Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
Vom Netzwerk:
dem plötzlichen Torkeln von Palms und Helena herzustellen. Mit ihren perfekt eintrainieren Reflexen verlor sie keine Sekunde, sondern sprang so schnell sie konnte auf den Mann zu, um ihm das Gerät zu entreissen. Sie kriegte es zu fassen. Aber in genau dem Moment zog ihr jemand den Boden unter den Füssen weg. Plötzlich wusste sie nicht mehr, wo oben und wo unten war. Dann spürte sie einen Schlag, der ihren Schädel erschütterte. Yeva verlor das Bewusstsein und krachte zu Boden.
     
    Melbar spürte die Wut, die ihn seit Kindheit überkam, wenn jemand seinen Willen nicht respektierte. Die junge Frau hatte versucht ihm sein Gerät zu entreissen. So etwas machte ihn rasend. Zuerst verpasste er ihr die volle Salve, dann schlug er sie mit der Faust an den Hinterkopf. Blöde Frau, dachte er.
    Doch dann kam seine eigene Welt für einen Moment ins Wanken. Aus dem Raum vor ihm, einer Küche, traten plötzlich genau die Leibgardisten auf ihn zu, die ihn in Taaah gefangen gehalten hatten. Drei Meter trennten die Männer von ihm. Jetzt spürte Melbar die Verzweiflung von Jahren in sich aufsteigen. Er hätte schreien können. Er sah Henk und wie dieser das Vard hervorzog, um ihn zu bedrohen. Er hatte es hunderte von Malen erlebt und immer klein beigeben müssen, doch jetzt war er am längeren Hebel.
    Melbar hielt das Gerät mit ausgestreckten Armen vor sich und betätigte die Taste. Das Gerät war auf Henk gerichtet. Er drückte ab. Henk, der grosse Leibgardist, taumelte, seine Freunde versuchten ihn zu stützen, doch dann wurden sie selbst vom Strahl der Gerechtigkeit getroffen. Melbar legte so viel aufgestaute Wut in den Tastendruck, dass er am ganzen Körper ein befreiendes Kribbeln fühlte, als er Tam, Terry und Henk gemeinsam in der Küche umher schwanken sah. Zwei Sekunden später sassen sie alle am Boden und hielten sich die Köpfe.
    Melbar betrachtete sein Werk. Sechs Menschen lagen wie angeschlagene Raubtiere umher und würden bald nicht mehr wissen, dass sie mal Raubtiere gewesen waren. Melbar setzte sich an den Tisch in der Küche. Jetzt hiess es abwarten, bis sich die neue Konfiguration des Bewusstseins eingestellt hatte. Es konnte kaum viel länger als zwei, drei Minuten gehen, dachte Melbar. Er beobachtete Henk. Reichte eine volle Dosis bei einem Leibgardisten wie ihm? Kurzerhand stand Melbar auf, richtete das Gerät noch einmal auf Henk und feuerte eine zweite volle Dosis auf den Mann. Dieser schrie auf und vergrub seinen Kopf in seinen Händen.
    „Jetzt müsste es genügen!“, sagte Melbar laut zu sich selbst. Er setzte sich wieder hin. Und wartete.
     
    ☸
     
    Paris, 10 Tage nach „Tag X“
    19.05 Uhr
     
    Kahil legte auf. Kaum zu glauben, dass sich seine Schwester verlobt hatte. Das Leben zuhause ging weiter, während er hier in Frankreich an der Zukunft der Menschheit arbeitete. Einen Moment lang überkam ihn Heimweh. Seine Schwester verlobte sich und er kannte seinen künftigen Schwager nicht einmal. Wenigstens hatten sie sich dazu verabredet, über‘s Wochenende mal einen Videoanruf zu tätigen. Dann würde er ihn kennen lernen.
    Kahil griff an seinen Begleiter, knipste ihn an und meldete sich zurück. „Lea, wo bist du?“, sprach er in den Äther.
    Lea war hier in Frankreich zu einer Art Heimat für ihn geworden. Kein Wunder, bei dem, was sie alles zusammen erlebt hatten. Er versorgte sein Tagebuch, das seit gestern auf dem Nachttisch lag und in dem er gestern ein Gedicht für Lea verfasst hatte, im Büchergestell. Der Begleiter schwieg. Er erhielt keine Antwort.
    „Lea?“, sagte er noch einmal.
    „Sie wollte mit Theo sprechen. Vielleicht hat sie den Begleiter abgeschaltet ...“, kam die Antwort. Es war Guillaume.
    „Ich dachte sie sei mittlerweile fertig mit dem Gespräch. Aber wieso würde sie den Begleiter abstellen, wenn sie bei einem Kunden ist?“
    „Weiss jemand, wo Lea ist? Yeva?“, fragte Guillaume.
    Im Begleiter blieb es still. Guillaume und Kahil liessen gute fünf Sekunden verstreichen.
    „Hallo, hört uns jemand?“, doppelte Kahil dann nach.
    Nur die Stille der digitalen Verbindung war zu hören. Ein reines Geräusch, das keine Dezibel und kein Rauschen verursachte und trotzdem einen eigenen Klang hatte. Die Absenz von Klang.
    „Na, das ist ja eigenartig. Ich geh mal nachschauen, wo die alle stecken.“, sagte Kahil.
    „Tu das! Ich bin in etwa zehn Minuten im Auffanglager. Dann helfe ich dir beim Suchen, falls du sie noch nicht gefunden hast ...“, kam die Antwort.
    Kahil

Weitere Kostenlose Bücher