Der Lavendelgarten
Krieg im Luxus verbringen. Doch das, was wir drei erleben – Sie durch Zufall, ich aufgrund meiner Überzeugung und Sophia als meine Schwester –, ist eine Qual für die Seele«, stellte Édouard fest.
»Verzeihen Sie, Édouard, aber Sie wissen wenigstens, wofür Sie es tun! Wogegen ich keinerlei Beweis dafür habe, dass das, was Sie sagen, stimmt! Ich bin eine ausgebildete Agentin der britischen Regierung und hier, um die beiden Länder, die ich liebe, zu verteidigen, nicht zum Tanzen und Essen und Plaudern mit deutschen Offizieren! Édouard, dieses ›Verräter‹ heute Abend war das Beschämendste, was ich je gehört habe.« Connie wischte sich die Tränen ab. »Vielleicht wird die Frau unseretwegen sterben!«
»Möglich«, bestätigte Édouard. »Vielleicht aber auch nicht. Unter Umständen werde ich nach heute Abend in der Lage sein, ein Dutzend Männer und Frauen zu warnen, die sich morgen Abend in einem Safe House nicht weit von hier treffen wollen, und von deren Treffen die Nazis wissen. Und die können dann nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen mutigen Menschen retten, die zu Hunderten für das Netzwerk arbeiten.«
Connie sah ihn überrascht an. »Wie das?«
»Sie gehören zu einer Untergruppe des Scientist-Netzwerks, ihre Namen wurden den bei der letzten Verhaftungswelle gefassten Agenten durch Folter entlockt. Während Sie auf der Toilette waren, hat Falk mir das höchstpersönlich mitgeteilt. Er ist sehr stolz auf diesen Coup. Ich kenne ihn gut – nach zu viel Brandy wird er immer redselig. Er ist arrogant und will mir demonstrieren, wie effektiv er seine Arbeit verrichtet. Leider …«, Édouard seufzte, »… ist er tatsächlich ziemlich gut.«
Connie versuchte ihm zu glauben.
»Bitte, Édouard, ich flehe Sie an, sagen Sie mir, für wen Sie tätig sind, damit ich sicher sein kann, mein Land nicht zu verraten.«
»Nein.« Édouard schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Sie müssen mir einfach glauben. Vielleicht wird Ihnen eine andere Quelle früher, als Sie denken, alles bestätigen. Unseren Freund Falk werden wir jedenfalls noch öfter sehen. Wenn er sich mit neuen Festnahmen brüstet, bin ich tatsächlich ein Verräter. Doch wenn das Safe House bei der Razzia der Gestapo leer ist, sage ich vermutlich die Wahrheit, Constance …« Wieder seufzte Édouard, »… Ich kann verstehen, dass es schwer für Sie ist, diesen Weg weiterzugehen. Aber ich kann Ihnen nur noch einmal versichern, dass wir auf derselben Seite stehen.«
»Wenn Sie mir sagen könnten, für wen Sie arbeiten«, versuchte sie es noch einmal.
»Soll ich damit Ihr Leben und das vieler anderer aufs Spiel setzen?« Édouard schüttelte den Kopf. »Nein, Constance, nicht einmal Sophia kennt die Einzelheiten, und so muss es auch bleiben. Der Einsatz scheint sich zu erhöhen. Ich kenne Falks Bruder Frederik. Er gehört der SS und dem Nachrichtendienst SD an und untersteht direkt der allerhöchsten Führung. Falls er ebenfalls zu einem regelmäßigen Gast in diesem Haus werden sollte, müssen wir noch vorsichtiger sein als bisher.«
»Er scheint hingerissen zu sein von Sophia«, bemerkte Connie. »Leider ist es umgekehrt offenbar genauso.«
»Wie bereits erwähnt, entstammen die Brüder einer preussischen Adelsfamilie. Sie sind gebildet und kultiviert und, wie ich heute Abend beobachten konnte, sehr verschieden. Frederik ist der Intellektuelle, der Denker. Wenn er auf der richtigen Seite stünde, könnte ich ihn glatt mögen.«
Kurzes Schweigen.
»Sophia«, fuhr Édouard schließlich fort, »ist sehr naiv. Sie wurde vor der Welt beschützt, zuerst von unseren Eltern und dann von mir. Sie weiß nicht viel über Männer und die Liebe. Wir können nur hoffen, dass Herr Frederik bald nach Deutschland zurückkehrt. Mir ist nicht entgangen, wie sehr sie sich zueinander hingezogen fühlen.«
»Und was soll ich mit Falk machen?«, fragte Connie. »Édouard, ich bin eine verheiratete Frau!«
Édouard wölbte die Hände um den Brandyschwenker. »Wir haben gerade festgestellt, dass wir manchmal eine Lüge leben müssen. Constance, vielleicht stellen Sie sich einfach folgende Frage: Wenn ich der Kopf des Netzwerks wäre, dem Sie ursprünglich zugewiesen wurden, und ich Ihnen befehlen würde, die Beziehung mit Falk weiter zu pflegen, in der Hoffnung, dass er Ihnen das eine oder andere verrät, was unseren Leuten im Kampf hilft, würden Sie sich dann weigern, mir zu gehorchen?«
Connie wich Édouards Blick aus.
»Nach allem, was
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