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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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vor unserer geplanten Hochzeit auf der Fahrt von Manhattan nach Martha’s Vineyard ums Leben gekommen, als sein Auto auf einer Autobahnbrücke abgedrängt wurde und in ein Flussbett stürzte.
    »Liebling, entweder Mike hat Recht und du bist ein totaler Kontroll-Freak«, scherzte Jake, »oder du hast dich dort oben mit einem anderen Schlechtwetterliebhaber eingenistet, der mich nicht in der Nähe haben will. Komm schon, Schatz, die nächtliche Autofahrt wird mir das Gefühl geben, wieder Student zu sein.«
    Die schlechte Handyverbindung überdeckte die Panik, die mich ergriffen hatte.
    »Nein, nein, nein, nein«, sagte ich immer und immer wieder. »Verstehst du denn nicht, Jake? Es ist … es ist wegen Adam. Ich könnte es nicht ertragen. Zehn Stunden auf der Autobahn, davon mit Sicherheit die Hälfte in einem heftigen Gewitter?«
    »Noch regnet es nicht, Alex. Die Straßen sind –«
    »Du verstehst mich nicht. Ich flehe dich an, Jake. Ich würde es mir nie verzeihen, falls dir irgendetwas passiert. Warte, bis die Gewitterfront vorbei ist, und flieg übers Wochenende her, wenn du willst. Aber bitte schwör mir, dass du nicht versuchen wirst, mit dem Auto hierher zu fahren.«
    Sein Ton wurde frostig. »Wahrscheinlich gibt es einen triftigen Grund, warum du mich nicht bei dir haben willst. Du wirst ihn mir sicher sagen, wenn du so weit bist.«
    Ich versuchte erneut, ihm die Sache aus meiner Sicht zu schildern, aber er blieb kurz angebunden, bis wir uns verabschiedeten.
    Ich ging mit meinem Glas ins Schlafzimmer. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so allein gefühlt. Ich schaltete die Dampfdusche ein, stellte die Temperatur auf siebenunddreißig Grad und begann, mich auszuziehen.
    Das Telefon klingelte, aber ich hob nicht ab. Es war sinnlos, mit Jake zu streiten, also ließ ich den Anrufbeantworter rangehen.
    »Bist du da, Coop? Oder heulst du draußen den Mond an?«
    Ich nahm das Mobilteil aus der Station. »Ich wollte erst hören, wer es ist, Mike. Hast du vergessen, mir angenehme Träume zu wünschen?«
    »Val ist ein Computergenie. Dank ihrer Hilfe konnte ich mich auf die Website von Lisi & Lisi, unserem Anwaltspärchen, einloggen, damit ich morgen früh gleich loslegen kann.«
    »Ich wollte dir nicht deine Zeit mit Val rauben, Mike. Morgen reicht auch.«
    »Vergiss Helena. Was weißt du über Jimmy Lisi?«
    »Er hat früher für den Rechtshilfeverein gearbeitet. Ziemlich anständiger Kerl.«
    »Interessanter Lebenslauf, Alex. In Europa geboren. Sehr stolz auf seine Wurzeln.«
    »Warum auch nicht?« Die Glastür war schon völlig beschlagen, und ich konnte es kaum erwarten, unter die Dusche zu gehen und mich zu entspannen.
    »Generalissimo Lisi, Jimmis Papa. Weißt du was über ihn?«
    »Schieß los.«
    »Jimmy wurde in Rom geboren. Sein Alter machte Karriere und war der Obermacker im italienischen Geheimdienst. Demnach nicht allzu weit weg von der Küche, die Faruk 1965 mit ihren pasta e fagioli den Rest gegeben hat.«
    »Interessant.« Ich stellte mein Glas ab und nahm Block und Kugelschreiber zur Hand.
    »Ich hab auch die anderen Anwälte überprüft, die an dem Fall beteiligt sind. Leider stellen ihre Kanzleien nicht solche Familiensagas ins Netz wie die Lisis. Sie listen nur ihre tollen Studienabschlüsse und Alma Maters auf.«
    »Komm schon, Mike. Ich weiß, dass du was gefunden hast.«
    »Jimmy Lisi geht ans College – Yale, nebenbei bemerkt – und landet in derselben Studentenverbindung wie der Typ, dessen Alter zur gleichen Zeit wie Lisis Dad für die Briten in Rom herumspioniert hat.«
    »Verstehe. Josh Braydon und seine Zweitverteidiger-Rolle sind erst mal nebensächlich. Wir müssen herausfinden, wer hinter Helena Lisi steht.«
    »Der Mann, vor dem Tiffany Gatts Angst hat«, sagte Mike, »könnte Peter Robelon sein.«

33
     
    Ich sah durch die Terrassentür meines Schlafzimmers hinaus auf den Rasen, der zum Teich hinabführte. Der stete Regen tauchte die Landschaft in fahle Grau- und Grüntöne. Die Bäume und die hohen Gräser wirkten unter der tief hängenden Wolkendecke wie mit mattfarbenen Kreidestiften koloriert. Lediglich die weißen Schaumkronen in der Ferne ließen erahnen, dass dies nur die sprichwörtliche Ruhe vor dem Stürm war, der in wenigen Stunden seine volle Kraft entfalten würde.
    Ich fuhr zum Kramerladen in Chilmark, um mir einen Kaffee und die New York Times zu holen und um mich zu versichern, dass genug Leute in der Nähe waren, falls der Hurrikan erst einmal

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