Der letzte Aufstand
uns weder vor den Terroranschlägen beschützen, noch die Ordnung aufrecht erhalten! Lassen sie uns Bürgern doch wenigstens das Wenige an Freiheit, das wir noch haben! Lassen Sie sofort den Mann los!” Die Stimme des Lehrers überschlug sich. Er war sehr emotional und schien null Respekt vor der Polizei zu haben.
Guillaume sah, wie der Lehrer mit gehobener Hand auf ihn zu kam. Zwei Meter trennten ihn noch vom ihm, da trat Yeva in die Lücke, die Armbinde leuchtend um den Oberarm geschnallt, und schrie den Lehrer lautstark an: “Police Nationale! Treten Sie zurück!”
“Nichts werde ich! Lassen Sie sofort den Mann los!” Er versuchte Yeva aus dem Weg zu stossen, doch Yeva war nicht nur Schwarzgurt Jiu-Jitsu-Meisterin, sondern auch auf den Strassen in den Banlieues von Paris aufgewachsen. Sie wich dem Grabschen des Mannes flink aus und zog ihn an den Haaren zu Boden.
Der Lehrer kreischte wie ein hysterisches Mädchen und begann wild um sich zu schlagen. Guillaume lockerte kurz den Griff an Jeans Handgelenk, weil er sich nach den Polizisten umschaute. In dem Moment riss sich Jean los und preschte davon. Er rannte an der Stelle vorbei, wo vor zwei Stunden der metallene Abfalleimer noch gestanden hatte, stolperte aber, so dass Guillaume ihn sofort wieder unter Kontrolle hatte. Yeva wehrte die verzweifelten Schläge des Lehrers ab so gut sie konnte, hatte aber dennoch bereits eine blutige Lippe.
Einen Bruchteil einer Sekunde später waren Fabien und François vor Ort und nahmen den fluchenden Lehrer in Gewahrsam. Kurz darauf hatte er Handschellen an und wurde vor den schockierten Blicken seiner Schüler abtransportiert.
“Lasst ihn in 24 Stunden wieder gehen! Vielen Dank für eure Hilfe!”, sagte Yeva noch zu den Polizisten, dann lief sie zu Guillaume hinüber, der den Kunden nun vollends unter Kontrolle hatte und ihm die Kevlar-Handschellen schon angezogen hatte.
“Alles in Ordnung hier! Hol den Koffer und dann los!”, sagte Guillaume noch ganz ausser Atem. Er sah den Polizisten nach, die den armen Lehrer abführten.
“Der hätte kaum gedacht, dass sein Tag heute auf einer Polizeiwache endet!”, sagte Guillaume, zu wem auch immer.
“Wohl kaum.”, kam Lucs trockener Kommentar.
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1277 Tage vor „Tag X“
WORLD TERROR UPDATE
Malediven
In einem tragischen aber spektakulären Anschlag wurde heute um 08.45 Uhr Ortszeit das Luxus-Kreuzschiff „Hansenhoff“, welches vor sechs Wochen in Hamburg seine Reise nach Hong Kong antrat, von einem Torpedo getroffen. Das US U-Boot, von welchem der Torpedo abgefeuert wurde, half die wenigen Überlebenden zu retten. Sergeant Thomas Smith, der um 08.00 Uhr seinen Dienst antrat und von offiziellen Stellen als unauffälliger Soldat beschrieben wird, feuerte den Torpedo auf die Fähre im Alleingang ab. Er erpresste einen Kollegen und zwang ihn zur Mitarbeit an dem Anschlag. Nach dem Abschuss des Torpedos erschoss Sergeant Smith seinen Kajüten-Kameraden. Zum Zeitpunkt weiss man noch nichts über seine Motive.
Sergeant Thomas Smith wurde sofort verhaftet und wird heute an das US-Militärkriegsgericht in Arizona ausgeliefert. Die Anklage lautet auf multiplen vorsätzlichen Mord.
In dem Anschlag kamen mindestens sechshundert Menschen ums Leben, genaue Zahlen sind noch nicht bekannt.
Die Küstenwache von Malaysia sucht nach Überlebenden, was sich aber wegen einer momentanen Schlechtwetterlage in die Länge ziehen wird.
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Washington, 202 Tage bis „Tag X“
Als Oliver Palms und Helena Mesic den Konferenzsaal wieder betraten, wurde es sofort still, obwohl bis dahin die angeregtesten Diskussionen geführt worden waren. Die Staatsmänner und Staatsfrauen drehten sich engagiert wieder dem Podium zu. Es gab etliche rote Köpfe und Schweissperlen auf der Stirn zu sehen. Nicht, weil es im Konferenzsaal so heiss gewesen wäre, sondern weil die Arbeitsgruppen intensiv und leidenschaftlich am Werk gewesen waren.
Palms wartete bis auch der letzte Stuhl zurecht geschoben und das letzte Hüsteln erstorben war. Dann knipste er einen Beamer an und klickte auf die Maus des Laptops, worauf eine Powerpoint-Präsentation auf der Leinwand erschien.
“Wir wollen Ihnen zuerst zeigen, auf was wir gekommen sind in Bezug auf die Rekrutierung des Personals der ATO. Sie sehen links den Namen der Abteilungen mit ihren Untergruppen und rechts eine Klassifizierung der Teams. Das ist zum Teil eine Zusammenfassung von dem, was ich Ihnen bereits
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