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Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Titel: Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bay
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Anziehen.
    Anschließend wusch Elena sich und zog sich um. Auch sie war durch den Kampf und den Staub völlig verdreckt. Als Benjamin mit seinem Holzpferd spielte und wir endlich ein paar Minuten für uns hatten, legten wir uns hin und kuschelten uns in unsere Arme. Auf dem Bett liegend schaute jeder in die Augen des anderen und wir entspannten uns.
    Es hätte nicht mehr viel gefehlt und ich wäre eingeschlafen, als jemand rief: „Alle zum Palast, es beginnt gleich die große Versammlung.“
    Wir zogen unsere Sandalen an und Elena nahm Benjamin auf den Arm. Wir liefen einfach den anderen Menschen hinterher und erreichten ein paar Minuten später den Platz, mischten uns zwischen die Soldaten, Frauen und Kinder. Viele erkannten Elena und mich und grüßten mit einem freundlichen Nicken. Meine Aktion gegen die Römer hatte sich anscheinend schon überall herumgesprochen. Gespannt schauten alle auf das Eingangsportal des Tempels, als es sich plötzlich unter großem Jubel öffnete. Eleazar ben-Ya’ir, Seba und Joshua standen nebeneinander und versuchten die Menschen wieder zu beruhigen.
    Joshua hob die Hände und rief: „Bleibt ruhig, Eleazar ben-Ya’ir hat euch etwas zu verkünden.“
    Eleazar ben-Ya’ir trat einen Schritt nach vorne und begann mit seiner Rede an seine Anhänger. Ich denke, diese Worte werde ich nie vergessen.
    „ Freie Bürger, schon vor langer Zeit fassten wir den Entschluss, dass wir niemandem Untertan sein wollen. Nicht den Römer und nicht anderen, nur Gott. Denn er ist der wahre und wirkliche Herrscher über die Menschen. Wir aber sind mit einer Situation konfrontiert, die fordert unseren gefassten Entschluss in die Tat umzusetzen. Wir waren nie im Stande, Knechtschaft zu ertragen. Wir wollen uns daher nicht selbst untreu werden und freiwillig in die Sklaverei gehen, mit den schrecklichen Qualen, die uns erwarten würden, wenn wir lebend in die Hände der Römer fallen. So wie wir die Ersten waren, die sich gegen das Joch erhoben, so sind wir die letzten, gegen die sie immer noch eifern. Ich betrachte es als besondere Gnade Gottes, dass er uns in die Lage brachte, ehrenvoll zu sterben, als freie Menschen. Wir wissen im Voraus, dass wir morgen in die Hand des Feindes fallen werden. Aber wir haben immer noch die freie Wahl, gemeinsam mit unseren Lieben einen edlen Tod zu sterben. Unsere Feinde können uns davon nicht abhalten, obwohl sie uns gerne lebend wollen. Andererseits sind wir nicht länger in der Lage, ihnen in der Schlacht zu trotzen. Ganz am Anfang, vielleicht, als das Freiheitsstreben bei unserem eigenen Volk noch auf so großen Widerstand stieß. Und – umso mehr – bei unserem Feind, hätte ich vorhersagen und erkennen sollen, dass es Gottes Entscheidung war. Er hätte nicht seine Heilige Stadt den Flammen und dem Willen unserer Feinde nach Zerstörung überlassen dürfen. Und können wir nicht die Hoffnung wagen, zu überleben, wir allein aus dem ganzen jüdischen Volk? Als ob wir nicht gegen Gott gesündigt und an den Übertretungen teilgenommen hätten, waren wir doch die Lehrer der anderen. Ihr seht, wie Gott unsere leeren Erwartungen begräbt, indem er diese Katastrophe über uns bringt, die unsere Hoffnungen zerstört. Und wie half uns diese unbesiegbare Festung bei unserer Errettung? Nahm nicht Gott selbst jegliche Rettungshoffnung von uns, obwohl wir reiche Vorräte hatten, eine Fülle an Waffen und alle anderen notwendigen Dinge? Es war nicht der pure Zufall, der die Richtung des Feuers leitete, das zuerst gegen unseren Feind gerichtet war. Sondern es war der Zorn Gottes wegen den vielen Untaten, die wir in unserem Wahnsinn am eigenen Volk begingen. Wir wollen unsere Strafe erhalten, aber nicht von unseren Todfeinden, den Römern, sondern von Gott und durch unsere eigene Hand. Denn sein Urteil ist barmherziger. Unsere Frauen sollen ungeschändet sterben und unsere Kinder frei von Sklaverei! Und wenn wir in den Tod vorausgegangen sind, dann werden wir einander den Liebesdienst tun. Dann wird der Ruhm, dass wir uns die Freiheit erhalten haben, ein ehrenvolles Begräbnis ersetzen. Doch ich bin sicher, die Römer werden außer sich sein, wenn sie uns nicht lebendig gefangen nehmen können. Wir werden ihnen nur unsere Vorräte hinterlassen, damit sie Zeugnis davon ablegen, dass wir nicht durch Hunger besiegt wurden, sondern dass wir den Tod der Sklaverei vorgezogen haben. Solange diese Hände frei und imstande sind, ein Schwert zu halten, werden sie uns den bestmöglichen

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