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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Falks warm wirkten.
    »Und das«, erklärte Édouard, »ist meine Schwester Sophia.«
    Als Frederik sich Sophia zuwandte, blieb ihm der Mund offen stehen.
    Sophia gab ihm die Hand. »Oberst von Wehndorf, freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Frederik ergriff sie stumm und hielt sie deutlich zu lange. Am Ende presste Frederik ein »Höchst erfreut, Mademoiselle« hervor. Dann ließ er ihre Hand zögernd los, und auf Sophias Gesicht trat ein seliges Lächeln. Édouard fiel das nicht auf, weil er durch die Ankunft zweier anderer Gäste abgelenkt war, und Falk hatte nur Augen für Connie.
    »Wer ist denn der Ältere von Ihnen beiden?«, fragte Connie.
    »Leider bin ich der Jüngere«, antwortete Falk. »Ich bin eine Stunde nach meinem großen Bruder zur Welt gekommen. Fast hätte ich es nicht geschafft; vermutlich hat er meiner Mutter alle Kraft geraubt!« Falks Blick verriet Connie, dass die Brüder sich nicht leiden konnten. »Was meinst du, Frederik?«
    »Tut mir leid, ich habe nicht gehört, was du gesagt hast, Bruder.« Frederik riss sich widerwillig vom Anblick Sophias los.
    »Ach, nichts. Nur dass du mir bei der Geburt zuvorgekommen bist. Wie bei so vielem.« Falk lachte über seine bissige Bemerkung.
    »Und das wirst du mir nie verzeihen, stimmt’s?« Frederik klopfte seinem Bruder freundschaftlich auf die Schulter.
    »Wann sind Sie nach Paris gekommen, Frederik?«, erkundigte sich Sophia. »Es wundert mich, dass wir uns noch nicht begegnet sind.«
    »Mein großer Bruder hatte Wichtigeres zu tun, als sich nur um eine Stadt zu kümmern«, mischte Falk sich ein. »Er untersteht direkt der höchsten Führung, ist Intellektueller und uns normal Sterblichen in der Gestapo weit überlegen.«
    »Ich bin als Emissär nach Paris geschickt worden«, bestätigte Frederik. »Der Führer ist wegen der in letzter Zeit so erfolgreichen Sabotage der Résistance besorgt.«
    »Kurz: Frederik ist hier, weil er glaubt, dass wir von der Gestapo unsere Arbeit nicht gut genug machen.«
    »Aber nein, Falk«, unterbrach Frederik ihn verlegen. »Diese Leute sind klug und gut organisiert. Sie schlagen uns immer wieder ein Schnippchen.«
    »Bruder, wir haben gerade unseren bislang erfolgreichsten Schlag gegen Résistance und SOE geführt«, erklärte Falk. »Das Scientist-Netzwerk ist zerschlagen und kann vorerst keinen Schaden mehr anrichten.«
    »Gratuliere«, sagte Frederik. »Ich bin nur hier, um mir einen Überblick über die Geheimdiensttätigkeit zu verschaffen und festzustellen, wie wir weiterhin Unruhestifter bekämpfen können.«
    Als die Lichter ausgingen, nahmen alle Platz. Frederik sicherte sich den Sitz neben Sophia, Connie fand sich zwischen den Brüdern wieder.
    »Mögen Sie Wagner, Fräulein Chapelle?«, erkundigte sich Falk, leerte sein Glas und stellte es aufs Tablett zurück.
    »Ich weiß nicht viel über diesen Komponisten, freue mich aber, ihn kennenzulernen«, antwortete Connie diplomatisch.
    »Ich hoffe, dass Sie, Fräulein Sophia und Édouard uns nach der Oper beim Essen Gesellschaft leisten«, erklärte Falk. »Ich erachte es als meine Pflicht, meinem Bruder die schönsten Seiten von Paris zu zeigen.«
    Connie blieb eine Antwort erspart, weil die Ouvertüre zur Walküre begann.
    Connie, die Wagners Musik immer schon schwülstig gefunden hatte, verbrachte den größten Teil der Zeit damit, diskret das Publikum zu beobachten. Ihr war es peinlich, in der Öffentlichkeit in Gesellschaft des Feindes gesehen zu werden, aber was sollte sie machen? Dem höheren Zweck zuliebe musste sie ihre Abneigung gegen Falk überwinden, als dieser die Hand auf ihr mit Seidenstoff bedecktes Knie legte.
    Frederik hingegen, dessen Blick nicht auf die Bühne, sondern auf Sophia gerichtet war, wirkte überglücklich.
    Nach der schier endlosen Aufführung nahm Édouard Falks und Frederiks Einladung zum Abendessen in einem Klub an. Draußen wartete eine schwarze Gestapo-Limousine auf sie.
    Als Édouard sich zu den Frauen auf den Rücksitz setzen wollte, traf ihn etwas am Nacken.
    » Traître! Traître! «, kreischte eine Frauenstimme.
    Der Chauffeur schloss hastig die Tür, als es faule Eier auf den Wagen hagelte, und fuhr los. Connie hörte Schüsse. Édouard zog seufzend ein Taschentuch hervor und wischte das stinkende Ei, so gut er konnte, von der Schulter seiner schwarzen Smokingjacke.
    Auf der anderen Seite klammerte Sophia sich, das Gesicht schreckverzerrt, an ihn.
    »Schweine!«, zischte Falk auf dem Vordersitz. »Die

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