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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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werden und dass die Reichspolizeibehörde für Ihre Identität bürgt.«
    Endlich wandte er die Augen von ihr ab. Sie riskierte einen kurzen Blick auf seinen Hund. Die Sekunden der Stille kamen ihr wie eine Ewigkeit vor. Nur das kurzatmige Hecheln des Hundes war zu hören. Ihre Handflächen waren feucht, und sie wurde sich plötzlich bewusst, dass ihr ganzer Körper in Schweiß gebadet war. Warum sagte er nichts? Er schien sich in Gedanken 423

    weit weg zu befinden, als hätte er ihre Gegenwart vollkommen vergessen, während sie meinte, in der schwülen Wärme zerfließen zu müssen. Als er schließlich die Sprache wiederfand, zuckte sie zusammen. Seine Stimme klang fast freundlich.
    »Sie verstehen sicher, dass diese Situation für mich inakzeptabel ist.«
    Sie vermochte nur stumm zu nicken.
    Er blickte nachdenklich an die Decke, als suche er nach einer Möglichkeit, ihr die näheren Umstände zu erklären.
    »Menschen, die eine neue Identität angenommen haben, müssen sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden«, begann er zu dozieren. »Entweder sie verabschieden sich für immer von ihrem alten Leben oder sie wählen den sicheren Tod. Wenn es ihnen aber gelingen soll, vollkommen in ihrer neuen Existenz aufzugehen, muss die Verwandlung perfekt sein. Was mit einschließt, dass niemand in ihrer Umgebung weiß, dass sie nicht derjenige sind, der sie zu sein vorgeben.«
    Er schaute sie prüfend an, und sie nickte verständig, darum bemüht, es ihm unter allen Umständen recht zu machen.
    »Jetzt haben unglückliche Umstände dazu geführt, dass Sie mich durchschaut haben. Das bringt mich in eine außerordentlich gefährliche Lage. Das müssen Sie verstehen.«
    Ein furchtbarer Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Noch am Morgen hatte sie unbedenklich einige Spekulationen über Marcos Verschwinden vor Patrik ausgebreitet. Sie nickte immer noch demütig.
    »Das verstehe ich, und ich werde niemals auch nur ein Wort über das verlieren, was ich weiß«, beteuerte sie.
    Er lächelte müde. »Auf Versprechen dieser Art kann ich mich nicht verlassen.«
    »Was soll ich denn tun?«, rief sie verzweifelt. »Sie müssen mir vertrauen, bitte!«
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    »Meine Erfahrung spricht dagegen, fremden Menschen zu vertrauen. Aber so wie die Dinge liegen, habe ich wohl keine Wahl.«
    »Ich habe nicht das geringste Interesse daran, Sie zu verraten«, sagte sie.
    »Nein, das wäre wirklich das Dümmste, was Sie tun könnten.
    Ich werde nicht mehr lange hier bleiben, also schlage ich Ihnen eine Vereinbarung vor.«
    »Ja?«
    »Ich sperre den Hund wieder ein, und Sie gehen nach Hause.
    Sobald Sie aus dieser Tür sind, streichen Sie unser Gespräch aus Ihrem Gedächtnis. Es hat nie stattgefunden. Verstehen Sie mich?«
    »Ja, natürlich, ich verstehe vollkommen.«
    Ihre Erleichterung war unbeschreiblich. Gegen ihren Willen schenkte sie ihm ein dankbares Lächeln. Er beugte sich vor und streichelte dem Hund über den Rücken. Der erwiderte die Zärtlichkeit mit einem unterwürfigen Blick. Dann nahm er ihn am Halsband, stand auf und führte ihn aus dem Zimmer.
    Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, entfuhr ihr unwillkürlich ein lauter Seufzer der Erleichterung. Sie kam rasch auf die Beine und eilte in die Diele. An der Haustür wartete Nygren. Schweigend öffnete er sie. Sie scherte sich nicht um ihre Würde, sondern rannte zum Auto, als sei der Hund ihr auf den Fersen. Erst als sie hinter dem Steuer saß und den Motor anließ, war sie sicher, dass sie noch mal mit dem Leben davongekommen war.
    Als sie das Verwaltungsgebäude passierte, fuhr eine erste Ahnung durch ihren überhitzten Kopf, die auf dem schmalen Kiesweg zur Gewissheit wurde.
    Sie fuhr durch das Eingangstor, und noch ehe sie aus dem Wagen steigen konnte, stürzte Patrik aus der Tür.
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    Seine gesamte Erscheinung zeugte von wütender Erregung.
    »Wo zum Teufel bist du gewesen?«, schleuderte er ihr gereizt entgegen. »Ich habe mich schon gefragt, ob du mich endgültig verlassen hast.«
    Sie erinnerte sich an die Milch und das Schweineherz, drückte ihm wortlos beides in die Hand und ging vor ihm ins Haus.
    »Was ist los? Warum antwortest du nicht? Begreifst du denn nicht, dass ich mir große Sorgen gemacht habe?«
    Sie warf die Haustür hinter ihm zu und schloss sie ab. Dann wandte sie ihm ihr blasses Gesicht zu.
    »Weißt du, dieses Bild … dieser Januskopf, den du gemalt hast. Ich sagte doch, das Gesicht käme mir irgendwie bekannt vor. Erinnerst du dich?«
    Er

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