Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
Stück meines Energieriegels knickte ich mir ab und knabberte ihn langsam auf. Überholt wurde ich nun nicht mehr, merkte aber auch, dass die Läufer vor mir, sich immer weiter entfernten. Ich fragte mich wo sich Frank befand? Wie viel Meter war er wohl schon vor mir? Ich erreichte den Kilometer 13 und lief eine Schleife um einen kleinen Hügel. Ein Hinweisschild machte auf einen sieben Kilometer langen geraden Streckenabschnitt aufmerksam. Ich sah die ersten zwei Läufer, die sich ihren eingefangenen Krampf behandeln ließen. Offensichtlich hatten sie es doch zu schnell angehen lassen.
‚ Sieben Kilometer nur gerade aus. Super, da hätten sie ja wenigsten ein paar Medienwände aufschlagen können’, dachte ich mir und musste lachen, da ich mir das bildlich vorstellte.
Frank hatte mich ja, was die Temperaturen betraf, vorgewarnt. Aber es war wirklich heißer, als ich es mir vorgestellt hatte. Von oben brannte die Sonne, als ob sie jegliches Leben verbrennen wollte. Ich war froh mich etwas eingecremt zu haben und zog meine rote Schirmmütze tiefer ins Gesicht. Vor mir flimmerte die Luft und von den Gegnern waren nur noch dunkle Flecken zu sehen. Nur gut, dass ich genug Wasser dabei hatte, denn die Flüssigkeit schien schon beim Trinken zu verdunsten. Die 14 Kilometer Marke kam in Sichtweite und ich kontrollierte mal wieder die gelaufene Zeit. ‚01:17:55‘, las ich ab und rechnete im Kopf kurz hoch. Das wären ja unglaubliche 3 1/2 Stunden, wenn ich das Tempo halten würde. Ich kalkulierte nochmals die Werte hoch, blieb aber dann doch bei dem zuerst berechneten Wert. Gepuscht durch die gute Laufzeit, joggte ich motiviert weiter. Ich nahm einen zweiten Biss des Energieriegels zu mir. Frank hatte mich auf den starken Mineralverlust hingewiesen und mich gebeten, immer wieder an dem Riegel zu beißen. „Trinken allein reicht bei der Hitze nicht“, hatte er mich belehrt.
Ich schaute kurz nach hinten und konnte keinen der anderen Läufer sehen. An der Kilometermarke 16 füllte ich meine zwei geleerten Flaschen schnell auf und nahm noch einen Becher mit. Im leichten Joggen versuchte ich aus ihm zu trinken, was mir sogar gelang. Mit Hilfe des Betreuungspersonals wurden die Flaschen wirklich sehr schnell aufgefüllt. Erneut schaute ich zurück und konnte nur noch ein paar Schatten erkennen. Ich konzentrierte mich wieder nach vorne, denn ich wollte den Marathon ohne Blessuren schaffen. Eine Weile lief ich ohne irgendwelche Gedanken, sah in die Weite und beobachtete die Wüste. Der Sand knisterte ununterbrochen im Takt und nichts konnte mich aus meinem Rhythmus bringen, als ein leichter Windstoß mich plötzlich aus meiner Lethargie riss.
‚ Oh nein, jetzt bitte keinen warmen Wind‘, dachte ich mir, denn ich schwitzte schon zu genüge. Wobei sich der Windstoß eher kühler anfühlte, als die warme Luft die mir beim Laufen ins Gesicht blies. Ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber und lief unbeirrt weiter. Keine 300 Meter weiter kam erneut ein Windstoß, diesmal etwas stärker. Ich schaute mich beim Laufen um. Ein Sandsturm, oder nur eine Windhose? Hinter mir flimmerte die Luft und es war auch kein Läufer mehr zu sehen. Rechts und links war es klar und vor mir? Ok, da war es etwas dunkler als in den anderen Richtungen, aber ich lief unbeirrt weiter. Wie eine Maschine, die nichts anderes konnte als geradeaus zu laufen, so bewegte ich mich nach vorne. Sollte nun nicht der Kilometer 18 kommen? Erneut erwischte mich dieser Windstoß, diesmal aber mit einer Ladung Sand direkt ins Gesicht. Instinktiv schloss ich die Augen und schaute auf den Boden. Langsam wurde es mir unheimlich und ich machte mir Gedanken, was hier gerade passierte. Und wieder kam einer dieser Windstöße. Diesmal hielt er sogar einige Sekunden an. ‚Ist das etwa ein Sandsturm, der auf mich zukommt‘, schoss es mir durch den Kopf und ich nahm während des Laufens den Rucksack ab und hob ihn zum Schutz vor meinen Körper und suchte mit der Hand in der Seitentasche nach der Folie, welche wir zum Startpaket mitbekommen hatten. ‚Da ist sie ja‘, sagte ich und zog sie langsam heraus, während ich einen erneuten Windstoß abbekam.
Nun wurden sie nach und nach immer länger und kräftiger. Ich bekam Gänsehaut und ein bedrückendes Gefühl. Verzweifelt versuchte ich weiter meinem Laufrhythmus treu zu bleiben, zog den Rucksack wieder an um die dünne Schutzfolie gegen Sandstürme aus der Kunststoffverpackung zu holen und zog sie beim Laufen langsam
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