Der letzte Aufstand
übereifrigen Flying Shark auf die Felder. Der Hund hatte sich zwar daran gewöhnt, nur sporadisch die Sau raus lassen zu dürfen, aber wenn sich die Gelegenheit dann bot, war er umso intensiver und wilder. Der Vierbeiner schoss über die Felder und Grasbüschel wie ein Tornado, er riss Vollstops im Flug und schaffte es Kehrtwendungen hinzukriegen, die jeden Landrover in eine Depression hätten stürzen lassen. Gut, war nirgends ein Landrover.
Eine Viertelstunde später, Hund ausgetobt und glücklich, loggten Danielle und Luc sich in die Konferenzschaltung ein. Da es viel zu viele A-Teams waren, war nur Helenas Mikrophon aufgeschaltet; es würde eher eine Berichterstattung werden, als ein Dialog zwischen Helena und ihren Teams. Das war von Anfang an klar. Genauso waren alle Videokanäle ausgeschaltet. Helenas Gesicht füllte den Monitor alleine aus.
Insofern genehmigten Luc und Danielle sich eine Latte macchiato, während sie den Ausführungen zuhörten. Wenn Helena schon mit Bad News aufwarten würde, wie sie es angekündigt hatte, dann sollten die schlechten Neuigkeiten das französische Team wenigstens mit einem Kaffee in den Händen antreffen.
Flying Shark lag entspannt, aber mit wachem Blick auf seinem Hundebett. Er schien den Monitor genauso zu beobachten, wie er alle Bewegungen seiner Meister zu lesen schien. Doch man hatte auch ganz grundsätzlich das Gefühl, dass der Hund mit von der Partie war, einfach, weil er jeweils mit Spannung mitfieberte, sich kollegial den Sorgen des Teams anschloss und auch die Erfolge gebührlich mitzufeiern wusste. Ein exzellenter Teamkollege, doch momentan müde; zum Glück.
Als die Konferenz begann, lehnte Luc sich mit geschlossenen Augen in seinen Sessel zurück, während Danielle Notizen nahm, um nichts Wichtiges zu vergessen. Helenas Stimme tönte mild und neutral, doch im Hintergrund schien eine Sorge mitzuschwingen ... leise, aber deutlich wahrnehmbar.
Ich werde die Sache kurz halten, um euch keine wertvolle Zeit zu stehlen. Ich weiss, dass insbesondere Chile, die Türkei, Schweden und die USA mitten in wichtigen Einsätzen stehen, weswegen von diesen Teams jeweils nur eine Person hier anwesend ist. Also halten wir‘s kurz. Wie ich den meisten von euch schon angekündigt habe, braut sich in der nahen Zukunft ein Sturm zusammen. Nichts Gutes ... vielleicht hat der eine oder die andere von euch das auch schon registriert? Jedenfalls scheint sich die Lage eher zu verschlimmern, als zu entspannen. Und das hat Konsequenzen für uns. Sollten die Ereignisse ihr Potential in unsere Welt hinein entladen, steht uns eine schlimme und anstrengende Zeit bevor. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber die Dinge sehen nicht sehr aufmunternd aus. Die Sache beginnt eindeutig in den Vereinigten Staaten von Amerika und breitet sich von dort aus nach Frankreich und dann innerhalb von drei Tagen in die ganze Welt aus, wenn es geschieht, heisst das natürlich.
Obwohl ich Stunden damit verbracht habe, herauszufinden, wieso die Sache ihren Anfang nimmt, kann ich diesbezüglich immer noch nichts sagen. Es beginnt aus heiterem Himmel, überall in den USA, mehr oder weniger zeitgleich und breitet sich dann aus wie eine Flutwelle.
Nun, wir können die Zukunft nicht daran hindern sich zu entfalten, wir können nur schauen, dass wir ein gehöriges Wörtchen mitzusprechen haben. Und das werden wir natürlich. Trotzdem hat die Sache grosse Konsequenzen für uns, wenn sie sich bewahrheitet. Wir arbeiten bereits jetzt alle am Limit und gönnen uns Erholung und Schlaf nur dort, wo es unsere Arbeit nicht tangiert. Das heisst, wir können nicht noch mehr arbeiten und vorhersagen, wenn sich die Sachlage ändert.
Das habe ich gestern Abend mit Oliver Palms besprochen und er hat folgendes entschieden: Es ist eine trockenere Strategie, aber die einzige, die uns nicht in die Knie zwingt. Die Wegwarten- und Stechpalmen-Teams werden sich ab diesem Zeitpunkt ebenfalls nur noch um die grossen Anschläge kümmern. Alle Terrorattacken, die weniger als einhundert Menschenleben kosten, werden nicht mehr angegangen, sondern wir versuchen nur noch die riesigen Tragödien zu vereiteln. Das sind schlechte Nachrichten für uns alle.
Der Zeitpunkt für die Änderung unserer Strategie ist in 48 Stunden. Das ist - leider - der Moment, wo die neue Welle an Anschlägen über uns rollen wird, wenn sich die Zukunft nicht durch ein Puzzlestück, das ich nicht sehe, nochmals verändern sollte. Wir alle wissen,
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