Der letzte Aufstand
aber die Seile waren gut geölt. Das Problem war nur die Geschwindigkeit. Yeva realisierte schnell, dass sie sich bei diesem Tempo verletzen würde. Sie nahm ihre Füsse zur Hilfe und presste die Sohlen der beiden Turnschuhe fest gegen das Seil, was das Tempo etwas minderte.
„Siebzig ...“
Guillaume rannte so schnell ihn seine Füsse trugen. Er hatte die Hälfte des Platzes überquert. In seinem Kopf rief er die Pläne des Ritz aus dem Gedächtnis ab. Der schnellste Weg in den Keller war der Lieferanteneingang, der vom Hinterhof aus zu erreichen war. Noch etwa sieben Sekunden, dann würde er das Hotel erreicht haben.
„Vierundsechzig ...“
Yeva war sicher auf dem Dach des Lifts gelandet. Sie war sicher, dass Takashi etwas von der Landung mitgekriegt hatte, weil der Aufprall lärmig gewesen war.
„Der Kunde ist noch fünf Meter von der Belüftungsanlage entfernt.“, tönte es aus dem Begleiter.
Sie riss die Tür der kleinen Öffnung im Liftdach auf. Sie klemmte, war sicher seit Jahren nie geöffnet worden. Wer musste auch in einem gut gewarteten Lift auf das Dach der Kabine klettern? Mit einem Ruck kriegte sie sie auf. Die Lifttür war sich gerade am Schliessen. Jemand hatte den Liftknopf oben gedrückt, so dass der Aufzug jeden Moment die Tür arretieren und dann nach oben fahren würde. Yeva schwang sich Beine voran in die Kabine und schaffte es gerade noch, ihren Fuss zwischen die zugleitenden Türen zu schieben. Die Türen gingen wieder auf. Sie sprang auf den Boden. Mit sicherem Griff nahm sie den Tazer hervor, rannte in Richtung Belüftungsanlage, die noch gute dreissig Meter um die Ecke entfernt war.
„Fünfundfünfzig ...“
Guillaume hatte die Lobby des Hotels durchquert und wollte in den Hinterhof. Die Türe war geschlossen. Kurz entschlossen hob er einen gepolsterten Stuhl hoch, holte aus und warf das Möbelstück in ein Fenster. Kurz darauf war er beim Lieferanteneingang angekommen. Eine Treppe führte in den Keller, wo es einen Verbindungsgang zur Belüftungsanlage gab.
„Siebenundvierzig ...“
Yeva sah die Belüftungsanlage vor sich, doch von Takashi fehlte jede Spur. Sie hörte sofort auf zu rennen, stand ganz still, um ihn vielleicht zu hören. Sie hielt ihren Atem an.
„Wo ist er?“, flüsterte sie in den Begleiter.
Nach einer kurzen Pause kam die Antwort.
„Er hat dich gehört. Er versteckt sich, aber ich sehe nur Dunkelheit, ich weiss nicht, wo er ist. Moment, ich versuch‘s von einem anderen Winkel aus. Bleib, wo du bist.“
„Vierzig ...“
Guillaume stülpte sich während des Rennens die ATO-Binde um den Arm. Nicht, dass er von irgendeinem tapferen Koch oder Portier gestoppt werden würde. Er rannte die Treppe hinunter. Noch zehn Sekunden, rechnete er sich aus. Der Verbindungsgang war dunkel und voll von Rollgestellen, die rumstanden.
„Achtunddreissig ...“
Yeva ging vorsichtig Schritt für Schritt auf die Anlage zu. Sie hatte den Tazer geladen. Zwei Meter trennten sie noch von der Anlage. Aber wo versteckte der Kerl sich? Yeva sah nirgends eine Möglichkeit sich zu verstecken. Höchstens hinter der Anlage, aber dort war es nicht dunkel. Sie machte einen weiteren Schritt vorwärts.
„Hinter der Belüftungsanlage gibt es eine Kammer. Dort ist er.“, kam die Info schliesslich aus dem Begleiter. Doch just in dem Moment hatte Takashi die Tür der Kammer aufgerissen und stürzte auf Yeva los. Takashi schlug wild auf sie ein. Er war trainiert. Yeva wusste vom Studium seines Profils, dass er einen schwarzen Gurt in Shotokan Karate hatte. Sie hatte es versäumt den Tazer abzufeuern, dafür war er zu plötzlich und schnell erschienen. Und jetzt störte die Waffe, die sie immer noch in den Händen trug, mehr als dass sie nützte. Yeva liess den Tazer zu Boden fallen und wehrte die Schläge des Japaners im Rückwärtsschritt ab, so gut sie konnte. Sie versuchte seine Fäuste zu fassen zu kriegen, aber er war zu schnell. Dann wurde sie von einem Sidekick auf den Brustkasten getroffen. Yeva fiel rückwärts. Kurz vor dem Aufprall am Boden sah sie, wie Takashi die Kanüle aus dem Mantel nahm. Er drehte sich einem dicken Schlauch zu, der die umgewälzte Luft dem Hotel zuführte.
„Nein!“, schrie Yeva. Kaum war sie am Boden angekommen, stemmte sie sich wieder hoch und kroch auf allen Vieren auf Takashi zu. Sie wollte sich ihm an die Oberschenkel werfen, damit er den Giftstoff nicht in den Schlauch spritzen konnte. Doch Takashi wich geschickt aus und Yeva krachte ins
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