Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
noch an ihr angeschnallt war nicht zu verletzen. „Ihr verdammten Schweine.“
Sofort zog ich ihr den Pfeil aus dem Rücken, löste Benjamin von ihrem Bauch und legte ihn in Elenas Arm. Dann kniete ich mich neben sie und versuchte mit meinen Händen Elenas Kopf zu halten.
Sie drücke ihren Benjamin, der voller Angst weinte, fest an sich und flüsterte: „Ich liebe dich, Tom. Du warst mehr wert, als alles Gold der Welt.“ Ganz leise flüsterte sie mir etwas ins Ohr, was ich aber nicht verstand. „Das Schiff, Tom.... das Schiff“, mehr verstand ich nicht.
„ Elena, sprich mit mir. Du darfst mich jetzt nicht verlassen“, schluchzte ich.
Sie schlug die Augen wieder auf und flüsterte: „Du warst mir ein treuer Mann. Ich wollte, wir hätten mehr Zeit für uns gehabt.“
Erneut wurde sie still. Die Kampfgeschreie im Hintergrund, nahm ich nicht mehr wahr.
„ Elena, bitte. Sag was!“
„ Sorge für Benjamin!“, sagte sie noch und sie atmete ein letztes Mal tief aus.
Ihr Blick erstarrte und sie schloss ihre die Augen. Sekundenlang verstand ich nicht, was passiert war. Dann heulte ich los, wie ein Schlosshund. Benjamin, der gar nicht verstand was passiert war, fing auch an zu weinen und drückte sich dabei an mich. Ich nahm meinen Dolch, den ich immer noch griffbereit hatte und schnitt Elena ein paar Haare als Erinnerung ab. Schnell steckte ich die Haare in meinen Rucksack, zog das Tuch von Elena ab und band mir Benjamin damit um.
Ich zog Elena in eine Ecke, gab ihr einen letzten Kuss und rannte völlig panisch weiter. Hinter mir wurde das Kampfgeschrei immer lauter. Links vor mir sah ich die Kampftürme, bewaffnet mit Bogenschützen, die jeden, der fliehen wollte, abschossen. Vielleicht war es ein Wunder, vielleicht waren es die Laufschuhe, die mich wie ein Teufel hatten rennen lassen, denn mich traf kein einziger Pfeil. Am Ende der Festung angekommen, schaute ich über den Mauervorsprung und überlegte, wie ich den Römern jetzt noch entkommen konnte. Mit einem strampelnden Benjamin fest an meinen Bauch, stieg ich über die Mauer und versuchte mich an der Felswand festzuhalten. Langsam gelang es mir abzusteigen. Immer wieder rauschten Pfeile über meinen Kopf und zersplitterten an den Felsen. Da spürte ich plötzlich einen kräftigen Windstoß, der vom Meer kam. Kurz hatte ich Mühe mich festzuhalten, doch trotz der starken Brise, kam ich nicht ins Wanken. Schreiend fielen die letzten Freiheitskämpfer an mir vorbei und ich hoffte, dass mich keiner mitreißen würde. Es stürzten sich wirklich alle vom Tafelberg herunter oder brachten sich nach und nach selbst um. Ich war völlig schockiert und regelrecht hilflos. Zentimeter für Zentimeter, die ich versuchte nach unten zu steigen, bekam ich mehr und mehr Probleme festen Halt zu finden. Benjamin strampelte extrem unruhig, weinte und ich konnte ihn kaum bändigen. In diesem Durcheinander passierte es dann. Ein Pfeil streifte meinen Handrücken und riss die Haut auf. Ich spürte den stechenden Schmerz und ließ den Felsen los. Ich merkte, wie ich langsam nach hinten wegfiel und sah, wie sich das Plateau von mir entfernte. Benjamin drückte ich fest an mich, schloss dabei die Augen. Als letztes Bild hatte ich das lächelnde Gesicht Elenas vor mir, als ich schließlich ohnmächtig wurde. Alles um mich herum wurde dunkel und ich fühlte keinen Schmerz mehr.
Alles nur ein Traum?
W ie fühlt es sich wohl an, wenn man tot ist? Fliegt man, hat man Schmerzen oder hat man einfach kein Bewusstsein mehr? Ich hatte jedenfalls meine Augen geöffnet, oder ich war der Meinung ich hätte sie offen. Schmerzen hatte ich keine, obwohl, war ich nicht eben noch von einem Berg gefallen oder hatte ich dies etwa alles nur geträumt? Ich versuchte meine Finger zu bewegen und drückte sie vorsichtig in den Untergrund. Ich konnte noch immer nichts spüren oder hatte ich meine Finger noch gar nicht bewegt? In meinen Gedanken kamen wieder die Bilder in Erinnerung, die ich in den letzten Minuten erlebt hatte. Ich sah Seba, wie er in meinen Armen starb. Immanuel in seinem letzten Kampf und dann war da Elena. Ja, meine liebe Elena, die Frau meines Lebens, die mir im Angesicht des Todes ihre Liebe gestanden hatte. Ich fühlte, wie mir vor Trauer eine Träne die Wange herunterlief. Aber was war noch gewesen? Irgendetwas war, an das ich mich aber nicht mehr erinnern konnte. Erneut versuchte ich meine Finger zu bewegen und war mir diesmal sicher, ich spürte einen
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