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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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sich neben Helena und Lea, die Waffe mit unmissverständlicher Absicht vor sich. Tam schloss die Tür auf der anderen Seite der grossen Küche, die laut ins Schloss fiel.
    „Was ist mit dir? Brauchst du eine Extra-Einladung?“, fragte Henk. Er blickte Palms scharf an, der immer noch beim Ausgang der Küche stand, seinen Schock aber abgelegt hatte. Er schien nicht vor zu haben sich zu setzen, sondern lächelte. Kahil wollte ihn gerade auffordern, den Instruktionen der Männer Folge zu leisten, da begann Palms zu sprechen.
    „Deine Gardisten sollten das Vard lieber wieder versorgen, Henk Nakape. Ich glaube kaum, dass König Karel gerne hören würde, dass du mich und meine Leute bedrohst ...“, sagte er nüchtern.
    Henk betrachtete Palms als habe er einen Geist gesehen.
    „Woher kennst du meinen Namen? Wer bist du, Theke?“
    „Jedenfalls bin ich kein Theke, so viel sollte dir jetzt klar sein, Leibgardist!“, sagte Palms.
    Henk schwieg und dachte nach.
    „Sprich, wenn du kein Theke bist!“
     
    ☸
     
    Taaah, 186 Tage bis „Tag X“
     
    Livia kauerte im Feld, in dem Tams Schwester Gemüse anbaute. Es regnete. Seit acht Stunden kniete sie im Matsch und rupfte Unkraut aus dem Boden. Sie war durchnässt bis auf die Knochen und über die letzten zwei Stunden hatte sich ein Husten entwickelt, der sie beunruhigte.
    Tam hatte sie auf das Feld geführt und ihr gesagt, er hole sie nach dem Arbeitstag wieder ab. Doch wie lange ein Arbeitstag auf dem Feld in dieser Welt effektiv dauerte, darüber hatte sie keine Ahnung. Aber dann waren die acht Stunden auch mehr ein geschätzter Wert, als ein gemessener, denn ihr Handy lag bei Tam in einer Amphore neben der Besenkammer und eine Uhr hatte sie seit sie ihre Jugendjahre hinter sich gelassen hatte nicht mehr getragen. Aber es fühlte sich definitiv nach acht Stunden an.
    Früher hatte Liv ihrer Grossmutter im Garten geholfen. Maximum zehn Minuten. Seit dann war ihre Bekanntschaft mit Mutter Erde auf Asphaltstrassen und Betongebäude reduziert. Sie konnte sich effektiv nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal Erde in den Händen gehabt hatte. Vielleicht als sie mal gestolpert war und sich auf dem Boden abgestützt hatte? Jedenfalls war Unkraut jäten kein Fach in der Journalismus-Schule gewesen. Und als Reporterin für LTG hatte sie es auch nie mit Gärten und Feldern zu tun gehabt. Höchstens mal mit Unkraut im übertragenen Sinne, wenn sie über faule Geschäftspraktiken berichtete.
    Ein erneuter Anfall tiefen Hustens fiel über sie her. In ihrem Kopf spielte sich die Szene vorgestern auf der Terrasse immer wieder ab, wie ein Film in Endlos-Schleife. Sie sah Tams Ausdruck im Gesicht, als er gesagt hatte: „Dann muss ich dich töten!“ Seine kalten Augen, die keinen Zweifel an den eigenen Worten zu kennen schienen, sondern scharf unterstrichen, dass er es mehr als ernst meinte. Die Nüchternheit, mit der er es in den Raum gestellt hatte. Ihre Angst, die sie plötzlich so sehr überrannt hatte, dass sie ihm die Schuhe geküsst hätte, wenn er es verlangt hätte. Sie hatte sich kaum mehr erkannt, aber vielleicht tat die Aussicht auf den eigenen Tod genau das mit den Menschen: es krempelte die eigenen Vorstellungen über richtig und falsch gehörig um. Jedenfalls war der Ausblick, drei Jahre lang Tams Dienerin zu sein, plötzlich wesentlich attraktiver, als die Perspektive des eigenen Ablebens in einer fremden Welt.
    Tam kam erst vier Stunden später wieder auf das Feld, um sie zurück zu holen. Geschätzte vier Stunden. Vielleicht waren es auch fünf oder sechs. Der Husten kam jetzt in regelmässigen Intervallen. Es war mehr ein Bellen, als ein Husten. Doch zuhause angekommen ging die Arbeit weiter.
    „Der Keller muss aufgeräumt werden!“, hatte er gesagt und sie fast schon die Treppe hinunter gestossen.
    Feucht, kalt, dunkel. Liv weinte bittere Tränen, aber niemand scherte sich einen Dreck darum. Irgendwann schlief sie im Keller auf einem Sack Kartoffeln ein.
     
    ☸
     
    Paris, 10 Tage nach „Tag X“
    17.46 Uhr
     
    Wäre es nicht Feierabend gewesen, wären die Strassen vielleicht frei und befahrbar gewesen. Aber jetzt steckte Yeva im Stau. Links Leitplanken, die ein Ausweichen über die Felder unmöglich machten, rechts eine Autokolonne, die so dicht war, dass an ein Ausbrechen nicht zu denken war. Ganz Paris schien auf den Strassen aus der Stadt unterwegs zu sein.
    Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Sie liebte Guillaume wie keinen anderen je zuvor. Ein

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