Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
geladen und in den Wald gefahren.‹ Da sagten sie, ich solle sie nicht verarschen. Die wussten wirklich nicht, was sie wollten.«
    »Gut, du hast die Leiche nicht im Kofferraum gehabt …«
    »Na wie denn? Oder bin ich so dumm und lade die dann einfach im Wald ab?«
    »Nein, so dumm bist du nicht. Ich glaube auch nicht, dass du überhaupt irgendetwas mit der Leiche zu tun hast …«
    »Wie denn auch? Und mit diesem Plastikscheiß, den die im Bauch hatte.«
    »Niklas, ich will nur wissen, wie die Kriminalisten denn ausgerechnet auf dich gekommen sind.«
    »Also, das habe ich mich anfangs auch gefragt, aber nun weiß ich es. Also, das Ganze fing damit an, dass ich für meinen Jungen eine Wiese gekauft habe. Rund sechs Ar. Und ich weiß, dass irgendeiner aus dem Dorf mir das schwer verübelt hat, bloß weil ich schneller war als der. Und da habe ich vor drei Tagen dem Jagdpächter eine tote Wildsau nach Hause gefahren. Die war noch nicht ausgeblutet. Jedenfalls hatte ich das Tier auf einer alten Wolldecke hinten im Wagen liegen. Da ist Blut auf die Decke gelaufen. Und dieser Nachbar hat das irgendwie spitzgekriegt und die Polente gerufen. Und die haben dann gleich im Bundeskriminalamt angerufen.«
    »Das mit dem Nachbarn – haben die das gesagt?«
    »Ja. Nicht freiwillig, aber ich habe sie ein bisschen rausgelockt und mich wütend gestellt und gedreht, ich würde dem eine Mistgabel in den Bauch rammen. Und dann haben sie gesagt, ich soll nicht sauer sein, der Mann hätte ja nur seine Pflicht als Bürger getan.«
    »Also waren die auch noch …«
    »Richtig, dumm waren sie auch noch. Sie haben mich dann nach Haus gefahren. Und sie haben gesagt, wenn ich einen Arbeitsausfall hätte, sollte ich ihnen die Rechnung schicken. Was meinst du, wie viel soll ich denen berechnen? Das waren ja zehn Stunden.« Er sah mich verschlagen grinsend an, und in seinen Augen ratterte eine Registrierkasse.
    »Stell denen Meisterstunden in Rechnung. Die kosten sechzig Mark, dann kommst du auf sechshundert und kannst etwas damit anfangen.«
    Er strahlte und meinte vergnügt. »Das mach’ ich, das mach’ ich.« Niklas war eben einer jener alten, knorrigen Eifelbauern, die Jahrzehnte ihres Lebens damit verbracht haben, morgens um vier aufzustehen, mit einem Langholzwagen in die Wälder zu fahren, Stämme auf den Wagen zu wuchten und dann quer durch die Eifel dreißig Kilometer bis nach Adenau in die Sägemühle zu trecken. Niklas war jemand, der sehr genau wusste, was die Mark wert ist. Und zufrieden fühlte ich, dass er die Kriminalbeamten bluten lassen würde.
    »Sie haben dich lange verhört, du musst dabei doch einiges mitgekriegt haben, was diese komische Leiche anlangt. Was haben sie denn so gesagt?«
    »Also, sie haben gesagt, dass sie noch immer nicht wissen, wer der Tote ist. Und dann haben sie gesagt, sie hätten keinen Menschen gefunden, der den Toten jemals gesehen hätte. Und sie sagten auch, das hätte wohl etwas mit der ehemaligen DDR zu tun. Dann wurden sie aufgeregt. Dann kam nämlich so ein junger Typ in das Büro und sagte ganz zappelig, sie hätten jetzt einen zweiten Plastikfall. Dann sind sie alle rausgerannt, und kein Mensch wollte sich mehr um mich kümmern.«
    »Hat irgendeiner erwähnt, wo dieser zweite Plastikfall ist?«
    »Ja, der Fahrer von dem Auto, was mich zurückbrachte, war so ein junger Wichtigtuer, der keine Ahnung hat. Den habe ich gefragt, wo diese zweite Leiche denn ist. Und er sagte was von einem Wald in Ahrdorf. Also hier um die Ecke. Das muss drei Stunden her sein.«
    Ich dachte sofort an diese merkwürdige Frau namens Clara Gütt, bedankte mich nicht, rannte einfach hinaus. Bis Ahrdorf waren es lächerliche sechs Kilometer, und ich fuhr sehr schnell. Ich tippte auf die Waldungen zwischen Ahrdorf und Ahütte und behielt recht.
    Kurz vor der Abbiegung nach rechts in das Unkental geht ein Waldweg steil in die Hügel hinauf. Dort stand ein Polizeiwagen, dessen Blaulicht kreiste. Dahinter ein zweiter, ein dritter und drei zivile Pkw. In Gruppen und Grüppchen standen Uniformierte und Zivilisten herum, diskutierten und sahen zum Waldrand hin. Ich holte das Schild ›Jagdschutz‹ aus der Ablage und heftete es an die Frontscheibe. Dann bog ich bei den Polizeifahrzeugen in den Weg ein und rumpelte weiter. Niemand stoppte mich, niemand brüllte Ungehöriges, die Uniformierten hoben freundlich die Hand. Hast du ein Schild, bist du in Ordnung.
    Im Schatten der Bäume standen sechs Männer in Zivil um ein

Weitere Kostenlose Bücher