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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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Emotionen in Schach zu halten versuchte.
    Irgendwann nahm Livia still ihren Koffer und zog ihn zu Petes Auto, das nicht allzu weit weg stand.
    Auf der Fahrt nach Hause schwiegen sie. Was gab es zu sagen? Man fuhr an unzähligen Fahrzeugen vorbei, die mit Blaulicht unterwegs waren. In den Strassen waren wild diskutierende Gruppen von Menschen zu sehen und an mancher Strassenecke sass ein Mensch auf dem Gehsteig, den Kopf in den Armen vergraben.
    In Petes Wohnung angekommen gab es weder Sex, noch etwas zu essen. Sie gingen zu Bett und schliefen beide erschöpft ein, ohne ein weiteres Wort zu wechseln. Der Schlaf war die einzige funktionierende Flucht aus einer Welt, die am Durchdrehen war.
    Am nächsten Morgen war Livia bereits aus dem Bett, als Pete die Augen öffnete. Sie stand im Nachhemd an der Fensterfront und schaute auf ihre Stadt hinunter. Ihre Stadt, die über die letzten Jahre so viele Wunden zugefügt bekommen hatte. Livias Gedanken waren bei all den Menschen, die gestern jemanden verloren hatten, nur weil der-oder diejenige zum falschen Zeitpunkt auf der Brooklyn Bridge gewesen war.
    Pete drehte sich noch einmal auf die andere Seite, so dass Livia ihn bemerkte.
    “Ich mach uns einen Kaffee, ja?”, sagte sie.
    Pete konnte nicht mehr als ein bestätigendes Grummeln von sich geben. Er fühlte sich, als habe er Wochen ohne Schlaf zugebracht. Doch dann kam ihm der gestrige Tag in den Sinn. Dass Palms die Presse einfach ausgeschlossen hatte. Dass die Brooklyn Bridge unwiederbringlich der Vergangenheit angehörte. Dass Istanbul und Sydney von Terroranschlägen heimgesucht worden waren. Und dass er seinen Teil dazu beitragen wollte, dass dieser Wahnsinn endlich aufhören würde.
    Kurz darauf hatte er sich in eine frische Hose und ein frisches Hemd gestürzt. Livia wartete bereits auf der Terrasse auf ihn und nippte an ihrem Espresso, den sie jeweils so stark zubereitete, dass selbst ein waschechter Italiener ihm Respekt gezollt hätte. Seine Latte macchiato stand ebenfalls auf dem Tischchen.
    “Ich schmeiss den Job hin!”, waren Livias erste Worte, kaum hatte er auf dem dunklen Metallstuhl Platz genommen.
    “Du tust was?”, fragte Pete und hätte sich fast an seinem Kaffee verschluckt. Er wischte sich den Milchschaum von der Oberlippe.
    “Ich kann nicht mehr! Der Job macht mich kaputt. Ich wurde Journalistin, weil ich der Welt helfen wollte. Nicht, weil ich über Terroranschläge und Massnahmen der Regierungen Bericht erstatten wollte. Ich hasse den Job. Mir reicht’s!”
    “Übertreibst du da nicht ein wenig?”
    Livia lächelte ihn an. “Vielleicht ...”, sagte sie. Sie schaute in die Ferne. Dann sagte sie: “Nein!” Sie stellte ihre Tasse hin.
    “Ich übertreibe nicht. Ich will wirklich nicht mehr. Was wir tun, macht keinen Sinn mehr. Wen interessiert es denn, was Palms und seine Meute dem Terror entgegen zu setzen haben? Die Quoten werden weiter sinken. Die Leute wollen am Fernseher keine Terror-Berichterstattungen mehr sehen. Sie wollen Hoffnung. Sie wollen Unterhaltung, eine bessere Welt. Und genau dies wird LTG ihnen nie und nimmer bieten können. Ich spiel einfach nicht mehr mit!”
    Dann fügte sie nachdenklich und leise einen weiteren Satz hinzu: “Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!”
    Es war ein Zitat von Carl Sandburg, der schon immer ein grosses Vorbild von Livia gewesen war.
    “Ich bin ein Idealist, weiss nicht wohin ich gehe, bin aber unterwegs!”, konterte Pete mit einem anderen Carl Sandburg-Zitat. “Bleib meine kleine Idealistin, Liv. Gib dich nicht auf!” Er nahm ihre Hand und wollte sie zu sich hin ziehen, aber Livia zog die Hand zurück.
    “Es ist mir Ernst, Pete. Eben weil ich eine Idealistin bin, will ich das Handtuch schmeissen! Ich kann mit meiner Zeit auf diesem Planeten besseres tun, als Politikern hinterher zu reisen.”
    “Das kannst du mir nicht antun, Liv. Nicht jetzt! Ich stehe kurz davor einen Weg zu finden, wie wir rausbekommen, was Palms plant. Wir werden der einzige Sender sein, der etwas darüber bringt!”
    Livia schaute ihn provokativ an. “Und dann? ... kommt der nächste Anschlag, die nächste Story, das nächste hirnlose Interview, die nächste dumme Konferenz! Wieso, Pete? Wir sind ein Teil der Krankheit, die die Welt befallen hat. Wir müssen unsere Wunden aufschneiden und den Eiter abfliessen lassen. Wir könnten einen eigenen kleinen Verlag gründen und etwas Vernünftiges tun!”
    Livia wartete einen Moment lang, um zu ergründen, ob

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