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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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glänzen sah, war ich ebenso erleichtert wie die Frau, die sich die Papiertüte – leer – an die Brust drückte. Wir rollten aus, und ich ging vom schützenden Terminal zum Parkplatz, auf dem mein Hausmeister Anfang der Woche, als er die Insel verlassen hatte, mein Auto abgestellt hatte. Bald darauf kurvte ich auf der nassen Straße durch die Wiesen und Weiden von Chilmark.
    Es war kurz vor neun. Ich hatte Hunger. Ich fuhr in Richtung Dutcher Dock, aber sowohl das Galley als auch das Homeport waren bereits dunkel.
    Ich machte vor der alten, rot gedeckten Küstenwache, in der jetzt die Polizei von Chilmark untergebracht war, kehrt und fuhr auf der Hauptstraße in Richtung Tankstelle. Larsen’s Fish Market hatte schon seit Stunden geschlossen, also war meine letzte Hoffnung das Bite, eine Garküche von nicht mal zwanzig Quadratmetern, unter deren grauem Schindeldach die Quinn-Schwestern, Karen und Jackie, die beste Muschelsuppe und die besten frittierten Muscheln der Welt machten.
    Ich parkte mein kleines rotes Kabrio zwischen zwei Pick-up-Trucks, deren Fahrer ihr Essen in den Kabinen verzehrten, und flüchtete vor dem Regen unter das Dach der schmalen Veranda.
    »Alex? Bist du das? Ich hab keine einzige Muschel oder Auster mehr. Alles weg«, begrüßte mich Karen mit ihrem Südbostoner Akzent.
    »Nur einen Becher Suppe.« Mein Magen hatte sich von dem unruhigen Flug noch immer nicht beruhigt. »Zum Mitnehmen.«
    »Du machst besser dein Haus dicht. Das wird ein höllischer Sturm werden.«
    »Deshalb bin ich ja hier.«
    Sie reichte mir eine große braune Papiertüte. »Hier, nimm noch was für morgen mit. Muschelsuppe, ein paar Chicken Wings und selbst gemachte Brownies von meiner Mutter. Du wirst froh darüber sein, wenn während des Hurrikans alles geschlossen bleibt.«
    Ich bedankte mich und machte mich auf den Heimweg zu meinem schönen alten Farmhaus, das auf einem Hügel mit Blick aufs Meer gelegen war. Ich war dankbar, dass die Mayhew-Bauern diese Stelle ausgesucht hatten, als sie das Haus vor knapp zweihundert Jahren gebaut hatten. Trotz meiner An- und Umbauten hatte das robuste Haus seinen ursprünglichen Charme und Charakter bewahrt.
    Mein Herz klopfte schneller, als ich von der State Road abbog. Ich dachte an meine Freundin Isabella Lascar, die vor einigen Jahren an dieser Stelle ums Leben gekommen war.
    Vor mir bewegte sich etwas Großes, Dunkles im Gebüsch, und ich trat mit voller Wucht auf die Bremse. Ein Rehbock sprang direkt vor mir über die Straße und setzte über die alte Steinmauer, die mein Grundstück umgab. Sekunden später folgten ihm ein Reh und zwei Kitzlein und verschwanden auf dem benachbarten Grundstück im Wald.
    Ich fuhr weiter und hielt vor meinem Haus. Normalerweise bereitete mein Hausmeister alles vor und schaltete das Licht im Flur und im Wohnzimmer ein, stellte im Sommer Blumen in jedes Zimmer und füllte den Kühlschrank mit dem Nötigsten. Dieses Mal wirkte das dunkle, kalte Haus eigenartig abweisend.
    Vom Seiteneingang ging ich rasch durch die Küche in das kleine angrenzende Wohnzimmer und knipste überall das Licht an. Ich stellte die Tüte mit dem Essen auf die Anrichte, nahm ein Glas aus dem Küchenschränkchen und füllte es mit Eis. Dann drückte ich die Random-Taste des CD-Spielers im Wohnzimmer. Während ich mir einen Dewar’s einschenkte, sangen Simon & Garfunkel sinngemäß etwas wie »Große Klappe und nichts dahinter«. Danke für den Hinweis. Ich drückte auf die Fernbedienung und gab mich damit zufrieden, auf der Bridge Over Troubled Waters gelandet zu sein.
    Mike Chapmans Privatnummer war als Schnellwahltaste auf meinem Telefon gespeichert. Ich machte es mir mit meinem Drink auf dem Sofa gemütlich und wartete darauf, dass er abhob.
    »Hallo.«
    »Val? Hier ist Alex. Störe ich?«
    »Nein, nein. Kein Problem. Wie geht es dir?«
    »Gut, danke. Ich bin auf Martha’s Vineyard, um mein Haus sturmfest zu machen.« Ich wusste nicht, ob ich erwähnen sollte, dass mir Mike von ihrem Gesundheitszustand erzählt hatte. Noch während ich unschlüssig überlegte, hatte er ihr schon den Hörer aus der Hand genommen.
    »Etymologie, Blondie. Was weißt du darüber?«
    Ich war zu schlapp für eine Antwort.
    »Ich dachte, das wären Insekten. Mit Insekten kenn ich mich aus. Ich hatte mich schon darauf gefreut, dich heute Abend so richtig abzuzocken. Woher sollte ich wissen, dass es um Worte geht? O.K . du weißt schon, die Initialen? Weißt du, für was die stehen?«
    »Ich

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