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Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Titel: Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bay
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Stille begannen wir uns anzuziehen.
    Da schaute am Zelteingang Immanuel vorsichtig herein und fragte: „Seid ihr soweit? Die Legionen Flavius Silvans beginnen mit dem Aufmarsch und wir brauchen jeden Krieger.“
    „ Wir sind gleich soweit, Immanuel“, antwortete Elena und zog die Lederschnalle an meinem Rücken richtig fest, damit nichts verrutschte.
    Vor dem Zelt klärte uns Immanuel kurz über die aktuelle Situation auf und gab mir einen weiteren Dolch in die Hand. Ich zögerte, ich hatte doch mein Kurzschwert.
    „ Nimm ihn. Sollten die Römer in die Festung kommen und du wirst in einen Nahkampf verwickelt, stoße ihn in den Hals des Gegners. Die Römer sind durch ihre Rüstung sehr gut geschützt und ein Stoß in den Bauch bringt nur mit dem gekonnten Umgang des Schwertes eine Verletzung des Gegners.“
    Ich nahm ihn dankend an. „Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt, denn ich habe in meinem Leben noch keinen Menschen getötet.“
    Ich schnallte mir das Schwert fest auf den Rücken und spürte das zusätzliche Gewicht des Dolches. Elena stand am Zelteingang und verabschiedete Immanuel während ich meine Laufschuhe anzog, was nicht nur komisch aussah, sondern Aufsehen erregen würde. Das war mir aber egal, denn durch diese Schuhe hatte ich den Vorteil, mich vielleicht schneller bewegen zu können.
    Elena kam auf mich zu und konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Tom, ich brauche dir nicht zu sagen, dass du ein seltsamer Mann bist, denn ein Krieger mit solchen Schuhen wird bestimmt in die Geschichte eingehen.“
    Das war mir im Moment völlig egal, ob ich nun auffallen würde oder nicht. Mit meinen Gedanken war ich bereits ganz woanders. Ich half nun Elena ihren Schutzpanzer anzuziehen, während sie den Köcher mit frischen Pfeilen füllte. Dabei streichelte ich ihr immer wieder über den Nacken, was sie sichtlich genoss. Auch sie hatte sich einen Dolch besorgt, den sie sich an ihren Oberschenkel gebunden hatte und jederzeit benutzen würde, da war ich mir bei Elena sicher. Geschützt und bewaffnet bis an die Zähne verließen wir unser Zelt. Meinen Rucksack und einen Umhängebeutel für Elena hatte ich im Zelt griffbereit hingelegt, falls es schnell gehen und wir die Festung verlassen mussten. Viele der Zelte waren bereits abgebaut worden und hunderte von Kriegern rannten an uns vorbei zu ihren vorgegebenen Verteidigungspunkten. Noch waren keine Kampfgeräusche zu hören. Wir erreichten wieder den nördlichen Punkt des Tafelberges. Dort erwarteten uns Joshua und Seba schon.
    „ Tom, Elena, schön das ihr uns mit eurer Anwesenheit beehrt. Ihr wollt es also auch den Römern so schwer wie möglich machen?“
    Man merkte die hohe Motivation, die trotz der römischen Übermacht bestand.
    „ Ja“, antwortete Elena, ohne auf die Ansprache Eleazar ben-Ya’ir einzugehen. Sie wollte, ebenso wie alle anderen, um ihre Freiheit kämpfen. Vielleicht nicht um jeden Preis, aber kein Gegner würde es bei ihr leicht haben. Ich selbst hielt mich dezent zurück und beobachte die Lage um die Festung. Das, was ich nun sah, war nicht gerade das, was mich motivieren konnte. Sklaven, die offenbar in der Nacht noch gemeutert hatten, hatte man an den Seiten der Rampe an T-Kreuze genagelt und zum Teil auch deren Köpfe aufgespießt. Mir wurde mehr und mehr bewusst, dass die Römer, trotz ihres technischen Fortschritts, im Innersten gnadenlose Barbaren waren. Man hatte einen Rammbock aus Holz und Metall gebaut, um über die Rampe an die Festungsmauern zu kommen. Die Sklaven wurden dabei als lebende Schutzschilde vorangetrieben, sodass sich hier keiner getraute, die Römer mit den Katapulten zu bombardieren. Flammenwerfer wie am Vortag, konnte ich zwar nicht entdecken, es waren jedoch eine Menge der berüchtigten Pfeilgeschütze (Scorpio) aufgebaut worden. Katapulte und tausende von Bogenschützen standen bereit, ihre Befehle auszuführen. Ich dachte nur an die fehlende Kopfbedeckung und die schlechte Ausrüstung der hier anwesenden Krieger.
    In Schildkröten- und Dreiecksformationen gingen die einzelnen Kohorten in Stellung, begleitet von Fahnenträgern und den Centurien auf ihren Pferden. Alles in allem sah es nach dem entscheidenden Sturm auf die Festung aus, dem wir außer Speeren, Pfeilen, einigen Katapulten und Steinschleudern nicht viel entgegenzusetzen hatten. Unser einziger Vorteil war der absolute Wille, unsere Freiheit bis zum Äußersten zu verteidigen. Immanuel gab uns ein Zeichen und wir rannten mit ihm und weiteren

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