Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
Vom Netzwerk:
wir besprochen haben: nein«, antwortete sie nach kurzem Zögern.
    »Sie sollten sich innerlich von Falk distanzieren und jedes Mal, wenn Sie sich am liebsten aus seiner Umarmung lösen würden, daran denken, dass Sie einer Sache dienen, die wichtiger ist als Sie selbst. Ich muss das vierundzwanzig Stunden am Tag tun.«
    »Macht es Ihnen denn nichts aus, wenn Ihre Landsleute Sie für einen Verräter halten?«
    »Doch, natürlich, Constance. Aber darum geht es nicht. Ich denke an all die Franzosen, die in Gefängnissen gefoltert und misshandelt werden oder sogar sterben. Sie sind mir wichtiger als mein Ruf. Verglichen mit dem ihren ist mein Los ein ziemlich leichtes. Doch jetzt muss ich Sie allein lassen. Auf mich wartet viel Arbeit.«
    Er stand auf, bedachte sie mit einem kurzen Lächeln und verließ den Raum.

13
    Obwohl Connie sich nicht sicher sein konnte, dass es Édouard gewesen war, der die mutmaßlichen Verräter vor einer drohenden Verhaftung durch die Deutschen gewarnt hatte, bestätigten doch Falk und Frederik einige Tage später beim Abendessen die Geschichte. Falk war außer sich vor Wut, vermutlich auch deshalb, weil sein Bruder seinen Misserfolg hautnah miterlebte. Die Feindseligkeit, die Falk gegenüber Frederik an den Tag legte, war fast mit Händen zu greifen – Geschwisterrivalität in ihrer reinsten Form. Frederik hatte es weiter gebracht als Falk und war diesem auf allen Ebenen überlegen. Connie fragte sich, ob Falks legendäre Brutalität gegenüber Verhafteten durch seine Frustration über das Gefühl genährt wurde, immer nur zweite Wahl zu sein.
    »Die Résistance wird von Tag zu Tag dreister«, knurrte Falk, während sie die Suppe aßen. »Erst gestern ist in Le Mans ein deutscher Konvoi angegriffen worden. Die Offiziere wurden ermordet und die Waffen gestohlen.«
    »Sie sind in der Tat gut organisiert«, pflichtete Frederik ihm bei.
    »Es liegt auf der Hand, dass sie Insiderinformationen erhalten. Die Résistance scheint genau zu wissen, wo und wann sie zuschlagen kann. Wir müssen die Schwachstelle finden, Bruder«, forderte Falk.
    »Wenn irgendjemand dazu in der Lage ist, dann du«, erklärte Frederik.
    Falk ging an jenem Abend früher, weil er noch etwas im Hauptquartier der Gestapo zu erledigen hatte. Dass sein Ärger über die Résistance ihn beschäftigte und seine Avancen Connie gegenüber deshalb weniger heftig ausfielen als sonst, war nur ein geringer Ausgleich dafür, dass sie sich zwei Stunden lang anhören musste, wie er vorzugehen gedachte. Frederik sagte, er wolle noch ein wenig bleiben, Connie hingegen zog sich in ihr Zimmer zurück, als er mit Édouard und Sophia den Salon aufsuchte. Oben schloss sie, erschöpft von der inneren Anspannung, die das andauernde Täuschungsmanöver mit sich brachte, die Tür hinter sich. Obwohl sie im Zentrum einer Stadt lebte, die momentan im Blickpunkt der Welt stand, hatte sie sich nie einsamer gefühlt. Da die Nazis schon Monate zuvor Radios verboten hatten, als sie feststellten, dass die Alliierten sie für die Kommunikation mit ihren Agenten nutzten, und Connie nur noch die Propagandablätter der Vichy-Regierung lesen konnte, fühlte sie sich von der Welt abgeschnitten. Sie hatte keine Ahnung, wie die Alliierten sich schlugen und ob die erhoffte Invasion, die bei ihrem Abflug nach Frankreich angekündigt worden war, nach wie vor stattfinden sollte.
    Édouard weigerte sich, über solche Themen zu sprechen; wenn Connie am Morgen mit Sophia frühstückte, war er oft schon aus dem Haus. Wohin er ging oder wen er traf, wusste sie nicht. Wenn Sektion F von Édouard erfahren hatte, wo sie sich aufhielt, versuchte sie doch sicher, Kontakt mit ihr aufzunehmen, dachte Connie. Und ließ sie, die immerhin eine Ausbildung zum Töten erhalten hatte, nicht untätig hinter dieser Fassade des sinnlosen Luxus warten …
    »Ach, Lawrence, ich wünschte, du könntest mir raten, was ich tun soll«, seufzte sie in ihrer Verzweiflung und fragte sich schon zum hundertsten Mal, ob sie ihn je wiedersehen würde.
    Ein wenig ruhiger wurde Connie im August, als die Bombenangriffe der Alliierten an Intensität zunahmen. Der Keller war, entsprechend den Bedürfnissen der de la Martinières, mit bequemen Betten, einem Gaskocher zum Kaffeekochen und Gesellschaftsspielen gegen die Langeweile ausgestattet worden. Immerhin, dachte Connie, die ein Buch las, während das Haus über ihnen von Angriffen erschüttert wurde, ließen die schrecklichen Geräusche der Zerstörung

Weitere Kostenlose Bücher