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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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hast du die gefunden?«, fragte ich.
    »In einem der Stapel aus den ausgeleerten Schubladen.«
    »Sind noch mehr davon in der Wohnung?«
    »Eine ganze Menge. Ich habe mir nur ein paar geschnappt, um dich zu ködern. Ob sich wohl jemand an diesen alten aufreizenden Fotos aufgegeilt hat?«
    »Hoffentlich nicht. Die alte Queenie hat wenig Ähnlichkeit mit der Neunzehn- oder Zwanzigjährigen auf diesen Fotos. Aber du hast Recht – ich bin morgen Vormittag mit von der Partie.« Ich raffte meine Akten zusammen, um mich auf den Nachhauseweg zu machen.
    »Bleibst du nicht bis Jeopardy! ?«, fragte Mike.
    »Jake ist wieder da. Abendessen zu Hause. Warum machst du dich nicht auch vom Acker und lädst zur Abwechslung mal Val zum Essen ein?«
    »Noch immer hier?« Lee Rudden, einer der besten jungen Anwälte in meiner Abteilung, stand mit zwei Flaschen Bier in der Hand an der Tür. Freitags brachten die meisten Abteilungsleiter gern Sechserpacks mit, um die lange Arbeitswoche mit einem kollegialen Umtrunk ausklingen zu lassen. »Ein kaltes Bier, Alex?«
    »Nein danke. Ich wollte gerade gehen.«
    »Ich sage nicht Nein«, sagte Mike und nahm Lee ein Bier ab.
    »Haben Sie eine Minute Zeit? Kann ich Sie kurz um Rat fragen?«
    Ich nahm die Eieruhr aus Messing von meinem Schreibtisch und drehte sie um. »Ich gebe Ihnen drei. Die Uhr läuft.« Einer meiner Lieblingsprofessoren im Jurastudium hatte uns mit einer ähnlichen Antwort amüsiert. Jedes Mal, wenn ihn ein Student um eine Minute bat, wurden daraus unweigerlich mindestens zehn, und jetzt machte ich mit meinem Mitarbeitern die gleiche Erfahrung.
    »Erinnern Sie sich an den Fall, den Sie mir am Montag übertragen haben? Das Mädchen, das wegen des Marilyn – Manson-Konzerts aus Long Island in die Stadt gekommen war?«, fragte Lee.
    Ich nickte, obwohl der Wochenanfang schon eine Ewigkeit her schien. »Ja. Jemand rief die Polizei, weil sie allein in der Penn Station am Bahnsteig stand und sich die Augen ausheulte.«
    »Richtig. Also, heute habe ich sie endlich zur Vernehmung herzitieren können. Zwölf Ohrringe im linken Ohr, gepiercte Zunge und gepiercter Bauchnabel. Achtzehn Jahre alt. Sie war mit ihren Freunden zum Madison Square Garden gekommen, aber sie verloren sich vor dem Konzert aus den Augen. Die anderen wollten noch Stoff besorgen.«
    »Und das Mädchen?«
    »Sie wartete neben dem Bühneneingang und hielt ein selbst gemachtes Poster hoch, um die Aufmerksamkeit des Bassisten auf sich zu lenken.«
    »Raus damit: Was stand darauf?«, fragte ich.
    »Fuck me, Twiggy!«
    Chapman lachte und nahm einen kräftigen Schluck Bier. »Jetzt sagen Sie nicht, sie beschwert sich, dass er sie beim Wort genommen hat?«
    »Nein, nein«, erwiderte Lee. »Des Weges kam ein unternehmungslustiger junger Mann, der sich als Mitglied der Bühnencrew ausgab. Er bot Alicia an, ihr als Gegenleistung für einen Blowjob Tickets ganz vorne vor der Bühne zu besorgen. Damit Twiggy das Schild auch wirklich gut zu sehen bekäme.«
    »Das nenn ich einen neuen Schwarzmarktpreis«, sagte Mike.
    »An dem Preis störte sich Alicia kein bisschen. Sie gingen in eine Gasse um die Ecke in der 33. Straße, und sie vollbrachte die Tat. Aber das Arschloch ließ die Tickets nicht rüberwachsen. Sie fand ihre Freunde nicht wieder und kaufte sich schließlich von ihrem Geld für die Heimfahrt einen billigen Platz ganz hinten.«
    »Und die Tränen?«
    »Tränen um Twiggy und die vertane Chance. Sie sagt, sie hätte den Cop angelogen und ihm erzählt, dass sie vergewaltigt worden sei, weil das einmal einer Freundin von ihr in der Stadt passiert sei und die Cops sie die weite Strecke nach Hause gefahren hätten – kostenlos.«
    Ich scheuchte die beiden aus meinem Büro. »Hört sich an, als brauchten Sie mich überhaupt nicht.«
    »Ich will nur wissen, ob ich sie wegen Falschaussage anklagen soll.«
    »Haben die Cops den Kerl, mit dem sie Oralsex hatte, eingesperrt?«
    »Ja. Ursprünglich hatte sie behauptet, dass er sie gezwungen hat. Jetzt gibt sie zu, dass sie es freiwillig gemacht hat. Aber er ist seit fünf Tagen im Gefängnis.«
    »Wie viel Zeit hat der Cop auf die Sache verschwendet?«, fragte Mike.
    »Er hat die halbe Nacht mit dem Mädchen im Krankenhaus verbracht und sie dann zu Mama und Papa nach Hause geschleppt, um ihnen die ganze Situation zu erklären. Die Eltern hätten ihn fast kastriert, obwohl er nur der Überbringer war.«
    »Loch sie ein«, sagte Mike. »Was meinst du, Coop?«
    »Ganz deiner Meinung.

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