Der letzte Aufstand
den Innenraum des Warenhauses gewirbelt werden und sich dort wie ein unsichtbarer Nebel nach unten senken und dabei von unzähligen Menschen eingeatmet werden. Guillaume stiess sich mit der ganzen Kraft seines durchtrainierten Körpers vom Boden ab und hechtete auf Yolande zu. Einen Moment glaubte er sogar daran, dass er es schaffen könnte. Doch Yolandes Hand bewegte sich nun kraftvoll auf den Boden zu. Sie schmiss die Ampulle auf den Gitterboden.
„Raus! Alle raus!“, schrie Yeva am Boden vor dem Warenhaus. „Das ist ein Anschlag! Alle raus!“
Der Obdachlose hatte ihr mittlerweile den Tazer abgeknöpft und rannte jetzt davon. Die Leute vor der FNAC stäubten in Panik auseinander, als seien sie Schmutzpartikel, die plötzlich einen Staubwedel erblickten.
Die Ampulle prallte am Boden des Eingans auf. Einen Moment später krachte Guillaume in Yolande. Er blickte nach unten, während seine Arme die Füsse der jungen Frau umkrallten. Yolande schrie auf. „Nein!“
Die Ampulle war ganz geblieben. Sie sah es zeitgleich mit Guillaume. Wie wild versuchte sie nun mit den Füssen nach der Ampulle zu treten, doch Guillaume schnürte ihre Beine mit eisernem Griff zusammen, so dass sie keine Chance hatte, an die Glasampulle heran zu kommen. Yolande fiel um und im nächsten Augenblick sicherte Guillaume das kleine Glasteil, das den tödlichen Erreger beherbergte.
Er stand auf, die Ampulle in der linken Hand, und als Yolande sich wie eine Wahnsinnige auf ihn stürzen wollte, drückte er den Auslöser seines Tazers. Yolande ging unter heftigen Zuckungen zu Boden.
Zwei Stunden später
Yeva und Guillaume waren beim C-Team angekommen. Sie hatten Yolande, die während der Hinfahrt getobt hatte und sich nicht hatte beruhigen wollen, mit einem starken Beruhigungsmittel schachmatt gesetzt, und sassen nun mit Kahil und Lea in einem Konferenzzimmer mit Direktschaltung zu Danielle und Luc. Es war der erste Moment nach einem langen anstrengenden Tag, an dem man wieder etwas ausatmen konnte.
Yeva flüsterte Guillaume ins Ohr.
„Du bist mein Neo! So stilsicher wie du durch den Eingang geflogen bist hätte Keanu Reeves das nie hingekriegt.“, witzelte sie.
„Ich hab mich auch ein wenig wie Neo gefühlt ... war ganz erstaunt darüber, dass ich problemlos so weit hechten konnte. Vielleicht krieg ich irgendwo einen Schauspiel-Vertrag?“, tuschelte Guillaume zurück.
Lea beobachtete die beiden mit einem Lächeln im Gesicht. Kahil blickte auf die Uhr und tätschelte dann den Bildschirm, als handle es sich um die Hüfte eines treuen Hundes.
„Die Verbindung müsste gleich stehen. Danielle und Luc machen noch eine Nachbesprechung mit Helena, sollten aber jeden Moment einloggen.“, sagte Kahil. Er bediente die Computerkonsole, stellvertretend für die anderen; es konnte schliesslich nur einer davor sitzen.
Es war kurz vor halb elf in der Nacht. Die Kunden waren in ihren Zimmern, die Haupttür abgeschlossen, die ganze Anlage wurde von den Sicherheitsleuten der ATO regelmässig umwandert. Insofern konnte man es sich erlauben die Aufmerksamkeit für eine kurze Zeit etwas galoppieren zu lassen.
Dann klingelte es. Kahil nahm den Anruf an. Luc erschien auf dem Bildschirm; er hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Danielle sass neben ihm und kämpfte gegen den Border Collie. Flying Shark versuchte nämlich zielorientiert auf Danielles Oberschenkel zu klettern. Er wollte nicht einsehen, dass er zu gross und zu schwer für solche Projekte war. Durch die Einstellung der Kamera war alles, was sich einige hundert Kilometer weiter südlich in den französischen Des Monts d’Ardèche abspielte, deutlich zu sehen.
„Gut gelaunt?“, fragte Kahil.
„Sehr!“, antwortete Luc. „Helena ist mehr als zufrieden mit uns, obwohl die Sache fast ein schlechtes Ende gehabt hätte. Ich dachte eigentlich, sie würde uns die Leviten lesen, aber weit gefehlt. Sie hat uns alle gelobt und unseren Einsatz vorbildlich gefunden.“
Yeva und Guillaume verpassten sich symbolisch einen Handschlag.
„Ich meine, es war nicht alles heiteres Palavern - es gibt auch Schattenseiten -, aber wir sind als Team eindeutig auf einem guten Pfad.“
„Was hat sie denn nicht so gut gefunden?“, fragte Lea und rückte ein wenig besser ins Licht.
„Das geht nicht nur uns als Team an, sondern die ganze ATO. Sie hat gesagt, die Zukunft sehe trotz all unserer Erfolge nicht sehr rosig aus.“
„Weshalb?“, fragte Lea zurück.
„Keine Ahnung, sie meinte einfach
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