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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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kennengelernt hatte. Und zu den Büchern über Obstbäume, die nach dem angeblichen Einbruch im Regal ein wenig vorgestanden waren. Er hatte also von Anfang an danach gesucht.
    Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Naivität und Sebastians Durchtriebenheit. »Die gute Nachricht ist jedenfalls, dass er den Band, soweit wir wissen, bisher nicht gefunden hat. Ich werde mich selbst danach umsehen, wenn die Bibliothek nach der Renovierung wieder an Ort und Stelle ist. Immerhin kenne ich nun die Wahrheit. Jetzt muss ich mich auf die Zukunft konzentrieren.«
    »Emilie, Sie sind wirklich eine bemerkenswerte Frau«, stellte Alex bewundernd fest.
    »Nein.« Emilie stieß einen Seufzer aus, der sich in ein Gähnen verwandelte. »Ich bin lediglich pragmatisch und habe mich von falscher Liebe blenden lassen. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich jemandem blind vertraut, und es ist schiefgegangen. Außerdem weiß Sebastian nicht alles über mich.«
    Alex sah sie fragend an.
    »Zum Beispiel habe ich ihm vor der Hochzeit nicht gestanden, dass ich keine Kinder bekommen kann.«
    »Hat Seb Sie denn danach gefragt?«
    »Nein. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht moralisch dazu verpflichtet gewesen wäre. Ich hätte es ihm sagen müssen, doch an damals zu denken …«, Emilie schwieg kurz, »… habe ich einfach nicht geschafft.«
    »Verstehe. Darf ich fragen, weshalb Sie sich so sicher sind? Sie müssen nicht antworten.«
    Emilie schenkte sich einen zweiten Brandy ein, um sich Mut anzutrinken. »Mit dreizehn«, begann sie, »wurde ich sehr krank. Mein Vater war im Château, ich mit meiner Mutter zu Hause in Paris, wo sie von einer Einladung zur anderen flatterte. Eine unserer Bediensteten hat sie darauf hingewiesen, dass ich krank aussehe, und ihr geraten, den Arzt zu rufen. Sie hat einen kurzen Blick auf mich geworfen, mir die Hand auf die Stirn gelegt und gesagt, das würde schon wieder vergehen. Dann ist sie zur nächsten Abendeinladung.« Emilie nahm einen weiteren Schluck Brandy und versuchte sich zu sammeln, bevor sie weitersprach. »In den folgenden Tagen hat sich mein Zustand verschlechtert. Am Ende hat meine Mutter dann doch einen Arzt kommen lassen, einen alten Freund von ihr, der eine Lebensmittelvergiftung diagnostizierte. Er hat mir Tabletten gegeben und sich verabschiedet. Tags darauf habe ich das Bewusstsein verloren. Meine Mutter war unterwegs, deshalb hat die Bedienstete die Sanitäter gerufen, die mich ins Krankenhaus brachten. Dort wurde eine starke Unterleibsentzündung festgestellt. Zur Entschuldigung des Arztes muss ich sagen, dass solche Erkrankungen bei Teenagern nur selten auftreten. Kein Wunder, dass er sie nicht erkannt hat. Anfangs lässt sich so etwas gut behandeln, aber später kann sie zu Unfruchtbarkeit führen.«
    »Em, wie schrecklich.«
    »Alex, Sie sind der erste Mensch, dem ich das erzähle. Bisher war ich nie in der Lage, es laut auszusprechen. Ich …« Sie begann zu schluchzen.
    »Em, Emilie … Liebes …«
    Er legte den Arm um sie und zog sie zu sich aufs Sofa. Sie schmiegte sich weinend an seine Brust, während er ihr sanft über die Haare strich.
    »Wie konnte meine Mutter nur übersehen, wie krank ich war?«
    »Em, ich weiß es nicht.« Er drückte ihr ein Taschentuch in die Hand.
    »Tut mir leid«, schniefte sie. »Sonst bin ich nicht so.«
    »Der Schmerz ist Teil von Ihnen. Es hilft, ihn herauszulassen.«
    »Als man mir damals gesagt hat, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann, habe ich mir einzureden versucht, dass das nicht schlimm ist. Aber das ist es doch, Alex! Mit jedem Jahr wird es schlimmer, weil ich allmählich merke, dass ich die eine Aufgabe, derentwegen wir Menschen auf Erden sind, nicht erfüllen kann!«
    »Sind Sie absolut sicher, dass es nicht geht?«, fragte er.
    »Die Methoden, die heutzutage bei unfruchtbaren Frauen angewendet werden, nützen bei mir nichts. Ich kann selbst keine Eier produzieren, und mein Unterleib ist nicht stabil genug, um die anderer Frauen auszutragen.«
    »Sie könnten ein Kind adoptieren«, schlug Alex vor.
    »Ja, das wäre möglich.« Emilie putzte sich die Nase.
    »Ich habe das auch schon überlegt, weil ich mich genausowenig fortpflanzen kann wie Sie. Die Einzelheiten erspare ich Ihnen. Die Ausstattung funktioniert zwar, aber aufgrund des Unfalls kann ich nicht zum Samenerguss kommen. Ich hätte gern Kinder. Wir sind schon ein Pärchen, was?«, meinte er schmunzelnd.
    »Ja.« Emilie löste sich aus seiner Umarmung. »Bevor ich gehe,

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