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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ehrlich sein …«
    »Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Sie sind mir zu schnell. Sie haben vergessen zu berichten, woher Sie den Toten kannten. Darf ich mir Notizen machen?«
    »Ja. Wollen Sie etwas veröffentlichen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Wenn ich es tue, erfahren Sie es vorher. Woher kannten Sie also den Toten?«
    »Sie müssen wissen, dass wir als Team alle ziemlich gute Freunde waren. Die Vera Grenzow zum Beispiel ist meine Chefin, weil ich die Sekretärin bin, aber sie ist auch meine Freundin. Sie wohnt am Rand der Düsseldorfer Altstadt in einem Penthouse. Es war Weihnachten; am ersten Weihnachtstag war ich bei ihr eingeladen. Wir tranken Kaffee und aßen Kuchen, als es schellte. Es war dieser Tote, der vor der Wohnungstür stand.« Sie hielt inne, schloss die Augen und nickte dann energisch. »Ich wette, es war dieser Tote! Vera stellte ihn mir als lieben alten Freund vor. Weil ich nicht stören wollte, verabschiedete ich mich. Als jetzt dieser Mann tot im Wald lag, rief ich Vera natürlich an. Sie sagte, sie wäre auch ziemlich erschrocken gewesen, als sie sein Foto in der Tageszeitung fand. Aber es sei eben bloß ein Toter, der ihm zur Verwechslung ähnlich sehe. Sie habe den Freund angerufen, ihn auch erreicht, und er sei quicklebendig und es gehe ihm gut.«
    »Kann es denn nicht sein, dass diese Vera lügt?«
    »Nein. Vera? Nein, das glaube ich nicht. Warum sollte sie lügen, sie hat doch keinen Grund!«
    »Wo ist diese Vera Grenzow jetzt?«
    »In Düsseldorf, zu Hause bei sich. Oder vielleicht in der Firma, ich weiß es nicht. Gestern jedenfalls rief mich mein zweiter Chef, also Dr. Sahmer, hier an und sagte mir sehr aufgeregt, er müsse mich sprechen. Ich fragte, wieso, aber er wollte mir am Telefon nichts sagen. Er sagte noch, ich solle hier auf ihn warten. Das nächste war dann … na ja, ich sah ihn als Toten wieder.«
    »Haben Sie denn in der Firma irgendetwas mit Plastik zu tun?«
    »Nein. Das ist es ja eben. Natürlich gibt es hier und da bei Verpackungen Plastikstreifen oder Plastikeinsätze, wenn man zum Beispiel Parfümflaschen vor Transportschäden bewahren will.«
    »Und was denken Sie jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe einfach Angst. Wieso tut Sahmer plötzlich so geheimnisvoll und will mich sprechen? Und wieso will er am Telefon nicht darüber reden? Und wieso wird er dann umgebracht? Das macht mir Angst!«
    »Sie sprechen mit mir, weil Sie Angst haben?«
    »Ja, natürlich. Mit irgendwem muss ich ja sprechen.« Sie sah mich eindringlich an. »Kann es nicht sein, dass ich etwas weiß, was ich eigentlich nicht wissen darf? Und kann es nicht sein, dass ich gar nicht weiß, was ich weiß und …«
    »Beruhigen Sie sich. Sie haben Recht. Vielleicht wissen Sie etwas, was Sie nicht wissen. Vielleicht stoßen wir in den nächsten Tagen darauf. Packen Sie eine Tasche. Das Nötigste. Ich warte unten. Sie müssen hier heraus.«
    »Muss ich nicht zu diesen Leuten von der Polizei und ihnen sagen, dass der Tote mein Chef ist?«
    »Das mache ich per Telefon. Keine Angst.«
    Wir fuhren fünf Minuten später, und sie saß verkrümmt und angstvoll neben mir, starrte aus dem Fenster und sagte kein Wort.
    Anni hockte wie ein Uhu auf meinem Buchenholz, und als Clara ausstieg und guten Tag sagte, meinte sie nur: »Ich wusste doch, dass er nicht dauernd abstinent lebt.«
    »Moment mal«, sagte ich hastig. »Wir haben jetzt eine zweite Plastikleiche. Und diese Leiche war ihr Chef. Das ist Clara Gütt, das ist meine Tante Anni.«
    Sie gaben sich zögerlich die Hand und betrachteten einander misstrauisch. Dann sagte Anni schroff: »Wie ich ihn kenne, dürfen Sie hier …«
    »Sie schläft im Arbeitszimmer auf der Couch«, sagte ich. »Du solltest dir anhören, was Clara zu sagen hat.«
    »Kann ich duschen?«, fragte Clara.
    »Na sicher«, sagte ich. »Im ersten Stock, geradeaus.«
    Anni sah hinter ihr her und fragte: »Glaubst du ihr? Und was hat sie gesagt?«
    »Komische Geschichte. Aber ich glaube ihr.« Ich sagte ihr, was Clara Gütt erzählt hatte, und Anni schnaufte nur und kommentierte: »Das ist alles ziemlich unlogisch, oder?«
    »Sei kein Drache. Ich glaube schon, dass sie Angst hat.«
    »Angst? Vielleicht will sie dich nur rumkriegen. Du bist doch ein Mannsbild, oder? Und sie ist ein Vamp!«
    »Ach, Anni. Mich hat die nicht nötig. Was hältst du von der zweiten Leiche? Ist das nicht komisch?«
    »Wir sollten rausfinden, wer derartige Geschosse machen kann«, überlegte sie. »Es gibt wohl

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