Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
Tempel, versteckt hinter einer Säule. Ich kroch aus meinem Versteck und bewegte mich vorsichtig zum Ausgang des Gebäudes. Eine Weile schaute ich über den Vorplatz, um zu überlegen, wie ich an den Nil komme. Der Glanz der Vergangenheit war vergangen, denn es standen keine Palmen mehr und auch die angelegten Teiche waren verschwunden. Einige der kleinen Pyramiden waren ebenso nicht mehr da. Ich zählte nur noch zwölf Stück.
Von was hatten die Männer gesprochen? Einer Reise und der Name Thutmosis war gefallen. Irgendwo hatte ich diesen Namen schon einmal gehört. Ich entfernte mich von dem Tempel, von der Chephren-Pyramide und lief in Richtung Sphinxe und dem Nil. Dort hoffte ich, ein Schiff zu finden. Vielleicht war es Zufall, vielleicht ein Gefühl, aber irgendetwas in mir sagte, ich solle mich noch einmal umdrehen.
„ Meine Güte“, rief ich erschrocken.
Da wo vor meiner Abreise noch zwei Sphinxe standen, war nur noch eine. Was war mit der zweiten Sphinx geschehen? Mir wurde vor Aufregung schlecht. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich drehte mich und lief müde weiter, in Richtung des Nilufers. Es musste eine lange Zeit vergangen sein und ich konnte nur vermuten in welchem Jahr ich mich befand. Der Name Thutmosis gab mir einen Hinweis und nach meinem Kenntnisstand gab es davon mindestens vier. Aber ich hatte die Königsreihenfolgen nicht im Kopf und war somit gespannt welch geschichtliches Ereignis auf mich wartete.
Ich sah immer wieder Menschen davonrennen, vor was auch immer. Manchmal waren sie bepackt mit einem Beutel oder einem Sack auf dem Rücken. Oft rannten sie auch nur alleine, einzig mit der Kleidung am Leibe. Viele liefen offensichtlich direkt zum Nilufer, was nicht mehr weit entfernt war.
Ich wartete versteckt hinter einem Busch auf einen günstigen Augenblick und mischte mich unter eine Gruppe von Ägyptern. Geschützt durch meinen Umhang und der Kapuze, schlich ich mich auf eines der Schiffe, immer darauf bedacht nicht aufzufallen. Ich setzte mich still in eine Ecke und wie ich verstanden hatte, fuhren wir flussabwärts nach Achet-Aton, der Regierungshauptstadt des Pharaos. Doch wer war der aktuelle Pharao? Alles Grübeln half hier nichts und ich musste mich mal wieder in Geduld üben. Ich verspürte Hunger und nahm mir vor, so schnell wie möglich etwas zum Essen und Trinken zu suchen.
Wer ist Gechset?
V ielleicht war ich einfach ein Glücksjunge, wie meine Oma immer sagte, aber nach eine Weile, ich war kurz eingenickt, stand plötzlich ein älterer Mann vor mir und sprach mich an: „Du bist bestimmt nicht von hier, oder?“ Ich hob langsam den Kopf, sah wie ein hagerer kleiner Mann mich anlächelte. Ich schaute zu ihm hoch und lächelte zurück.
„ Richtig ich bin nicht von hier. Wer möchte das wissen?“
„ Nimm meine Frage einfach hin. Später, wenn du bei mir zu Hause bist, bekommst du mehr Informationen“.
„ Wieso bei dir zu Hause und warum hast du mich das gefragt?“, hakte ich nach.
„ Ich habe dich gesehen und gefunden. Und wie ich sehe hast Du bestimmt Hunger.“
Trotz des seltsamen Gesprächs, nahm ich dankbar ein paar Früchte sowie etwas Brot entgegen, die er mir hinhielt, und knabberte daran herum.
„ Du hast wohl eine lange Reise hinter dir?“
Ich hörte kurz auf zu kauen und nickte wieder. Er reichte mir seine Hand und sagte: „Ich bin Gechset und wer bist du?“
Ich schaute ihn mit grossen Augen an und überlegte, was ich antworten sollte, entschied mich dann aber für: „Tom. Nenne mich einfach nur Tom. Ich komme aus dem hohen Norden, nördlich des Mittleren Meeres.“
Während mich Gechset genau beobachtete nahm ich noch schnell einen großen Bissen und aß weiter. Stumm saßen wir nebeneinander. Das Schiff schaukelte wenig auf seiner Fahrt. Es vergingen mehrere Stunden und die Dunkelheit am Himmel blieb.
„ Was ist denn mit den Wolken?”, fragte ich Gechset, der mich verwirrt anschaute.
„ Ich verstehe nicht, was du mit Wolken sagen möchtest.“
Ok, das ging daneben, dachte ich mir. „Was ist mit dem Himmel los? Warum ist er so dunkel und wo ist die Sonne?”, fragte ich. Gechset schaute auf den Boden und es schien ihm unangenehm zu sein.
„ Die Götter sind uns seit 17 Tagen schlecht gesonnen. Da Aton der einzig wahre Schöpfer von allem ist, sind die anderen Götter nicht damit einverstanden, dass wir nur noch ihn anbeten.”
Er hatte sehr leise, fast flüsternd gesprochen und mir fiel es nun wie Schuppen von den
Weitere Kostenlose Bücher