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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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trug Robelons Prozessakten.
    Ich sah Mercer an und verdrehte die Augen.
    »Was ist das, Mr. Robelon? Ein kleiner Unfall?«
    »Ich wünschte, dem wäre so, Euer Ehren. Leider ist es sehr viel ernster. Mein Mandant ist gestern Abend überfallen und in einem sinnlosen Akt der Gewalt mehrmals in den Rücken gestochen worden.«
    »Wissen Sie darüber Bescheid, Alexandra?«, fragte der Richter.
    »Ich bin der Meinung, dass es nicht so ernst ist, wie es aussieht, Euer Ehren.«
    »Jetzt ist Ms. Cooper auch noch Ärztin«, sagte Robelon. »Mr. Tripping wurde heute Nacht um zwei Uhr aus dem Krankenhaus entlassen. Er hat starke Schmerzen und muss diverse Nachuntersuchungen einhalten. Er … er kann nicht einmal aus diesem Stuhl aufstehen.«
    »Das ist lächerlich, Euer Ehren. Er hat ein paar leichte Stichverletzungen oben am Rücken. Ich bin darüber informiert. Falls Sie es ihm befehlen würden, ist er durchaus in der Lage, aufzustehen und das Schuldgeständnis abzulegen, über das die Verteidigung und ich gesprochen haben –«
    Moffett drohte mir mit seinem Hammer. »Als ich das letzte Mal auf die Anweisung eines Ihrer Kollegen hin so vorgegangen bin, junge Lady, habe ich mir eine Verwarnung vom Berufungsgericht eingefangen.«
    Ich hatte den falschen Nerv getroffen. Vor einigen Jahren war ein Kollege in einem Fall, der Boulevardschlagzeilen machte, von den Cops reingelegt worden. Der Angeklagte war ein Berufsverbrecher und notorischer Simulant, der schon des Öfteren Krankheiten vorgetäuscht hatte, um einem Prozess aus dem Weg zu gehen. Als er wegen einer Mordanklage dem Richter vorgeführt wurde, versicherte der Polizist, der die Festnahme vorgenommen hatte, dem jungen Staatsanwalt, dass der Mörder entgegen seiner Beteuerungen aus dem Rollstuhl aufstehen und vor das Gericht treten könne.
    Der Anwalt leitete die Nachricht dem Richter weiter. Keiner von beiden konnte wissen, dass der Bruder des Mordopfers dem Angeklagten kurz zuvor die Kniescheiben zertrümmert hatte. Moffett brüllte den Kerl fünf-, sechsmal an und drohte ihm mit einer Anklage wegen Missachtung der Justiz, falls er sich weigerte aufzustehen. Als der Mann es schließlich versuchte, brach er zusammen, woraufhin der Rechtshilfeverein eine Beschwerde gegen Moffett einbrachte, die ihn fast seine Wiederernennung gekostet hätte.
    »Euer Ehren, wenn Sie uns eine kleine Verschnaufpause gönnen, gibt es in der Tat Fortschritte zu vermelden. Ms. Cooper und ich hatten eine Unterredung. Mein Mandant hat mich ermächtigt, das Angebot der Staatsanwaltschaft anzunehmen, sich eines geringfügigeren Delikts für schuldig zu erklären. Wir hatten den festen Vorsatz, heute Vormittag damit fortzufahren, aber angesichts Mr. Trippings Gesundheitszustand und seiner Verletzungen –«
    »Euer Ehren, das ist lächerlich. Ja, wir hatten uns über ein Schuldgeständnis unterhalten. Diese … diese plötzlichen Kratzer auf dem Rücken des Angeklagten sind nichts weiter als eine Absicherung für Mr. Robelons geplante Strategie. Obwohl er mir versichert hat, den Fall abschließen zu können, wollte er seinen Mandanten noch länger auf freiem Fuß lassen. Ich erwiderte, dass ich darauf nicht eingehen würde, und nun hat er sich offensichtlich dieses Theater hier ausgedacht, um noch mehr Zeit zu gewinnen.«
    »Wofür sollte er die Zeit brauchen, Alexandra? Wenn er sich schuldig bekennt, bekommt er ein, zwei Wochen Zeit, um sich um alles Notwendige zu kümmern. Was soll das Ganze?«
    »Ich habe keine Ahnung, warum er mehr Zeit will. Vielleicht hat er nicht vor, ins Gefängnis zu gehen. Vielleicht plant er, sich der Festnahme zu entziehen. Vielleicht –«
    Robelon war außer sich. »Hören Sie auf herumzufantasieren, Ms. Cooper! Wann machen Sie endlich Schluss damit, das Gericht mit Ihren Hirngespinsten gegen den Angeklagten einzunehmen?«
    »Sehen Sie ihn an, Alexandra.« Moffett zeigte auf Tripping, der tief in seinen Rollstuhl gerutscht war und beide Arme über die Lehnen hängen ließ. »Er kann sich nicht einmal aufrecht halten. Haben Sie irgendwelche Medikamente erhalten, Mr. Tripping?«
    Tripping wirkte benommen und antwortete nicht.
    Moffett versuchte es noch einmal. »Mr. Tripping, hören Sie mich?«
    »Es tut mir Leid, Euer Ehren. Ich habe schreckliche Schmerzen –«
    Robelon fiel ihm ins Wort. »Ich möchte nicht, dass die Aussagen meines Mandanten protokolliert werden, Euer Ehren. Man hat ihm als Schmerzmittel ein Morphinderivat verabreicht. Offensichtlich«, sagte er mit

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