Der Leichenkeller
gewesen wäre. Natürlich«, fuhr er fort, »glaube ich nach wie vor nicht, dass sie sich das Leben genommen hat. Vielleicht wäre die Sache anders verlaufen, wenn Sie die Ermittlungen geleitet hätten, Mr. Chapman.«
Mich interessierte Hoyts Beziehung zu Dulles. »Am besten reden Sie auch mit den Detectives der Major Case Squad. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir Ihre Privatnummer überwachen, für den Fall, dass der Junge anruft?«
»Überhaupt nicht. Ich habe wahrscheinlich eine bessere Telefonanlage als die New Yorker Polizei, aber tun Sie, was in Ihrer Macht steht.«
»Kannst du ihn zur Abteilung für Kindesmissbrauch rüberbringen?«, fragte ich Mike.
»Sicher.«
»Was springt für Sie dabei heraus?«, fragte ich, überrascht von seinem Hilfsangebot. »Ich meine, wenn Sie ein Treffen zwischen mir und Dulles arrangieren.«
»Ich möchte, dass es dem Jungen gut geht, Ms. Cooper. Um ganz ehrlich zu sein, ich möchte, dass er ohne seinen Vater aufwächst. Das bringt mich juristisch in eine schwierige Position, deshalb hoffe ich, dass dieses Gespräch unter uns bleibt. Ich habe in den letzten zehn Jahren viel Geld gemacht.«
»Als Anwalt?«, fragte Mike. »Coop hat davon nichts weiter als alle zwei Wochen einen städtischen Gehaltszettel und einen Haufen Stress.«
»Gelungene Geldanlagen. Mandanten, die mir lukrative Deals zuschustern. Ein paar gute Ratschläge und einen Haufen Glück. Unterm Strich? Ich habe eine Frau, die ich anbete, eine Wohnung am Central Park West, ein Strandhaus auf Nantucket und eine dreißig Meter lange Yacht, die mich dort hinbringt. Was ich nicht habe«, sagte Graham Hoyt, »ist ein Kind. Meine Frau und ich würden Dulles gerne adoptieren. Wir können ihm ein gutes und stabiles Leben bieten – vielleicht sogar ein glückliches Leben.«
»Und Andrew weiß das?«
»Natürlich nicht. Deshalb wäre es mir ja so recht, wenn Sie ihn ins Gefängnis befördern würden. Im besten Fall macht er den Weg zur Adoption frei. Im schlimmsten Fall ist er erst einmal weg vom Fenster, bis Dulles alt genug ist, für sich selbst zu entscheiden.«
»Wie steht’s mit Peter Robelon?« Battaglia traute ihm nicht, aber das hing wohl teilweise damit zusammen, dass Robelon bei den nächsten Wahlen gegen ihn antreten wollte. »Weiß er, was Sie vorhaben?«
»Hören Sie, Ms. Cooper. Warum setzen wir drei uns nicht morgen für ein, zwei Stunden zusammen? Dann erzähle ich Ihnen alles. Hoffentlich wird Dulles bis dahin vernünftig geworden sein und zu Mrs. Wykoff zurückkehren – oder mich anrufen. Sie sagen mir, was Sie von dem Jungen wollen, und ich erzähle Ihnen die Familiengeschichte, soweit ich sie kenne. Schließlich haben wir im Grunde genommen dasselbe Ziel. Was sagen Sie dazu?«
Der morgige Tag war ohnehin gelaufen. »Wollen Sie am Nachmittag hierher in mein Büro kommen?«
»Gegenvorschlag: Kommen Sie doch um zwei Uhr in meinen Club. Er ist direkt in Midtown. Wir können zusammen zu Mittag essen und uns einen Plan ausdenken.«
Er holte eine Visitenkarte hervor und notierte die Adresse.
»Ich habe Sie nach Robelon gefragt. Glauben Sie nicht, dass er dagegen etwas einzuwenden hätte? Tripping muss ihm doch einen Haufen Kohle für seine Verteidigung bezahlen.«
»Tripping hat kein Geld«, sagte Hoyt.
»Aber ich dachte, er hätte einiges geerbt.«
»Ein heruntergekommenes Cottage auf einem halben Hektar Land in Tonawanda County, eine Speisekammer mit den selbst gemachten Marmeladen seiner Mutter und das Gen seines Vaters für Geisteskrankheit.«
»Und seine Arbeit?«
»Es gibt genügend Ex-Agenten, die Privatfirmen oder die Regierung in Sicherheitsangelegenheiten beraten. Einen wie Andrew, mit seinen psychischen Problemen im Hintergrund, will niemand anheuern. Er verdient so gut wie gar nichts. Wir alle schustern ihm hin und wieder ein paar Jobs zu und greifen ihm finanziell unter die Arme, damit er seinen Lebensunterhalt und die Kaution bezahlen kann.«
»Also, was ist für Robelon drin?«
»Sagen Sie Paul Battaglia, dass er sich nicht auf mich berufen soll, bis die Adoptionssache unter Dach und Fach ist. Aber es wird ihn interessieren, dass Tripping ihm alles liefern kann, was er über Robelon wissen will. Das ist der wahre Grund, warum ich heute zu Jack Kliger gegangen bin. Tripping behauptet, Informationen über einige Insidergeschäfte zu haben, die Peter Robelon angeblich eingefädelt hat.«
»Er hat Peter erpresst, ihn vor Gericht zu vertreten?«, fragte ich
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