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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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Kaffee, schwarz mit etwas Zucker, bitte.”, antwortete Kahil. Dann blieb er etwa zwei Minuten alleine. Innerlich ging er noch einmal all seine Vorzüge durch. Er hatte sich auf dem Internet schlau gemacht und sich so gut wie möglich auf das Gespräch vorbereitet. Man müsse an sich glauben und keine Schwäche zeigen, hatte er in einem ernst zu nehmenden Bericht gelesen. Also dachte er an all die Dinge, die er gut konnte, um sich in die richtige Stimmung zu bringen.
    Bis auf das Erlebnis mit den Dummen vom Laden war der Tag eigentlich gut gelaufen. Ruhiger Flug, netter Taxi-Chauffeur, Sonnenschein und ... er schien tatsächlich derjenige zu sein, den die Leute hier erwarteten.
    Die Tür wurde mit Energie und Wucht geöffnet. Herein kamen ein Mann mit grauen Haaren, wohl in seinen Fünfzigern, und eine jüngere Frau mit hellbraunem Haar und grossen goldenen Ohrringen.
    “Guten Tag, mein Name ist Heinz Bodmer!” Er zeigte auf seine hübsche Kollegin, “... und das ist Sonja Bodmer, meine Tochter. Ich bin der Präsident der EIRS und Sonja ist verantwortlich für das Projekt, um das es heute geht. Hatten Sie einen guten Flug?”
    Kahil, der sich um die beiden zu begrüssen erhoben hatte, setzte sich wieder. “Ja, einen sehr guten Flug, danke!”
    “Wir sind Ihnen für Ihren kurzfristigen Besuch sehr dankbar. Das Projekt hat für uns höchste Priorität und wir sind sehr froh, wenn wir es für unseren Mandanten zu einem möglichst schnellen Abschluss bringen können.”
    “Selbstverständlich!”, sagte Kahil. Er faltete sein Hände auf dem Tisch und lehnte sich léger zurück. In den ersten zwei Minuten ging es darum Eindruck zu schinden, hatte er gelesen, und genau das versuchte er zu tun.
    “Wann geht Ihr Flug zurück?”
    “Um 19.30 Uhr. Ich habe Zeit ...”
    “Wunderbar. Sonja?”
    Der Mann hat Charme, dachte Kahil. Dann richtete er seinen Blick auf Sonja Bodmer.
    “Vielen Dank auch von meiner Seite für Ihre Flexibilität! Ich weiss, dass das alles recht schnell ging, aber wie mein Vater bereits sagte: die Sache eilt. Lassen Sie mich kurz das Prozedere unseres heutigen Treffens durchgehen.”
    Kahil blickte ihr interessiert und möglichst objektiv in die Augen.
    “Offensichtlich geht es darum, dass wir Sie heute etwas besser kennenlernen, deshalb haben wir Sie auch gebeten eine kurze Präsentation vorzubereiten. Wir haben im Vorfeld ihre Akten studiert und Ihr Gemälde analysiert und Sie erfüllen auf dem Papier alle Voraussetzungen für den Job. Unser Interview wird alles in allem etwa vier Stunden dauern und wir werden noch heute in Ihrer Anwesenheit zu einem Schluss kommen. Wir werden Ihnen den Job entweder heute anbieten, oder das Dossier mit Ihrer Kandidatur schliessen und Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft wünschen. Deshalb dauert das Interview ungewöhnlich lange, weil wir heute zu einem Schluss kommen müssen. Haben Sie, bevor wir beginnen, irgendwelche Fragen?”
    Kahil dachte kurz nach, dann antwortete er: “Ich stelle meine Fragen lieber am Ende des Interviews, wenn das in Ordnung ist?”
    Sonja Bodmer nickte. “Gut, dann lassen Sie uns beginnen.”
    Ihr Vater übernahm die weitere Führung des Interviews.
    “Ich werde Ihnen jetzt ungefähr eine Stunde lang etliche komplexe Fragen stellen. Bitte antworten Sie so spontan Sie können und teilen Sie sich uns so direkt mit, wie Sie wollen. Wir möchten Sie bitten von allen Höflichkeiten abzusehen und spontane Gefühle zu äussern. Halten Sie sich nicht zurück! Wenn Sie schreien wollen, schreien Sie! Wenn Sie fluchen wollen, fluchen Sie! Wenn Sie weinen wollen, weinen Sie! Ist das klar?”
    Auf was hatte er sich eingelassen, dachte Kahil. Die Sache wurde immer unkonventioneller. Er schluckte und nickte.
    Heinz Bodmer machte eine kurze Pause. Dann kam unmittelbar die erste Frage.
    “Haben Sie je ihre Mutter oder Ihren Vater bestohlen und falls ja, wie denken Sie heute darüber? Falls nein, wieso nicht?”
    Kahil beschloss in dem Interview auf‘s Ganze zu gehen. Er wollte sich so zeigen, wie er war und wie ihn sein Schicksal gemacht hatte. Würde er den Job dann bekommen, so würden die Leute ihn einstellen und nicht einen vorgegaukelten Möchtegern-Was-Auch-Immer.
    “Ich bin in Tripoli aufgewachsen. Meine Eltern haben für mich und meine Schwester auf sehr vieles verzichtet. Sie haben ein Leben lang hart gearbeitet: mein Vater als Fischer, meine Mutter als Schneiderin. Wir hatten nie viel, aber immer genug. Als ich zehn Jahre alt war habe

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