalena sprach, die Benjamin versorgt hatte, hob ich ihn hoch und warf ihn immer wieder in die Luft, was Benjamin großen Spaß bereitete. Elena schaute mich glücklich an und Benjamin rannte zurück, um seine Mutter richtig zu begrüßen.
„ Sei vorsichtig mit deinem Arm, Tom. Der ist noch nicht ausgeheilt”, sagte sie mahnend.
„ Wann müssen wir wieder losgehen, um Eleazar ben-Ya’irs Ansprache zu hören?“
„ Man gibt uns vorher Bescheid, Tom. Hier laufen ständig Kuriere durch die Festung, um die Menschen mit Nachrichten zu versorgen.“
„ Da hat sich zu „unserer Zeit“ nichts geändert, nur dass wir nicht mehr zu den Leuten laufen, sondern über das Telefon sprechen können.“
Elena lachte wieder, weil sie sich das noch immer nicht vorstellen konnte, dass man mit Leuten über dieses Kästchen sprechen konnte. Ich zog mich aus um meine Wunde zu behandeln. Elena, die mich beim Waschen beobachtete, kam mit einer Art Salbe und frischen Tüchern zu mir. Geschickt verband sie meinen Arm.
„ Das sieht gar nicht mehr so schlimm aus. Aber halte dich beim Toben mit Benjamin etwas zurück“, sagte sie und half mir beim
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