Der letzte Aufstand
renoviert, sehr sehenswert!”
Heinz Bodmer erhob sich und streckte ihm geschäftlich die Hand hin.
“Das war’s?”, fragte Kahil verdutzt.
“Ich fürchte, ja!”, antwortete Bodmer. Kahil gab ihm die Hand, worauf der Headhunter das Zimmer bestimmt, aber höflich lächelnd verliess.
Die Tür fiel ins Schloss. Dann war er alleine. Das war aber abrupt, dachte Kahil. Er fühlte sich leer und unverstanden. Er klappte sein Laptop zu, steckte es in die Tasche und erhob sich. Vorbei der Traum, dachte er. Was auch immer ich falsch gemacht habe, sagte er zu sich selbst. Er nahm den letzten Schluck lauwarmen Kaffees. Dann ging er zur Tür und begab sich zum Empfang, wo die Dame mit Rundschnitt gerade das Telefon auflegte.
“War wohl nichts für Sie, die Stelle?”
Kahil hob die Schultern. “Andersrum!”, gab er zur Antwort. “Ich war nichts für die Stelle, scheint es ...”
“Ja, die Anforderungen sind sehr hoch. Nun ja, alles Gute für Ihre Zukunft!” Sie kam hinter dem Empfang hervor und öffnete Kahil höflich die milchige Glastüre. “Brauchen Sie ein Taxi?”
Kahil schüttelte den Kopf.
“Auf Wiedersehen!”, sagte sie und zog die Tür hinter sich zu, nachdem er durch die Tür hindurch war.
Alles ging zack zack. In seinem Kopf drehte sich so Einiges. Was für ein Tag, sagte er sich in Gedanken. Es hatte so interessant geklungen und eigentlich auch gut angefangen ...
Kahil hob noch einmal die Schultern, auch wenn es niemand sah. Er fühlte sich einfach nach Schulterzucken. Es war nicht die erste Absage in seinem Leben. Kahil nahm diese Dinge nicht mehr zu ernst, auch wenn sie als Erlebnisse unangenehm waren.
Sein Mullah bekräftigte ihn immer in der Ansicht, dass die richtige Arbeit für ihn irgendwann schon noch zu ihm finden würde, und das gab ihm Zuversicht. Kahils Einstellung war gewaltlos: eine Situation musste immer für alle Beteiligten stimmen, sonst war sie nicht richtig, und das würde er immer hinnehmen, hatte er sich fest vorgenommen. Allahs Wille geschehe!
Kahil ging die Treppe hinunter und nahm im dritten Stock den Lift ins Parterre. Er nahm sein Mobiltelefon hervor und änderte das Tonprofil von still mit Vibration auf normal. Er musste mit jemandem reden. Auch wenn ihn die erneute Absage nicht aus der Bahn warf, so hatte er doch gehofft, er habe eine Chance. Er wollte gerade Nadjas Telefonnummer wählen, als eine unterdrückte Nummer auf seinem Display erschien und das Telefon klingelte. Er nahm den Anruf entgegen und würde seine Schwester später anrufen, sagte er sich.
“Herr El-Badouj?”
“Ja, wer spricht?”
“Herr El-Badouj, kommen Sie bitte noch einmal hoch. Hier spricht Sonja Bodmer.”
“Hab ich was vergessen?”, fragte Kahil verwirrt.
“Ich weiss es nicht, haben Sie etwas vergessen?”
Kahil schaute sein Mobiltelefon an. Die Welt heute war wirklich eigenartig. “Ich komme!”, sagte er und drehte um. Die Lifttür war eben erst zu gefallen und jetzt riss es sie bereits wieder auf. Kahil klopfte seine Hosentaschen ab. Schlüssel, Geldbeutel, Brille ... alles da. Er konnte nichts vergessen haben, oder doch? Vielleicht war ihm etwas aus der Laptop-Tasche gefallen?
Eine Minute später öffnete die Frau mit Rundhaarschnitt die milchige Glastür erneut.
“Herr und Frau Bodmer warten im Interview Zimmer 2 auf Sie!”
“Hab ich was vergessen?”, fragte Kahil noch einmal.
“Haben Sie?”, fragte die junge Frau erstaunt. Sie hob lächelnd die Schultern.
Dann ging sie voraus und klopfte kurz an die Tür. “Herr El-Badouj ist wieder da ...”, sagte sie.
“Wunderbar, er soll reinkommen.”, hörte Kahil die Stimme von Bodmer. War er in einem Roman von Kafka gelandet? Kahil musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Skurril, dachte er. Die beiden Bodmer sassen am Tisch und hatten seinen Lebenslauf vor sich. “Bitte kommen sie rein!”, sagte Bodmer senior.
Hatte er ihn nicht gerade vor fünf Minuten auf den Heimweg geschickt?
“Hab ich was vergessen?”, fragte Kahil noch ein weiteres Mal, um eine logische Erklärung für die befremdliche Situation zu erhalten.
Herr Bodmer suchte den Raum mit seinem Blick ab und schaute unter den Tisch. “Ich glaube nicht. Vermissen Sie etwas?”
Kahil setzte sich an den freien Platz gegenüber Herr Bodmer. Immerhin war es der Stuhl rechts von dem, den er vorher benutzt hatte, so war wenigstens etwas anders.
“Nein, ich glaube ich vermisse nichts, ausser vielleicht eine Erklärung?”
Sonja öffnete eine Mappe, die vor
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