Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
dass sie es fühlte, wie es ausgehen würde. Zudem hätte ich bei der Wahrheit den Verlauf der Geschichte verändert und das konnte ich nicht tun.
Es war der vierte Tag und wir waren fast am südlichen Ende des Toten Meeres angekommen. Vor uns lagen die Tafelberge, die man schon erkennen konnte. Es war geplant, dass wir über einen Pfad nach Westen, durch die teilweise tiefen Schluchten fahren sollten, um dann von Süden den Berg zu erreichen. Mit einem Vorsprung von vier bis sechs Stunden wurden Spähtrupps voraus gesandt, die uns den Weg vor eventuellen Angriffen freihielten. Ihre Aufgabe war es, auszukundschaften, wo genau die Römer ihre Lager hatten. Morgen Abend sollten wir in Masada ankommen und ich war gespannt, wie es dort aussehen würde. Ich kannte die Bilder der Ruinen aus dem Internet. Aus der Geschichte war mir bekannt, das Herodes der Große diese fast uneinnehmbare Festung ca. 38 Jahre v. Chr. hatte bauen lassen und seit den 60igern n. Chr. jüdische Freiheitskämpfer Masada besetzt hielten. Sie hatten die Festung durch einen großen Aufstand erobert und man konnte sie jahrelang nicht vertreiben. Laut den Geschichtsschreibern würden knapp 1000 Soldaten diese Festung gegen die Römer verteidigen und wir sollten die erwartete Verstärkung sein. Die Soldaten in unseren Reihen waren dementsprechend nervös. Ihnen war aber nicht bewusst, was sie noch erwartete.
In der Zwischenzeit hatte sich mein hebräisch merklich verbessert und ich konnte mich von Tag zu Tag besser mit Elena verständigen. Sie wusste als einzige von meiner Herkunft und dem Erlebten in Ägypten. Sie hatte immer noch große Probleme alles zu glauben, was ich ihr in den letzten Tagen erzählt hatte. Aber dies zeigte mir ihr Vertrauen, das sich zwischen uns aufbaute. Ihren kleinen Sohn hatte ich ebenfalls lieb gewonnen, wobei ich doch selbst keine Kinder hatte. Carrie und ich hatten uns entschieden, keine Kinder mehr zu bekommen. Ich hatte Elena angeboten, wenn ihr es in der Nacht zu viel würde, dass sie mich jederzeit wecken könne, damit ich mich um Benjamin kümmere. Joshua beobachtete unser beginnendes Verhältnis mit großer Freude. War er doch dabei gewesen, als Elenas Mann schwer verletzt in ihren Armen starb. Er war es, der sie eine Zeit lang unterstützt hatte, damit sie sich wieder fangen konnte. Jeden Abend, wenn wir so da lagen und in die Sterne schauten, wollte sie mehr aus meiner Zeit erfahren. Nicht, dass ich mich weigerte ihr alles zu erzählen, aber versuchen sie mal das tägliche Leben eines Schotten in einer Großstadt, jemanden begreiflich zu machen, der vor 2000 Jahren lebte. Allein, dass es die Möglichkeit gab, sich untereinander zu unterhalten, obwohl man Kilometer weit entfernt wohnte und man sich nicht sah, konnte sich Elena nicht vorstehen. Wie hätte sie wohl reagiert, wenn ich ihr von der Landung eines Raumschiffes auf dem Mond erzählt hätte?
„ Tom, jetzt sind wir nur noch eine Tagesreise von unserem Ziel entfernt“, sage Elena und kuschelte sich in meinen Arm. „Vorher rasten wir noch einmal. Dort können wir uns noch etwas ausruhen, bevor es weiter geht. Ich denke, es wird nicht einfach durch die Linien der Römer zu schleichen.“
„ Ja, das glaube ich dir gerne, aber ich freue mich auch auf gemütliche Stunden mit dir“, antwortete ich.
Mit der harten Federung der Wagen, konnte ich mich noch nicht so richtig anfreunden. Als wir dann am Abend den Lagerplatz erreicht hatten und wir mal wieder nebeneinander lagen, sah mich Elena mit ihren dunklen Augen ernst an.
„ Würdest du immer bei mir bleiben?“
„ Ja, Elena, bis zu unserem Ende, werde ich bei dir bleiben und dich beschützen“ und streichelte über ihr dichtes Haar.
„ Das hat noch kein Mann zu mir gesagt. Ist es in deiner Zeit so üblich, auch für Frauen zu sorgen, die eine zweite Wahl sind?“
„ Ja, aber du bist doch keine zweite Wahl. In meiner Zeit ist nicht alles besser. Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen und auch Kindern gibt es noch immer. Das Leben ist anderes, aber für die Menschen trotzdem hart geworden. Der Kampf um ein Zuhause und das Essen ist geblieben.“
Wir lagen noch eine Weile nur so da, als wir das Weinen Benjamins hörten und sie lächelnd sagte: „Das wäre auch zu schön gewesen, noch länger die Ruhe zu genießen. Ich gehe kurz nachschauen. Also, laufe nicht weg“.
Ich grinste, als sie aufstand und setzte mich auf, um noch ein wenig die anderen Lagerfeuer zu beobachten. Etwa eine Viertelstunde
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