Der letzte Aufstand
Palms. Wir haben einen Hauptverdächtigen identifiziert, der hinter den Anschlägen stehen könnte. Sie erhalten alle eine Bilddatei auf ihre Mobiltelefone geschickt. Wenn Sie den Mann sehen, nehmen Sie ihn sofort fest. Alle Polizei-Attachés leiten das Bild bitte an die nationalen Polizeiorganisationen weiter. Wir müssen den Mann finden! So schnell wie möglich. Over and out.“
Paris, 10 Tage nach „Tag X“
18.50 Uhr
Es war erstaunlich. Immer wieder. Seit er das Ding in Warschau geklaut hatte, gingen eigentlich all seine Wünsche in Erfüllung. Natürlich war das schon immer so gewesen, schliesslich war er ein Prinz, aber früher meinten andere Menschen immer besser zu wissen, was für ihn gut sei und was nicht. Jetzt war er seit etlichen Jahren selbst am Steuerknüppel.
Das Ding zu stehlen, war der beste Einfall gewesen, den er in seinem Leben je gehabt hatte. Und der kleine Pole, den er dafür hatte abmurksen müssen, war ein kleiner Preis gewesen.
Nachdem er die Militärköpfe beim Check-Point davon überzeugt hatte, dass er ein Mitarbeiter der ATO sei, war er schnurstracks zu dem Gefängnis gegangen. Auf der kleinen Strasse kamen ihm sicher zwanzig Reporter entgegen. Scheinbar hatte es eine Pressekonferenz gegeben.
Jetzt kauerte er unter einem Fenster, hinter einer schön geschnittenen Hecke. Prinz Melbar beobachtete von seinem Versteck aus eine Rampe, die zu einem der Wohnblocks herauf führte. Dort standen zwei Leute: ein Mann und eine Frau, aber er war zu weit weg, um Details zu erkennen.
Dann fuhr ein weisser Peugeot 205 durch die Pforte, durch die auch er vor zwei Minuten das Gelände betreten hatte. Das Auto fuhr auf ihn zu, dann an ihm vorbei und die Rampe hoch. Eine Frau stieg aus und wurde von den zwei Wartenden begrüsst und umarmt. Schliesslich gingen alle drei in das Gebäude.
Prinz Melbar legte sich auf den Rücken, wie er es als Kind immer so gerne getan hatte. Er betrachtete die Wolken, die weit über ihm vorbei zogen. In dieser Lage konnte er sich noch immer am besten konzentrieren. Er atmete tief in den Bauch hinunter, verkrallte sich mit seinen Händen in das Gras unter ihm und spürte die Erdenergie, wie sie in ihm aufstieg und sich mit seinen Energien verschmolz.
Es war Zeit, dass die Widersacher seines Plans auf seine Seite wechselten. Und mit seinem Spielzeug war das eigentlich keine Sache, aber er musste nahe genug an die Leute rankommen. Einmal da, würde er ihnen eine volle Salve verpassen. Melbar ging innerlich die Schritte durch, die eine Kurskorrektur seiner Sache bewirken würden.
Erstens, musste er die ATO Mitarbeiter von seiner Sache überzeugen. Davon, dass die einzige Rettung für diese Welt daraus bestand, dass die Welt von ihrem Parasiten, dem Menschen, befreit werden würde. Natürlich wusste Melbar, dass er die Menschheit nicht ganz ausrotten konnte, das war auch nicht der Plan. Aber sie so zu dezimieren, dass der Planet nicht mehr unter dem Gewicht der Milliarden zu leiden hatte, das musste zu bewerkstelligen sein. Schliesslich war sein Plan bis jetzt auf‘s Beste gediehen und nur diese ATO stand seinem Erfolg im Weg. Er musste die ATO-Leute bekehren. Das war Schritt eins.
Zweitens, musste er die nächste Phase des grossen Plans einleiten. Und je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde es: wieso nicht hier und jetzt zu Phase 2 übergehen? Früher oder später musste die Menschheit ihn für das akzeptieren, was er war. Die Idee zum grossen Schachzug überzugehen, gefiel ihm und sie zauberte ein entspanntes Lächeln auf seine Lippen.
Wie alle Monarchen aus Taaah summte er ein kurzes Lied, um die Mächte in der Angelegenheit entscheiden zu lassen. Es tat gut auf dem Gras zu liegen und die Zeremonien seiner Welt zu feiern. Die Melodie nahm ihn auf eine Reise, perlte in kleinen Sekunden eine Quinte hinab und kletterte dann in Quarten zwei Oktaven hoch. Schlussendlich endete das Lied auf einem Tritonus, dem Intervall des Teufels, welches immer Veränderungen einleitete. Melbar liess den Ton in sich nachhallen. Dann stand er auf. Die Zeit war jetzt.
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Paris, 10 Tage nach „Tag X“
18.50 Uhr
Yeva wurde von Palms und Helena draussen auf der Rampe begrüsst. Helena umarmte sie, als verstehe sie nur zu gut, wie ermüdend die letzten Stunden für Yeva gewesen waren. Um ein Haar den Team-Partner zu verlieren und nichts dagegen tun zu können, das ging nicht spurlos an einem vorbei.
„Tut mir Leid, dass ich einfach davon gerauscht
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