Der letzte Aufstand
Rückweg zum Kinokomplex. Der Einsatz war soweit geplant, wie man ihn zum momentanen Zeitpunkt planen konnte. Doch mit jedem aktivierten Willen, mit jeder Absicht, die mit der Anschlags-Situation zu tun hatte, und die ein Mensch fasste, veränderte sich die Situation. Das hiess in anderen Worten, dass Danielle und Luc die gesamte Situation wieder von neuem analysieren und Yeva und Guillaume weitere Inputs geben mussten, damit der Anschlag zuverlässig vereitelt werden konnte. Die Absicht des Polizisten Yeva um 11.15 Uhr bei der Rolltreppe zu treffen, veränderte die Gesamtsituation. Und die Absicht des zweiten Polizisten ebenfalls um 11.15 dort zu sein veränderte die Situation auf‘s Neue.
“Wir melden uns in zehn Minuten, sobald Fabien genau weiss, um was es geht. Bis dann sollte die Zukunft geschrieben sein.”, meldete sich Luc aus der Zentrale.
Guillaume dachte an die schöne, idyllische Gegend in der Danielle und Luc sich aufhielten. Alle Teams hatten die letzte Woche dort verbracht. Es war ein Stück Himmel auf Erden. Die Zentrale lag im Bois des Hubertes mitten im Naturpark Des Monts d’Ardèche . Man entspannte sich in dem Gelände, wenn man schon nur die Augen öffnete und in den Wäldern einatmete. Und genau darum ging es natürlich.
Die A-Teams mussten sich gänzlich entspannt ihrer Sache widmen können. Autolärm, die Hektik einer Stadt, ja selbst Menschen, die auf dem Gehsteig hirnlos dahin palaverten, konnten die Atmosphäre, die für das Lesen der Zukunft notwendig war, so zerstören, dass nichts mehr ging. Deshalb waren die A-Teams isoliert vom Rest dieser Welt und gönnten sich ein Leben ohne Stress und Zivilisation. Gezwungenermassen, auch wenn sie das alles freiwillig taten.
Es war zehn Uhr fünf als Luc und Danielle sich wieder meldeten.
“Die Rechnung geht auf, aber es wird viele Schaulustige geben. Von einer stillen Verhaftung kann nicht mehr die Rede sein.”, erklärte Luc.
“Sonst etwas, das wir beachten müssen?”, fragte Yeva.
“Nichts.”, antwortete Luc.
Mehr gab es nicht zu tun. Sollte sich doch noch etwas ändern, würden Luc und Danielle sie sofort informieren. Jetzt hiess es warten und sich mental auf den Einsatz vorbereiten. Wie man das genau tat, hatte man ihnen ebenfalls immer wieder und wieder eingebläut. Sie hatten es auch auf hundert und zurück geübt. Trotzdem war es jetzt anders. Das Wissen, dass es jetzt um echte Menschenleben ging, liess die Haare auf der Haut aufstehen. Alles war jetzt in Alarmbereitschaft: die Haare auf der Haut, das Brett in den Eingeweiden, die Gedanken im Kopf und der Atem in den Lungen.
Genau, wie sie es gelernt hatten, schlenderten Yeva und Guillaume zu einem kleinen Kaffee. Es war ganz bewusst ein Schlendern, damit die Nervosität nicht die Oberhand kriegen würde. Sie setzten sich, bestellten sich einen Pfefferminz-Tee und begannen mental ein Mantra aufzusagen. Es ging darum, das eigene Denken in Schach zu halten. Keine Verselbständigungen, hatten Palms und Helena sie immer wieder gewarnt. Ihr müsst das Szepter in der Hand halten und die Kontrolle fordern! Das war einer der Sätze gewesen, den sie sicher fünfzig Mal gehört hatten. Und genau das taten sie.
Die Repetition des Mantras verfehlte ihre Wirkung nicht. Guillaume merkte, wie die Nervosität innerer Sicherheit Platz machte und wie sein Atem langsamer und ausgeglichener wurde. Das Ziel war der Moment, wo er das Atmen ganz an die Weisheit des Körpers abgeben konnte und er eins wurde mit seiner Welt und seinem Körper. Kaum in diesem Zustand angekommen, verstrichen die weiteren Minuten bis zum Moment der Wahrheit in Gewissheit.
Um 11.10 Uhr meldeten sich Luc und Danielle.
“Yeva, Guillaume?”
“Hier!”, antworteten sie, wie aus einem Mund.
“Gute Nachrichten! Team Efeu hat den ersten Kunden erfolgreich ins C-Lager überführt! Unser Erfolg beginnt!”, sagte Danielle. Sie kam nicht ganz so nüchtern wie Luc daher. Danielle tönte immer nach frischer Lebenslust.
Yeva und Guillaume schlugen ihre geballten Fäuste gegeneinander. Diese Nachricht war Gold. Team Efeu hatte damit soeben mindestens eintausend Menschenleben gerettet, indem sie einen Kunden an Bord einer Maschine der Lufthansa daran hinderten, die Maschine in einen dicht bewohnten Stadtteil von Reims krachen zu lassen.
Und jetzt war es an ihnen. Yeva und Guillaume standen ruhig auf. Yeva ging die Rolltreppe hoch, um Fabien und François pünktlich um 11.15 Uhr zu treffen. Die Arbeit der A-Teams erlaubte
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