als er angenommen hatte. Aber in seinem Posteingang waren wieder etliche neue Nachrichten.
Luc öffnete zuerst diejenige, die er so schnell am wenigsten erwartete hätte.
Absender: j
[email protected] Betreff:Ihre Bewerbung
Sehr geehrter Herr Jeunet
Vielen Dank für Ihre Bewerbung und die eingereichten Unterlagen.
Sehr gerne würden wir Sie so bald wie möglich kennenlernen. Wäre es Ihnen wohl möglich morgen einen Flug nach London zu nehmen, damit wir das Vorstellungsgespräch so schnell wie möglich über die Bühne bringen können? Wir wären Ihnen zu viel Dank verpflichtet. Wir haben uns die Freiheit genommen Ihnen einen Flug von Lyon nach London für morgen um 06.40 Uhr zu reservieren. Der Flug geht via Paris und Sie würden um 09.05 am London City Airport von einem unserer Chauffeure abgeholt werden.
Ihre E-Ticket Nummer lautet AF2384972-87490.
Bitte finden Sie sich spätestens um 06.00 Uhr am Flughafen Lyon Saint Exupéry ein.
Das Interview wird dann um etwa 10.00 Uhr beginnen und dauert voraussichtlich bis 18.00 Uhr abends. Wir werden Ihnen ein Hotelzimmer reservieren, da das Interview am nächsten Tag noch den ganzen Morgen einnehmen wird.
Wir hoffen fest, dass Ihnen diese spontane Möglichkeit für ein Vorstellungsgespräch keine Schwierigkeiten bereitet und freuen uns sehr, Sie morgen kennen zu lernen.
Mit freundlichem Gruss,
James Hickery
Senior Recruitmemt Consultant
Benton and Colleagues
Luc schluckte leer. Dann zückte er sein I-Phone und schrieb eine SMS.
Hoffe Du hast Flying Shark nochmals auf die Wiese gezerrt. Bin in einer halben Stunde bei mir zuhause. Kochst du was? Dann kommen Flying Shark und ich zu Dir ...? Hab eine Überraschung für uns!
☸
New York, 201 Tage bis „Tag X“
Livia öffnete die Augen, die sie wieder instinktiv geschlossen hatte, als der Schuss losgegangen war. Scheinbar konnte man als ungeübte Schützin diesen Reflex nicht unterdrücken. Der Mann lag am Boden. Die beiden jungen Männer waren gerade bei ihm angekommen und starrten in ihre Richtung hoch.
„Ist er tot?“, rief Livia.
Der eine junge Mann hob die Schultern und kniete sich nieder, während der andere dem Schiesswütigen das Maschinengewehr aus den Händen zerrte. Livia schloss das Fenster. Sie rannte aus der Wohnung, die Treppe hinunter und heraus auf die Strasse. Die breite Strasse war immer noch wie leer gefegt.
„Lebt er noch?“, fragte Livia ausser Atem.
Der junge Mann, der jetzt den Baseballschläger und das Maschinengewehr in den Händen hielt, trat einen Schritt zur Seite. Livia realisierte sofort, dass der Mann tot war und verstand im gleichen Augenblick auch, dass sie den Mann getötet hatte. Er lag auf dem Bauch. In seinem Hinterkopf klaffte eine Wunde, aus der dunkelrotes Blut auf den Asphalt floss.
„Du hast unser Leben gerettet! Das war verdammt knapp ...“, sagte der braungebrannte Mann, der immer noch neben dem Terroristen kniete.
Liv stammelte. „Ich hab ihn umgebracht?“
„Das war ein guter Schuss!“, sagte der Mann.
Als er bemerkte, wie bleich Livia war, erhob er sich und stützte sie. „Du hast unzählige Menschenleben gerettet. Wer weiss was passiert wäre, wenn wir ihn nicht gestoppt hätten!“
„Ich wollte ihn nicht umbringen, ich wollte nur, dass er nicht mehr weiter schiesst. Es war so laut. Er hat meinen Freund in dem chinesischen Restaurant dort getroffen. Ich wollte nur helfen. Ich ...“
Livia zitterte.
Aus einer Seitenstrasse hörte man Polizeisirenen.
Der andere Mann, höchstens siebzehn Jahre alt, liess die Waffe und den Baseballschläger fallen und umarmte Livia, so dass sie den Toten nicht mehr sehen konnte.
„Alles wird gut! Ich weiss, wie du dich fühlst. Mein Vater hat vor zwei Wochen einen Amokläufer in einem Supermarkt erschossen. Es ist schwierig es zu verstehen, aber das wird schon wieder ...“, sagte er.
„Scheisswelt!“, sagte der andere.
Kurz darauf sass Livia im Einsatzwagen der Polizei. Eine Polizistin sass ihr gegenüber und schloss die Seitentür des Wagens, weil die Presse bereits aggressiv Bilder schoss und an Livia heran wollte. Ein Arbeitskollege von Livia klopfte stürmisch gegen die Autoscheibe, als hätte Livia nichts anderes im Sinn als ihm brühwarm eine Story zu servieren.
„Liv, was ist passiert? Liv, sprich mit niemandem darüber, die Story gehört LTG, hast du gehört?“
Es war Matthew, ein ambitionierter Reporter, den Livia