Der letzte Aufstand
man ihn weckt, also lassen wir ihn die Nacht durchschlafen.“
„Sieht schön aus bei euch!“, meldete Kahil sich zu Wort.
„Ja, man darf sich gar nicht vorstellen was geschehen würde, wenn wir nicht einschreiten würden.“, antwortete Yeva.
„Wir haben vor einer halben Stunde ein globales Update erhalten...“, sagte Luc. „...weltweit wurden heute fünfzehn Terroranschläge vereitelt. Nicht schlecht für den ersten Tag, würde ich meinen!“
„Und bald werden es sechzehn sein ...“, fügte Danielle an.
„Ein guter Job!“, sagte Guillaume.
„Over and Out. Melden uns in fünf“, hörte man Luc.
Sie waren daran ein weiteres Update der Situation vorzunehmen. Würde Takashi Mito den Anschlag wirklich verüben? Hatte er im letzte Moment doch noch Skrupel? Alles war möglich. Schliesslich waren auch Terroristen bis zum Zeitpunkt des Anschlages frei. Erst wenn der Akt begangen war, hörte die Freiheit auf. Das Rad der Zeit konnte niemand zurück drehen.
Nach dem Akt bleibt nur die Konsequenz , hatte Palms in der Schulung wiederholt gesagt.
Der Begleiter hatte dank der modernen Technik praktisch kein Rauschen oder Knacken. Wenn niemand sprach, so war es im Kopfhörer absolut ruhig. Die ATO nutzte ein Netz, welches eine einwandfreie Verbindung garantierte, der Ton digitalisierte nicht und Aussetzer gab es null.
Guillaume zog die Nachtluft tief in sich hinein. Alles sah so friedlich aus. Wie der Schein doch trügen konnte. In der Gesellschaft lauerte eine Aggressivität, wie selten zuvor in der Geschichte der Menschheit.
Der Balkon blickte vom zweiten Stock auf das pompöse Entrée des Ritz. Zehn Meter weiter unten fuhr ein schwarzer Mercedes vor. Ein Mann stieg aus, gab seine Schlüssel dem Portier, öffnete die hintere Türe des Wagens. Heraus kletterten drei Kinder. Zwei Buben und ein Mädchen, das einen Stoffelefanten fest umklammert hielt. Sie verschwanden im Hotelinneren. Ein Grund mehr Takashi an seiner Tat zu hindern, dachte Guillaume.
„Es hat sich nur wenig verändert. Der Kunde kommt von links quer über den Platz geschlendert. Vor ihm sind drei Geschäftsmänner. Ihr Abstand zu Takashi beträgt vielleicht fünfzehn Fuss. Yeva trifft den Kunden in die rechte Schulter. Er geht sofort bewusstlos zu Boden. Guillaume ist drei Sekunden später vor Ort, aber es gibt kein Taxi mehr. Jemand im Hotel hat sich vor kurzem entschlossen, das Taxi auf dem Standplatz für eine Fahrt zu benutzen. Am besten ihr bestellt ein Taxi auf Yevas Namen. Es soll um fünf nach elf dort sein. Das ist wichtig, weil der Fahrer sonst wegen eines Rotlichts erst um viertel nach dort sein wird. Also auf fünf nach und nicht auf zehn nach elf bestellen, ja?“
„Klar, ich bestelle das Taxi auf fünf nach elf.“
„Super, gemäss unserem neusten Update werdet ihr Takashi um eine Minute nach Mitternacht bei Kahil und Lea abgeben. Er wird dann immer noch bewusstlos sein. Job erledigt.“
„Tönt gut.“, sagte Yeva.
„Ist gut.“, kommentierte Luc.
Man hörte wie Danielle Luc einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste. Das tat sie gerne, wie alle während des Trainingscamps letzte Woche herausgefunden hatten. Vor allem wenn sein Selbstwertgefühl mit ihm durchging.
Um 22.50 Uhr machte Guillaume sich auf den Weg. Er verliess das Hotel und ging wie ein Tourist zu dem Monument, das inmitten des Platzes stand. Von dort aus würde er Takashi gut sehen können.
Yeva zog die dicken orangen Vorhänge vor der Flügeltüre zu. Sie setzte sich auf den Biedermeier-Sessel, den sie zum Balkon gezogen hatte. Dann nahm sie die Waffe mit dem optischen Aufsatz und streckte die Waffe durch den Schlitz zwischen den beiden Vorhängen. Von aussen war nichts zu sehen. Durch das Objektiv überblickte sie die Gegend des Platzes, wo Takashi bald auftauchen würde, ohne Probleme.
„Sicht perfekt. B-Team bereit.“ Die Waffe stand auf einem Ständer, so dass Yeva das schwere Teil nicht minutenlang hoch halten musste. Es war dreiundzwanzig Uhr.
„Konditionen wie angekündigt. Platz kaum bevölkert.“, sagte Guillaume. Er schlenderte in die Richtung, aus der Takashi auftauchen sollte und hielt einen Fotoapparat in der Hand, um nicht aufzufallen. Terroristen vor einem Anschlag waren wie angeschossene Raubtiere: hyperaufmerksam mit leichtem Anflug von Verfolgungswahn. Guillaume blieb immer wieder stehen und schoss einige Bilder.
„Noch eine Minute. Es ist dreiundzwanzig Uhr eins.“, klang Danielles Stimme aus dem Begleiter. Yeva hatte den
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