Der letzte Aufstand
können?“
Helena stand auf. Sie begrüsste zuerst Yeva mit einer Umarmung, bevor sie Palms antwortete.
„Sieht nicht gut aus. Er fährt mit ihm in einen Wald fünfzehn Kilometer von hier. Momentan steckt er im Stau etwa fünf Kilometer östlich von hier.“
„Und was will er von Guillaume? Wer ist der Kerl?“, fragte Yeva.
„Das hab ich noch nicht genau herausfinden können. Ihre Lebenswege kreuzten sich vor etwa zehn Monaten ...“
Yeva dachte kurz nach. „Damals war Guillaume noch bei der Polizei in Nizza ...“
„Mehr weiss ich noch nicht, aber er hat nichts Gutes mit ihm vor. Wenn er der momentanen Spur in die Zukunft folgt, dann wird er ihn in fünfundzwanzig Minuten in diesem Wald umbringen.“
Lea reagierte als Erste. Sie knipste den Begleiter an und gab einen Verbalbefehl an das High-Tech-Gerät.
„Anruf Polizei-Attaché Wegwarte ...“
Sie wartete einen Moment. Alle anderen stellten den Begleiter auf dieselbe Frequenz ein.
„Gragnardi hier. Lea?“
„Pierro, hör mir zu. Einer unserer Agenten wurde soeben von einem unbekannten Mann entführt und wird in genau fünfundzwanzig Minuten in einem Wald zwanzig Kilometer von hier exekutiert.“
Helena schaltete sich in das Gespräch ein.
„Es handelt sich um einen Mann namens Philippe Broccart. Der Wald ist einen Kilometer westlich von Ermenonville. Es gibt dort einen Parkplatz.“
Am anderen Ende der Leitung war es einen Moment lang still.
„Verdammt!“, war dann zu hören. Im Hintergrund raschelte der Attaché mit irgendwelchem Papier.
„Pierro?“
„Lea, wir kriegen alle zwanzig Minuten Updates von den A-Teams der ATO. Alleine für die Stechpalmen A-Teams müssen wir in den nächsten fünfzehn Minuten fünfunddreissig Einsätze durchführen. Wir haben alle Polizisten aus einem Umkreis von siebzig Kilometern nach Paris beordert. Hier ist die Hölle los, sag ich dir! Ich hab niemanden mehr Lea! Es sind alle im Einsatz ...“
„Mist! Du hast niemanden im Umkreis von Ermenonville?“, sagte Lea.
„Leider nicht, Lea.“
Im Hintergrund piepste es. „Ich muss auflegen. Da kommt schon wieder eine Nachricht per SMS rein, diesmal vom Efeu-Team. Ihr müsst selbst weiter schauen, Lea. Entschuldigung.“
Er legte auf. Yeva ging zu den Schubladen beim Spülbecken und begann eine nach der anderen aufzureissen.
„Wo ist der Schlüssel für den weissen Peugeot draussen?“
Lea rannte aus der Küche. „Hier, Yeva. Komm!“ Sie öffnete eine Schublade in einer Kommode im Eingangsbereich. Yeva rannte ihr hinterher, nahm die Schlüssel entgegen und stürmte aus dem Empfangsareal. Einen Moment später hörte man ihre Stimme im Begleiter.
„Kahil, kannst du mir die schnellste Route nach Ermenonville raussuchen?“
„Klar. Gib mir eine Minute!“
Lea kam wieder in die Küche. „Wird sie‘s schaffen?“
Helena sass wieder am Tisch, Augen geschlossen, Gesicht entspannt, abwesend. Palms schaute sie an. Eine Mischung von Trauer und Enttäuschung war in seinem Ausdruck. „Sie ist dran. Bald werden wir‘s wissen ...“
Lea setzte sich an den Tisch, stand aber gleich wieder auf. „Ich schau mal nach den Kunden ...“ Sie verliess die Küche.
Dann war Kahils Stimme im Begleiter zu hören. Für einmal tönte sie nicht ruhig und ausgeglichen, sondern zackig und schnell.
„Yeva, nimm die N2 und dann bei Le Plessis-Belleville die N330 ...“
„Mach ich!“, kam die Antwort. „Guillaume, hast du den Begleiter an?“, fragte sie danach. Doch der Äther schwieg. Yeva drückte den Wagen. Man hörte wie sie jeden einzelnen Gang bis zum Maximum ausfuhr.
Helena öffnete die Augen. Ihr Blick verriet nichts Positives.
„Yeva, du wirst zu spät sein. Egal, welche Route du fährst. Philippe Broccart steigert sich total in etwas herein und der Zeitpunkt bis er durchrastet hat sich vorverschoben. Er wird Guillaume in fünfzehn Minuten erschiessen.“
Aus dem Begleiter kam lange keine Erwiderung.
„Yeva? Hast du gehört?“, fragte Kahil.
Yeva hupte. Sie forderte den kleinen Peugeot 205. Das war deutlich wahrzunehmen. Dann meldete sie sich. Sie weinte.
„Es muss reichen ... es wird reichen. Guillaume wird überleben!“
Palms hob beschwichtigend die Hände. Er schaltete seinen Begleiter ab, damit Yeva ihn nicht hörte.
„Lasst sie ... sie muss es probieren. Sie würde sich sonst ewig Vorwürfe machen.“
Lea schaute durch die kleinen Fensterchen in die Zimmer der Kunden. Auch wenn die Welt da draussen durchdrehte, sie wollte einfach
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