Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
einem Raum.
Völlig blind bewegte ich mich umher, die Arme ausgestreckt, um nach einem Ausgang zu suchen. Irgendwas fehlte, aber ich wusste nicht, was. Erst einige Minuten später, als ich mich an der Wand stehend abtastete, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte keinen Rucksack mehr? So bewegte ich mich von der Wand aus, noch mal in den Raum hinein, in der Hoffnung die Wanne zu finden. Schneller als erwartet, erreichte ich diese und beugte mich über den Rand, um mit den Händen nach meinem Rucksack zu suchen. Ich rutschte am Rand entlang, fasste immer wieder in den leeren Sarg. Nach fast 15 Minuten fühlte ich ihn endlich und zog ihn aus der Wanne.
Angelehnt an der Wanne setzte ich mich kurz hin und kontrollierte den Inhalt. Zum Glück hatte ich eine volle Wasserflasche eingesteckt bevor wir zu den Pyramiden geritten waren. Ich versuchte zu reflektieren, wie ich hier hereingekommen war. Noch immer konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Da war Minnefrys, der ägyptische Hohepriester gewesen, Menetho der Pharao und ich war in einer der großen Pyramiden. Langsam kamen meine Erinnerungen wieder zurück. Man hatte mich mit einem Getränk betäubt und mich in diesen Steinsarg gelegt. Ich griff nach der Flasche und nahm einen kräftigen Schluck Wasser. Ich kam mir vor wie nach einer durchzechten Nacht. Ich nahm einen zweiten kräftigen Schluck, steckte die Flasche wieder in den Rucksack. Noch neben dem Steinkasten stehend, tastete ich mich langsam voran. Mit den Händen voraus, erreichte ich erneut die Wand und bewegte ich mich langsam vorwärts in einen Gang. Als ich den Rucksack auf den Rücken schnallen wollte, kam mir eine Idee und ich holte mein Handy heraus.
„ Hoffentlich ist noch genügend Strom im Akku“, murmelte ich, denn ich hatte das Handy zuletzt auf dem Gizeh Plateau benutzt und anschließend wieder ausgeschaltet.
Ich drückte auf die Anschalt-Taste und nichts tat sich. Dann drückte ich etwas länger und das Handy ging an. Relativ schnell erkannte ich, dass der Akku noch immer zu 30 % geladen war, obwohl ich das Handy schon viele Tage mit mir trug. Aber das Display leuchtete und das war Sinn und Zweck der Sache, denn nun konnte ich den Weg etwas beleuchten. Um schneller voran zukommen, lief ich den Gang zügig weiter, sah plötzlich Treppen. So ging es nach unten immer tiefer in die Pyramide hinein. Damit ich nicht zu viel Energie verbrauchte, hatte ich das Handy so eingestellt, dass das Display sofort nach zehn Sekunden ausging. Die Gänge verliefen relativ gerade und Hindernisse waren nicht zu erkennen. Jetzt ging es leicht bergauf, dann nach rechts. Mein Herz klopfte wie verrückt vor Aufregung, als ich die ersten Stufen nach oben sah. Das Glück währte nicht lange, denn der Treppenaufgang war eingestürzt und ich somit eingeschlossen.
„ Das war es dann wohl“, fluchte ich und hätte das Handy vor Wut fast an die Wand geworfen, aber ein Gefühl hielt mich zurück und so setzte ich mich erst einmal hin.
Was sollte ich nun machen? Meine eben noch euphorische Stimmung, war zunichte. Ich begann erneut zu frieren und hatte Durst, vom Hunger gar nicht zu sprechen. Noch in Gedanken versunken, zog ich plötzlich, voller Schreck mein Bein hoch. Irgendetwas hatte mich am Knöchel berührt! Ich schaltete mein Handy an und sah noch das Hinterteil einer Ratte, die vor mir in den dunklen Gang wegrannte. Ich zögerte keinen Augenblick und lief dem Tier sofort hinterher, ohne noch auf den Weg zu achten. Immer wieder stieß ich mich, lief jedoch unbeirrt weiter. Mein Handydisplay schaltete ich immer wieder ein, um der Ratte folgen zu können. Waren es zehn oder 20 Minuten gewesen? Ich kann mich heute nicht mehr daran erinnern. Es gab noch eine Abzweigung bevor es in die Kammer ging, in der ich gelegen hatte, und genau dieser Gang verlief nach draußen. Mehr und mehr spürte ich die frische Luft, die mir entgegen blies, als ich plötzlich hellere Flächen an den Wänden sah. Ich hatte es endlich geschafft! Ich war draußen, frei und lebte. Ich stand am Ausgang der Grossen Pyramide und atmete tief die frische Luft ein. Verwirrt schaute ich mich um, denn entgegen dem gewohnt schönen Wetter, das man aus Ägypten kannte, war es jetzt düster und grau. Was ich hier aus sicherer Entfernung sah, war erneut ein Schlag ins Gesicht. Ich war definitiv nicht in meine Zeit zurückgekehrt. Damals war ich mir sicher, dass sich meine Situation sogar verschlimmert hatte. Wie auch immer. Ich war erneut in einer
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