Der letzte Aufstand
Überwachungskameras, dann müssen wir halt dort beginnen. Jedenfalls ist etwas an dem Bistro statistisch faul und wir müssen so schnell wie möglich herausfinden, was es ist.“, brachte Luc am anderen Ende der Standleitung es auf den Punkt.
Yeva nickte ihm mit Blick auf den Bildschirm zu.
„Okay, wir gehen gleich nach unserer Konferenz los. Und sonst? Gibt es Neuigkeiten? Was sagt das Bandrauschen?“
„Bandrauschen?“, fragte Luc.
„Der Horizont der Zukunft ... brodelt sich was zusammen?“,
„Brauchst du Action?“, fragte Danielle frech.
„Im Gegenteil ... ein freier Tag wäre nicht schlecht.“
„Ich weiss genau, was du meinst. Ich glaube du hast Glück. Momentan sieht es so aus, als gäbe es wirklich drei Tage nichts zu tun. Ein älterer Mann aus Versailles hat sein Vorhaben, die Bremsen an einem Metro-Zug zu sabotieren, scheinbar wieder aufgegeben ... und sonst gibt erst in vier Tagen wieder einen Einsatz, da müssen wir aber noch mehr Forschungen anstellen und werden euch morgen die Details geben ...“
„Die Ruhe vor dem Sturm?“, fragte Yeva.
„Wenn Helena Recht hat, leider ja!“
Kahil hob die Hand.
„Hat sie denn noch weiter etwas über das Thema und ihre Vermutung gesagt?“
„Wir haben gleich nach unserer Teamsitzung eine globale A-Team Sitzung. Ich nehme an Helena wird uns mehr darüber berichten.“
„Sonst also nicht Neues?“, fragte Lea.
Alle schwiegen.
„Dann erkläre ich unsere heutige Sitzung als beendet. Update wie immer in genau drei Stunden über den Begleiter, ja?“
☸
Paris, 8 Tage nach „ Tag X“
Pete kickte die leere Alu-Dose gegen eine Wand. Er hatte einen Namen und eine Millionenstadt; das kam der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen verdammt nah.
Im Flugzeug war er irgendwie noch optimistisch gewesen, hatte sich Strategien zurecht gelegt und das Gefängnis in seiner Fantasie innerhalb von wenigen Stunden gefunden. Doch jetzt - in diesem Moloch einer attraktiven Grossstadt, in einem Land, dessen Sprache er nur mässig mächtig war - sah alles ganz anders aus.
Er hatte zweitausend Dollar für Taxis ausgegeben, die ihn in der Gegend der Flughäfen herumkutschiert hatten, während er hinten mit starrem Blick Ausschau hielt. Paris hatte mehrere Flughäfen und er wusste verdammt nicht mal nach was genau er Ausschau hielt. Ein Gefängnis konnte unterirdisch gebaut sein. Es konnte in einem Bürogebäude versteckt sein. Es konnte in einem getarnten Wohnblock sein. Es hätte überall sein können.
Er kickte die Alu-Dose noch einmal gegen die Wand. In der Fantasie war alles ein wenig einfacher, als in der Realität.
Er hatte noch genau einen Tag Zeit, um die Info zu beschaffen; dann würde Henk ihn aufsuchen und die Adressen wollen. In einem gewissen Sinn waren diese Scheiss-Adressen sein Ticket zu Liv, die alleine in einer fremden Welt in ihrem Krankenzimmer lag, und nach der er sich immer mehr sehnte. Zu viel Zeit war verstrichen, seit er ihr Engelsgesicht das letzte Mal gesehen hatte. Immer wenn Livia längere Zeit weg war merkte er, dass sie seine Arznei, seine Leidenschaft und seine Lebensfreude in einer Person vereint war. Sie machte sein Leben lebenswert. Gewusst hatte er das zwar schon immer, aber am deutlichsten werden solche Dinge dann, wenn sie nicht mehr selbstverständlich sind.
Pete nahm sein I-Phone hervor. Zum dritten Mal innerhalb von acht Stunden gab er die gleichen Worte ins Suchfenster von Youtube ein: Police Nationale, Terror, France. Zum dritten Mal ordnete er die Resultate nach Upload-Datum und Zeit.
Er hatte die Hoffnung, dass es vielleicht einen weiteren Tip gab, dass eine neues Video neue Infos für ihn bereit hielt. Doch die Hoffnung zerlief wie eine Schneeflocke auf der Haut, kaum fiel sein Blick auf die gelisteten Filmchen. Nichts, das er im Flugzeug nicht schon angeschaut und untersucht hätte.
Pete spürte, wie ein Gefühl der Verzweiflung in ihm hoch stieg und ihn leicht schwindlig machte. Er stütze sich an der Wand ab, gab der Alu-Dose einen diesmal eher kollegialen Schups. Sie war wie er, angeschlagen und missbraucht, machtlos das eigene Schicksal in die Hände zu nehmen. Er spuckte auf den Boden, dann machte er sich auf, den nächsten Taxistandplatz zu suchen. Was sonst konnte er tun?
Pete war in einem Banlieu von Paris. Er hatte den letzten Taxifahrer gebeten ihn hier rauszulassen, weil er gemeint hatte, eine suspekte neue Architektur zu erblicken. Ein Gebäude, welches noch ein Gerüst hatte und
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