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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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ich wollte nicht in ihn dringen und ihn womöglich richten.«
    Waldemar löste sich von Adela und erhob sich.
    »Der Rehbock, der bleibt hier im Bett zurück. Der war auch nie der Pilger aus Jerusalem, das war immer ich. Und darum lasset uns jetzt alle beten: In deine Hände befehle ich meinen Geist: du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott. Ich bin Waldemar!«
    »Ja, du bist Markgraf Waldemar, der echte, der rechte!«

 

    KAPITEL 30
    1357 – Prignitz und Dessau
    M einhard von Attenweiler ritt wieder durch die Mark, nun aber nicht als Beauftragter Ludwigs, sondern Karls, obgleich auch diese Mission eine sehr geheime war. Lange schon hatte er ja auf diese Karte gesetzt, und sein Spiel schien aufzugehen, denn aus dem König war nun ein Kaiser geworden. Die Krönung war Ostern 1355 in Rom erfolgt, und am 10. Januar 1356 hatte Karl auf dem Reichstag zu Nürnberg die ›Goldene Bulle‹ erlassen, ein Reichsgesetz zur Königswahl und zur Bestimmung der Kurfürstenrechte. Karls Sinnen und Trachten blieb aber weiterhin auf den Erwerb Brandenburgs gerichtet, und so hatte er Meinhard zur Bestandsaufnahme in die Mark geschickt, denn bevor er den Wittelsbachern eine angemessene Entschädigung vorschlagen konnte, mußte er wissen, wie das Land zu bewerten sei. So zog Meinhard von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt und hielt fein säuberlich fest, wer was besaß. Aus seinen Aufzeichnungen sollte später das berühmte ›Landbuch Karl IV.‹ entstehen. Noch ahnte Meinhard nicht, daß es sechzehn Jahre dauern sollte, bis Karl am Ziel war und Otto dem Faulen, dem letzten Wittelsbacher dort, die Mark abgekauft hatte. Auch was sonst in Brandenburg geschehen war, hatte er, zumeist von Prag aus, wo er mit Leah lebte, aufmerksam verfolgt. Markgraf Ludwig der Römer war Ende November 1355 nach Nürnberg gegangen, wohin ihn Kaiser Karl IV. beschieden hatte. Hier wurde er – was bis dahin nicht geschehen war – vor den Reichsfürsten feierlich mit der Mark Brandenburg belehnt. Was Waldemar betraf, so war von keinem Betrug und keiner Bestrafung die Rede. Ludwig der Römer unterhandelte mit der askanischen Partei wie mit wohlberechtigten Fürsten und erkannte ihre Rechte vollständig an – andernfalls hätte er sie ihnen ja nicht abkaufen können. Auch gestattete er, daß sich Waldemar des vollen Titels eines Markgrafen von Brandenburg und seines Insiegels bediente. Trotzdem hatten einige Städte, Gransee zum Beispiel, die Tore zugemauert, durch die Waldemar in ihre Stadt gezogen war, nachdem sie ihm schon draußen auf dem Felde zugejubelt hatten.
    Als Meinhard die Türme von Kyritz in der Ferne sah, hatte er noch durch ein kleines Dorf zu reiten, und er stieg kurz ab, als er die Schenke offenstehen sah. Davor spielten zwei Krabbelkinder im Gras, ein Junge und ein Mädchen. Gleich dachte er an Leah, die war nämlich schwanger, und er hoffte, zur Geburt ihres dritten Kindes wieder zu Hause zu sein, in Prag.
    Der Vater der beiden Kleinen war, wie sich alsbald herausstellte, Henning von Nienkerken, der hier auf den Hufen, die er von Waldemar erhalten hatte, zur Ruhe kommen wollte und eine Tochter derer zu Putlitz zur Frau genommen hatte. Eine ganze Nacht über saßen sie beisammen, Meinhard und Henning, und ihre Gespräche kreisten nur um Waldemar und ihre Rolle im Spiel um seine Anerkennung.
    »Komisch ist das schon: Da haben wir uns beide zwar seit langem gekannt, aber eigentlich nie so recht zur Kenntnis genommen.« Henning von Nienkerken hob sein Glas. »Prosit!«
    »Sehr zum Wohle, ja!« Meinhard musterte den kleinen und so alerten Mann mit lautem Stöhnen. »Hätte ich gewußt, wie schnell du alles durchschaut hattest, hätte ich doch bloß bei dir ansetzen müssen, um ihn zu entlarven, den angeblich falschen Waldemar. Ich Narr, welch ein Fehler!«
    »Und hätte ich gewußt, daß du die größte Gefahr für mich und Rehbock bist, dann hätte ich alles in Bewegung gesetzt, um dich so schnell wie möglich auszuschalten!« Er lachte auf und sprach im Tone Waldemars: »Doch der Herr hat es nicht so gewollt, denn: So sei euch kundgetan, daß dieser Waldemar den Brandenburgern gesandt ist als das Heil Gottes; und sie werden's hören.«
    »Ach ja«, seufzte Meinhard. »Wenn mein Vater mich nicht gezeugt hätte, wäre ich nicht auf der Welt, aber wenn es ihn nicht gegeben hätte, den Waldemar und seine Bahn am Firmament, dann wäre ich nicht ich, wäre ich nicht hier, hätte Leah nicht gefunden, mich von Ludwig nicht entfernt, wäre ich

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