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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Yacht, die im Hafen von New York vor Anker lag. Aber er war verantwortlich für den Erwerb dieses großartigen Gebäudes. Dort über der Treppe hängt sein Porträt. Und das da sind einige seiner Yachten.«
    Das Gemälde des Commodore war weniger interessant als die Modelle seiner Schiffe. »Die Corsair II «, sagte Graham. »Vierundsiebzig Meter lang.«
    »Das ist keine Yacht«, sagte ich, »das ist –«
    »Ein Koloss. Genau. Wissen Sie, dass die Regierung Morgan bei Ausbruch des spanischamerikanischen Krieges gebeten hat, die Corsair zu einem Kanonenboot umzurüsten, um den Hafen von Santiago zu blockieren?«
    Ich sammelte womöglich nicht nur ein paar Infos für Battaglia, sondern auch noch Wissenswertes für Chapman. »Hat er die Yacht zurückbekommen?«
    »Nein, er hat sich einfach eine größere gebaut. Die Corsair III . Dreiundneunzig Meter lang. Schneller und leistungsstärker. Sie wog über sechshundert Tonnen und hatte zweitausendfünfhundert PS. ›Geschäfte kann man mit jedem machen‹, pflegte Morgan zu sagen, ›aber segeln kann man nur mit einem Gentleman.‹« Wenn ich mir ansehe, was sich in den letzten Jahren in den Vorstandsetagen im ganzen Land getan hat, muss ich zugeben, dass er nicht Unrecht hatte. »Segeln Sie gerne, Alex?«
    »Ich mag alles, was mit dem Wasser zu tun hat. Ich habe ein Haus auf Martha’s Vineyard.« Ich musste an Adam Nyman denken und daran, wie er mich während unserer Verlobungszeit gern auf seiner Schaluppe mit aufs Meer hinausgenommen hatte. »Ich bin früher ziemlich oft gesegelt.«
    »Wenn wir das hier alles hinter uns haben«, sagte Hoyt, »werde ich Jenna bitten, einen Termin mit Ihnen auszumachen. Zurzeit sind ein paar Hurrikane in der Karibik unterwegs – wollen wir hoffen, dass sie hier im Nordosten keine größeren Schäden anrichten werden.«
    »Nun, es ist die Jahreszeit dafür. Ist auch ein Modell Ihres Bootes dabei?«
    Hoyt führte mich zur gegenüberliegenden Wand unter einen prunkvollen Innenbalkon und zeigte auf ein Schiff mit einem schwarzen Rumpf, das aussah, als hätte es ihn ein paar Millionen gekostet.
    »Die Pirate ?«, fragte ich. Kein sehr origineller Name, sondern die exakte Übersetzung von corsair.
    »J. P. Morgan ist mein Held.«
    »Ein Räuberbaron als Vorbild. Ist es das, was Sie an ihm bewundern?«, neckte ich ihn lächelnd.
    »Nein, nein. Der größte Sammler aller Zeiten. Deshalb verehre ich den Mann. Eine dieser Leidenschaften, die man entweder teilt oder nicht versteht.«
    »Ich habe eine ähnliche Vorliebe für seltene Bücher – nur eine andere Preisklasse.« Die Pierport-Morgan-Bibliothek in Midtown Manhattan beherbergte eine der erlesensten Sammlungen der Welt.
    »Er hatte fantastische Sammlungen: Gemälde und Skulpturen, Manuskripte, Steinway-Pianos, Emaillewaren aus Limoges, chinesisches Porzellan, Schnupftabakdosen, gotische Elfenbeinschnitzereien. Stellen Sie sich nur vor, sich jeden Ihrer Träume erfüllen zu können!«
    »Und was sammeln Sie?«, fragte ich.
    »Einiges. Mein Geschmack ist ziemlich eklektisch. Zeitgenössische Kunst, Armbanduhren, mittelalterliche Drucke, Briefmarken. Nichts, was meinen Rahmen übersteigt. Ich kann mir vorstellen, dass die Hälfte der Anwaltskanzleien der Stadt Sie liebend gern an Bord holen und Ihnen das zahlen würden, was Sie wert sind, wenn Sie eines Tages bereit sind, die Bezirksstaatsanwaltschaft zu verlassen. Wie schaffen Sie es bloß, mit dem Gehalt einer Staatsanwältin ein Haus auf Martha’s Vineyard zu unterhalten?«
    »Meine Familie greift mir unter die Arme«, sagte ich. Seine Frage verwies mich in meine Schranken. Ich wusste, welch großes Glück ich hatte, dass mir die Erfindung meines Vaters einen solchen Lebensstandard ermöglicht hatte. Ich war drauf und dran gewesen, Graham Hoyt zu fragen, wie er seinen Lebensstil mit seinen Anwaltshonoraren und ein paar guten Investitionen finanzieren konnte, aber jetzt – in die Defensive gedrängt – besann ich mich eines Besseren.
    »Ist mir ein Rätsel, wie Battaglia es regelmäßig schafft, die Besten und Gescheitesten für sich zu gewinnen. Mein Vater hat oft gesagt: ›Wenn man den Leuten Peanuts zahlt, kriegt man nur Affen, die für einen arbeiten.‹«
    Ich verkniff mir eine Antwort auf sein zweifelhaftes Kompliment. Die jungen Anwälte, mit denen ich jeden Tag Schulter an Schulter arbeitete, hatten sich wie ich für den öffentlichen Dienst entschieden, weil sie der Gesellschaft etwas zurückgeben wollten. Ihre

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