Der letzte Aufstand
Giftgas-Anschlag zu ermorden. Deshalb bist du hier. Unsere Taten haben Folgen. Das ist der Grund. Aber wir sind auf deiner Seite und wir wollen versuchen mit dir zusammen der Sache auf den Grund zu gehen.“
„Fick dich ins Kreuz!“
„Hast du Hunger?“
„Sehe ich so aus?“
„Ein wenig. Ich kann dir auch einen Kaffee machen, falls du so spät nachts noch Kaffee trinkst. Und sonst wartet ein warmes Bett in einem Einzelzimmer mit Balkon auf dich. Wie wär‘s?“
Guillaume, der neben Takashi sass, begann ihn aus dem Auto zu schieben. „Mach mal vorwärts, damit die Polizisten hier Feierabend machen können.“, sagte er.
Takashi bewegte sich. Seine Hände waren hinter dem Rücken zusammen gebunden. Lea erhob sich.
„Ich nehme dir mal die Handschellen ab. Wir werden der Sache zusammen auf den Grund gehen, Takashi!“, sagte Lea noch einmal. Dann trat sie hinter ihn und öffnete die Kevlar-Handschellen. Wider erwarten blieb Takashi ruhig, als seine Hände befreit waren.
„Wo bin ich?“
„Du bist in einem Hotel der ATO.“
„ATO? Was ist das für ein verfluchter Dreck?“
„Die Abkürzung steht für Anti-Terror-Organisation. Wie wär‘s mit Kaffee? Sonst haben wir auch Tee.“, antwortete Lea.
„Grüntee wäre in Ordnung. Scheisse, was tu ich hier?“
Yeva und Guillaume verabschiedeten sich unauffällig, indem sie Lea zu winkten. Sie stiegen wieder in der Wagen, worauf der blaue Renault der Polizei los fuhr. Er rollte die Rampe vor dem Empfangsareal hinunter und verschwand in der dunklen Nacht. Das Areal um das Haus war nachts nicht beleuchtet. Der Scheinwerfer des Polizeiautos streifte zuerst ein Nebengebäude, dann den hohen Zaun, der das Gelände vom umliegenden Land abtrennte.
„Hotel nennt ihr das? Das sieht mir verdammt noch mal nach Gefängnis aus!“, sagte Takashi und deutete auf den Zaun, der jetzt wieder im Dunkeln lag. Er schrie es fast. Jetzt konnte man deutlich Panik in seiner Stimme ausmachen.
Lea klopfte ihm kameradschaftlich auf den Rücken. „Glaub mir, es ist viel mehr ein Hotel, als dass es ein Gefängnis ist. Komm, ich zeig dir dein Zimmer und dann schlürfen wir einen Grüntee, bevor wir schlafen gehen. Es ist schon spät.“
Lea und Kahil hatten Takashis Biographie so gut studiert, wie sich eine Biographie anhand von Eckdaten studieren liess. Sie wussten, dass Takashi eigentlich ein gebildeter Kerl war, auch wenn er sich momentan ganz und gar nicht danach benahm. Er hatte einen Master in Business Administration, er war Kassier des Vereins für Shotokan Karate in Paris, er arbeitete als Marketing Manager für eine französische Firma, die künstliche Kniegelenke herstellte, und er liebte Grüntee, war ein leidenschaftlicher Tee-Sammler. Die Analyse der Daten seiner Kreditkarte hatte ergeben, dass er bereits eine beträchtliche Grüntee-Sammlung haben musste. Jeden Monat gingen etliche hundert Euro seines grosszügigen Gehalts für Grüntee drauf. Er bestellte ihn über das Internet und jedes Mal war es eine andere Sorte.
Lea hatte im Vorfeld seiner Verhaftung drei Sorten Grüntee bestellt und dafür gesorgt, dass es sich um jeweils solche Sorten handelte, die er noch nicht kannte. Wenn das mal nicht sympathieerzeugend ist, hatte sie sich gedacht ...
Takashi schien sich nun plötzlich benehmen zu wollen. Vielleicht hatte der Zaun seine Erinnerung an seine wahre Identität erfrischt. Er folgte Lea ins Innere des Hauses und liess sich von ihr seine Bleibe zeigen.
Laut den Forschungen des A-Teams fand der nächste Anschlag, den das Wachholder-Team vereiteln musste, erst in fünf Tagen statt. Die anderen Teams, vor allem das Wegwarten-Team, das sich um kleine Anschläge kümmerte, hatte zwar täglichen Zulauf, aber beim Team Wachholder stand innerhalb der nächsten Tage nichts mehr an. Das gab Kahil und Lea genug Zeit, sich Jean und Takashi zu widmen.
Am ersten Morgen weckte Kahil die beiden Kunden um acht Uhr. Es gab frisch gebrühten Kaffee, noch warme Croissants, Früchte, Joghurt und Grüntee für Takashi.
Die ersten 48 Stunden waren Schonzeit. Sie dienten den Kunden, sich an zu klimatisieren und somit die grossen Widerstände los zu lassen. In diesen 48 Stunden versuchten Lea und Kahil, so wie alle C-Teams, einfach nur eine gemeinsame Arbeitsgrundlage zu schaffen. Es ging darum Gemeinsamkeiten zu pflegen, wenn möglich zusammen zu lachen, zusammen zu essen und zu trinken, etc. Alles, was gemeinschaftsbildend war, gehörte ins Programm. Je nach Kunde hiess das
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