Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
jetzt, konzentriere dich und genieße die Umgebung noch ein wenig“, sagte Frank. Ich atmete ruhig und der leichte Wind vom Nil brachte etwas Kühlung. Immer noch standen tausende Einheimische am Straßenrand und jubelten den Läufern zu. Irgendwas fehlte und ich griff mir instinktiv ins Gesicht. ‚Mist du hast die Sonnenbrille im Hotel gelassen‘, ging es mir durch den Kopf. Zum Glück hatte ich die Sonne im Rücken.
Das Schild Kilometer eins war schon zu erkennen und wir bewegten uns noch immer gerade in südwestlicher Richtung. Die Straße war zum Glück breit genug, so dass kein Läufer den anderen anrempelte oder ihm auf die Füße trat. Wir waren nun sechs Minuten unterwegs, also noch etwas langsamer als geplant. Ich überließ aber Frank das Tempo, denn er hatte das gewisse Gefühl dafür, die Kraft optimal einzuteilen. Erneut kam kühle Brise vom Nil und ich atmete die frische Luft tief ein.
Nun erreichten wir bereits die zwei Kilometer Marke und die Stoppuhr zeigte 00:11:15, also etwas schneller als den zuerst gelaufenen Kilometer. Die Straße machte einen leichten Knick nach links und es ging direkt nach Süden. Ich atmete nun sehr gleichmäßig und hatte meinen optimalen Laufrhythmus erreicht. Frank hob den Daumen nach oben, als wollte er andeuten, dass bisher alles optimal verläuft.
Auch das drei Kilometer Schild ließen wir hinter uns und der Blick auf meine Uhr, von der ich nicht ablassen konnte, zeigte mir 00:16:30 und somit liefen wir immer noch einen Schnitt von etwas mehr als fünf Minuten, also perfekt. Das Feld war mit den vielen Läufern immer noch sehr dicht. Als wir beim Kilometer vier, der nächsten Straßenbiegung wieder in Richtung Südwesten erreichten, rannten viele bereits an die Trinkstationen. Ich wollte es vermeiden so früh schon etwas zu trinken. Erst wenn die zweite Flasche geleert war, hatte ich mir vorgenommen, beide wieder aufzufüllen, um in der Wüste nicht zu oft anhalten zu müssen. Wir hatten bereits die fünf Kilometermarke im Blick, als ich bedingt durch das viele Magnesium, den Drang nach einer Toilette verspürte. Ich gab Frank ein Zeichen, dass ich dringend auf die Toilette müsste und Frank antwortete nur kurz: „Alles klar, Tom, wir sehen uns dann im Ziel. Lass es weiterhin locker angehen, damit du optimal läufst.“
Er hob nochmals den Daumen und beinahe rannte ich das Toilettenhäuschen um. Erleichtert reihte ich mich, nach diesem kurzen Stopp, wieder in die Masse ein. Nach einigen 100 Metern war ich wieder in meinem Rhythmus und joggte voller Enthusiasmus der Wüste entgegen. Ich erreichte den Kilometer sechs und spürte deutlich, dass es langsam wärmer wurde. In einiger Entfernung konnte man den Rand der Wüste schon erkennen. Ich durchquerte ein kleines Dorf, indem wir Läufer wieder mit großer Begeisterung empfangen wurden. Die schmalen Gassen, in denen mobile Sprinkleranlagen aufgebaut waren, kühlten mich wieder etwas ab und ich begann an der ersten Flasche zu trinken. Obwohl ich noch keinen großen Durst verspürte, wollte ich doch den Flüssigkeitsgehalt im Körper konstant halten. Bei Kilometer sieben überprüfte ich wieder die Zeit. ‚00:35:45‘. Ich versuchte den Durchschnitt zu errechnen, ließ es aber dann doch sein. Ein warmer Wüstenwind begrüßte mich, als ich den achten Kilometer passierte. Dort nahm ich einen weiteren erfrischenden Schluck aus der Flasche und lief in die Wüste hinein.
So, dachte ich mir, jetzt geht es richtig los. Nun ist es ein richtiger Wüstenlauf. Die ersten Meter auf dem Wüstensand fühlten sich an, als ob man in 45 Grad heißes Wasser eintaucht. Die Luft war viel schwerer zu atmen und man benötigte mehr Kraft, um die Lungen zu füllen. Noch fühlte ich mich gut und hatte keinerlei Ermüdungsanzeichen.
Nach rund 52 Minuten und zehn Kilometern, ging es vorbei an Rohbauten von Häusern. Diese Bauruinen waren anscheinend nie fertig gestellt geworden und man konnte auch nicht erkennen, dass sie es irgendwann sein würden. Das Feld hatte sich nun etwas gelockert und man konnte die Natur auf sich wirken lassen. Vor mir konnte ich bestimmt 50 Läufer erkennen. Nach Hinten wollte ich nicht schauen, da ich Angst hatte eventuell zu stolpern. Ich schwitzte inzwischen stärker und spürte, wie die Hitze langsam in meinen Körper schlich. Auch der Rucksack, den ich anfänglich nicht gespürt hatte, lag nun wie ein Stein auf meinem Rücken. Erneut nahm ich einen Schluck Wasser und leerte die erste Flasche. Ein erstes
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