Der letzte Befehl
Werften erwischen, als wir ursprünglich gehofft hatten. Während also dieser Teil des Unternehmens nicht ganz so erfolgreich war, hat sich der Rest von Oyster Bay als so effektiv erwiesen, dass das diese kleine Einschränkung mehr als ausgleicht. Praktisch der gesamte strategische und taktische Vorsprung der Manticoraner basiert auf deren Fortschritten in der Raketentechnologie. Dass Sie nun deren gesamte Raketenfertigungsstraßen vollständig zerstört haben, stellt für Manticore einen deutlich herberen Schlag dar, als wenn es uns tatsächlich gelungen wäre, sämtliche ihrer noch im Bau befindlichen Neukonstruktionen zu vernichten. Wenn die Manticoraner erst einmal sämtliche ihrer derzeit vorhandenen Raketen aufgebraucht haben, wird es überhaupt keinen Unterschied mehr machen, über wie viele auf Raketengefechte ausgelegte Schiffe sie nun eigentlich verfügen.«
Hier und dort sah er ein Nicken, doch die Mienen zahlreicher seiner Zuhörer waren immer noch deutlich weniger zufrieden als zuvor.
»In der Zwischenzeit«, fuhr Albrecht deutlich forscher fort, »steht das gesamte Alignment in Ihrer Schuld. Wir sind stolz auf Sie, und wir schulden Ihnen mehr, als wir Ihnen jemals werden vergelten können. Das erste Unternehmen der Mesan Alignment Navy war der erfolgreichste Angriff, der jemals in der gesamten Geschichte der Raumfahrt durchgeführt wurde. Was Sie mit nur einer Hand voll Schiffe erreicht haben, ist schlichtweg beispiellos, und Sie haben dabei einem unserer gefährlichsten Gegner einen schweren Schlag versetzt, sowohl was dessen technische Möglichkeiten betrifft, als auch dessen Selbstvertrauen. Ich wünschte, wir könnten Sie alle nach Mesa zurückbringen, um die Paraden und die Feiern zu genießen, die Sie alle sich so redlich verdient haben. Im Augenblick jedoch ist es notwendig, dass wir unsere eigenen militärischen Möglichkeiten im Verborgenen halten. Vor allem die Möglichkeiten, die uns der Spider-Antrieb verschafft. Im Augenblick weiß in der gesamten Galaxis sonst niemand, wer für Oyster Bay verantwortlich war oder wo ein ähnlicher Angriff stattfinden könnte – ganz egal, welche Mutmaßungen auf Manticore derzeit kursieren mögen. Es ist unbedingt erforderlich, dass dieses Unwissen so lange wie nur irgend möglich aufrechterhalten bleibt. So gerne ich also die ganze Galaxis wissen lassen würde, wie stolz ich auf Sie bin, kann ich das nicht tun. Noch nicht. Ich kann es nur Ihnen selbst sagen, und selbst hier fehlen mir die richtigen Worte, um das Ausmaß meines Stolzes angemessen zu beschreiben.
Ladys und Gentlemen der Flotte, schon seit Jahrhunderten haben unsere Vorfahren auf diesen Augenblick hingearbeitet und Pläne entwickelt.« Wieder blickte Albrecht der Reihe nach seinen Zuhörern in die Augen. Wieder sah er, wie sie die Schultern strafften, wieder erkannte er das Funkeln in ihren Augen. »Diese Vorfahren können heute nicht unter uns sein, und so sehe ich mich gezwungen, sie hier zu vertreten. Aber wenn unsere Vorfahren jetzt hier sein könnten, wenn es ihnen möglich wäre, zu Ihnen zu sprechen, dann weiß ich, dass sie ebenso sehr wie ich selbst vor allem eines sagen würden: ›Vielen Dank!‹ Vielen Dank, dass Sie Ihren Mut unter Beweis gestellt haben, Ihre Hingabe und Ihre Sachkenntnis. Vielen Dank, dass Sie endlich den ersten Schritt bei jenem Kreuzzug getan haben, den wir alle seit schon so langer Zeit erhoffen, planen und erwarten.«
»Meinst du, ich habe übertrieben, Ben?«, fragte Albrecht etwa eine Stunde später. Er hatte sich mit Evelina und seinem Sohn zu einem privaten Abendessen zusammengesetzt. Sein Tonfall barg mehr als nur eine Spur Belustigung, doch Benjamin ließ sich davon nicht täuschen.
»Eigentlich, Vater«, erwiderte er sehr ernsthaft, »glaube ich, sie haben genau verstanden, dass du jedes einzelne Wort genau so gemeint hast. Mir ist es auf jeden Fall sofort klar geworden.«
Über den Tisch hinweg blickte Albrecht ihn scharf an. Benjamin erwiderte den Blick völlig ungerührt. Schließlich griff Abrecht nach seinem Weinglas und trank einen Schluck.
»So, jetzt hast du deinen Vater in Verlegenheit gebracht«, schalt Evelina ihren Sohn und lächelte milde. »Weißt du denn nicht, dass der Chief Executive Officer des Mesanischen Alignments eigentlich nicht in Sentimentalitäten ausbrechen sollte, bloß weil die Offiziere der Navy so gute Arbeit geleistet haben?«
»Ach was, Evie.« Albrecht ließ sein Glas sinken und blickte sie kopfschüttelnd
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